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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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Schmollte es etwa? Gerade als der Zorn in mir wuchs, erwiderte es: „Wir werden eine Lösung finden.“ Ich lachte freudlos auf.
    „ Und wie sollte die wohl aussehen? Wir sprechen hier nicht von zwei oder drei aufgebrachten Vampiren. Auch nicht von hundert oder zweihundert. Wir sprechen von jedem verfluchten Vampir auf der ganzen Welt! Sie alle werden Jagd auf mich machen. In ihren Augen habe ich die Rangfolge missachtet und sie alle durch den Mord an Morlet in Gefahr gebracht. Ich habe die Ordnung nachhaltig gestört. Dafür wird man mich bestrafen. Und das Schlimmste ist, dass auch diejenigen Vampire das Recht haben werden, ihre perfide Rache an mir zu vollziehen, die in der Rangfolge ganz unten stehen. Kannst du dir vorstellen, was geschehen wird, wenn diese Kreaturen mich in die Hände bekommen? Ich bin kein Adeliger – niemand mit Stammbaum. Das war ich nie und werde es auch nie sein. Damit konnte ich umgehen. Aber nun stehe ich ganz unten. Niemand hat mehr einen niedrigeren Rang als ich. Es wird nie wieder auch nur eine Minute geben, in der ich nicht gepeinigt werde.“
    „ Jetzt übertreib mal nicht“, ließ das Mädchen sich lapidar vernehmen. Augenblicklich loderte der Zorn der Verzweiflung in mir hoch. Meine Stimme klang dementsprechend aufgebracht.
    „ Ich soll nicht übertreiben? Kein Wort davon war übertrieben! Und das weißt du verdammt noch mal genauso gut wie ich!“
    Die Wut wandelte sich in Panik. Hektisch traf ich eine Überlegung.
    „ Also gut. Mir bleibt nicht viel Zeit, um mich zu entscheiden. Wenn ich denen in die Hände falle, werde ich nicht mehr die Möglichkeit haben selbst zu bestimmen, was mit mir geschehen soll. Ich hatte es fast geschafft, mich durchs Verhungern auszulöschen. Es wird mir noch einmal gelingen. Immerhin habe ich nur ein wenig Blut aus deinem Körper genommen. Es kann nicht lange dauern, bis ich erneut die Grenze erreiche. Und dann möchte ich, dass du mich mitnimmst. Wohin auch immer.“
    Ich hatte meinen Entschluss gefasst. Für mich war er unumstößlich und sehr mutig. Das Mädchen runzelte die Stirn, in bester Gör-Manier sagte es dann: „Die Idee ist blöd.“
    „ Blöd?“, echote ich.
    „ Ja, blöd. Naiv, dumm, einfältig. Kurzum: bescheuert. Außerdem möchte ich gerne mal klarstellen, dass du nicht mein Werkzeug warst. Ist ja nicht gerade so, als hätte ich dich gezwungen, Morlet zu töten. Das war deine Entscheidung. Und ich bin mir sicher, du hattest nicht wenig Freude an seiner Hinrichtung.“
    Ich schluckte. „Das tut doch gar nichts mehr zur Sache. Ich möchte mich auch nicht mit dir streiten, wie schwer deine Schuld in der Sache wiegt. Ich möchte nur, dass du mich mitnimmst, bevor mich einer der anderen Vampire zu fassen bekommt. Könntest du es nicht gleich tun, damit wir ganz sichergehen?“
    Es war mein Ernst. Für den Tod musste es doch eine Möglichkeit geben, mir zu helfen, ohne dass ich warten musste, dass das zu mir genommene Blut aufgebraucht war. Und ich wusste ziemlich gut, dass anderenfalls erneut die Quälerei losgehen würde, denn von nun an würde es wieder Tage dauern, bis ich dem Tode nahe wäre. Und dabei stand er doch gleich vor mir! Warum also nicht dieser Deal?
    „ Ich kann dich nicht einfach mitnehmen. Das geht nicht.“
    „ Dann bring mich wenigstens in die Zwischenwelt. Vielleicht wächst Gras über die Sache, wenn man mich nicht findet.“
    Die Idee war mir gerade erst gekommen, und schien plötzlich sehr reizvoll zu sein. Lieber das absolute Nichts, als unendliche Qual, oder?
    „ In der Zwischenwelt ist kein Platz.“
    Ich riss die Augen auf. „Wie kann das sein?“
    „ Nun ... ich habe Morlet dorthin gebracht. Und ähm ... vergessen.“
    Ich glaubte ihm kein Wort. Also, genauer gesagt glaubte ich schon, dass er Morlet dort hingebracht hatte, aber dass er ihn versehentlich vergessen hatte, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Es war Absicht gewesen ... todsicher!
    „ Warum hast du ihn nicht übergeben, damit er seine gerechte Strafe erhält. So etwas gibt es doch nach dem Tod, oder etwa nicht?“ Ich wusste, dass meine Frage höchst ungebührlich war. Der Tod machte eine vage Geste.
    „ Angenommen, es gäbe so etwas – was ich nicht sage! Und angenommen, über Morlet würde von höherer Stelle gerichtet werden – was ich nicht sage! Dann könnte es sein, dass diese höhere Macht entscheidet, dass er als Hüter immerhin so viel geleistet hat, dass es seine Schuld aufwiegt. Wer weiß schon, was

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