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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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Familie rotes Haar hatte. Sophie wollte nichts weiter, als zurück in die ärmliche Wohnung, aus der man sie des nachts entführt hatte.
    Doch nun näherte sich ihr der Mann namens Morlet, der in Wahrheit jedoch kein Mann, sondern ein Vampir war. Ein Hüter noch dazu. Er hatte die Zeichen nicht ernstgenommen. Morlet hatte LeBlanc nicht ernstgenommen, der sich vertrauensvoll an ihn gewandt hatte. Im Gegenteil, er würde ihn kaltblütig töten, weil Morlet Schwäche verachtete. Und dann beging er seine schreckliche Tat in jener Nacht. Denn als er spürte, dass auch er selbst nicht in der Lage war, das Mädchen zu beißen, sosehr er sich auch bemühte, ging er zu LeBlanc und zog den Pflock aus dessen Körper. Dann schleifte er den immer noch wehrlosen Vampir mit sich, befreite brutal einen gefesselten Arm des Kindes, drückte ihm den Holzpflock in die Handfläche und schloss ebenso gewalttätig dessen Finger darum. Danach zerrte er den wehrlosen LeBlanc hoch und stieß so lange mit der Hand des Kindes auf dessen Oberkörper ein, bis die hölzerne Spitze die richtige Stelle getroffen hatte, um LeBlanc letztendlich zu vernichten.
    Die Augen des Kindes waren schreckensweit geöffnet, während all das geschah. Tränen liefen ihm über die Wange, es sprach irgendein kindliches Gebet. Morlet jedoch wisperte nur immer wieder: „Jetzt ist deine Reinheit dahin, du Mörderin. Du bist besudelt, du dreckiges kleines Menschenkind.“
    Sie schüttelte den Kopf, schrie und weinte. Er lachte, denn er wusste, dass er endlich gewonnen hatte.
    Dann beugte er sich über das Mädchen und zerbiss ihm die Kehle. Er kaute auf den geborstenen Knochen und zermalte den Knorpel mit seinen Kiefern, trieb seine Zähne immer wieder neu in die Wunde und hörte das Gurgeln aus ihrer Kehle. Es war das letzte Geräusch, das sie von sich gab. Er badete sein Gesicht in der Fontäne ihres Blutes und ließ es geradezu verschwenderisch den Boden bedecken. Ab und an nahm er ein paar Schlucke, wozu er ihr seine Lippen wie ein Liebhaber direkt auf das zerrissene Fleisch presste - aber eigentlich war er nicht hungrig. Es war nur sein wilder Triumph, den er an ihr stillen wollte. Als der Blutschwall aus der Kehle abnahm, entfesselte er das Kind riss ihm die Kleider vom Leib und zerbiss den wehrlosen kindlichen Körper völlig – ganz so, wie eine reißende Bestie, die er zweifellos auch war. Er hat mit seinen Taten gegen jede Regel verstoßen, gegen die ein Hüter nur verstoßen kann.“
    Ich konnte kaum ertragen, was mir das Mädchen berichtete. Ich hörte den Schmerz der Erinnerung und begriff, dass der Tod genau das zugelassen hatte – er hatte das Kind selbst sprechen lassen; dessen Erinnerungen mit seinen eigenen ergänzt und damit ein Bild des Grauens hochbeschworen, das mir nie wieder aus dem Kopf gehen sollte. Ein junges Leben war vergeudet worden, das zuvor Höllenqualen und schreckliche Angst durchlitten hatte.
    Ich erinnerte mich daran, was es zum Tod gesagt hatte, als er es schließlich holte. Es sagte, es vergebe seinem Mörder, weil nur gute Menschen in den Himmel kämen. Und ich erinnerte mich auch daran, dass der Tod ihm versprochen hatte, es käme genau dorthin und müsse niemals Angst haben, seinem Mörder an diesem Ort wieder zu begegnen. Er hatte Sophie ein Versprechen gegeben, und ich war mir sicher, dass er alles dafür getan hatte, um es zu halten.

    ~8~

    Ich begann langsam zu begreifen, welche Rolle ich in all dem gespielt hatte und immer noch spielte.
    „ Als du das Mädchen holen musstest, hat sich etwas bei dir verändert, richtig?“, fragte ich vorsichtig. Der Tod schwieg.
    „ Ich meine ... du hast über Morlets Tat geurteilt, obwohl es dir nicht zustand.“ Der Tod schwieg immer noch.
    „ Und als er mich tötete, hast du mir ermöglicht, einer seinesgleichen zu werden. Warum? Weil du wusstest, dass ich ihn eines Tages umbringen würde?“
    „ Ja.“
    Nur ein einziges Wort, und das nach meinem ganzen Redefluss. Aber es war ein Geständnis. Der Tod gestand mir, rachsüchtig gewesen zu sein – und ich war sein Werkzeug gewesen. Ich rieb mir die Stirn.
    „ Aber was nun?“, fragte ich dann mit einem Kopfschütteln. Lauter fügte ich hinzu: „Man wird mich dafür bis in die Unendlichkeit quälen. Ich habe einen Hüter getötet und ich wusste nicht einmal, dass er einer war. DU hingegen wusstest es, und hast mich in die Falle laufen lassen.“
    Das Mädchen begann damit, seine Zöpfe wieder zu flechten. Ich starrte es an.

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