Verräterische Gefühle
mit einem kleinen Lächeln auf den anbetungswürdigen, weichen Lippen, die noch von seinen Küssen geschwollen waren.
Sie war wirklich die optimistischste und lebensbejahendste Person, die er je kennengelernt hatte. Selbst das Grauen seiner Kindheit hatte sie nicht abschrecken können. Sie hatte sich von ihm lieben lassen, weil sie glaubte, endlich den wahren Nathaniel gesehen zu haben.
Und das war die größte Katastrophe, weil er den echten Nathaniel Wolfe vor zwanzig langen Jahren begraben hatte und nicht den leisesten Drang verspürte, ihn je wieder zum Leben zu erwecken.
7. KAPITEL
Ein vorwitziger Sonnenstrahl, der sie an der Nase kitzelte, weckte Katie. Mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen rekelte sie sich genüsslich, öffnete die Augen und erstarrte. Das Bett neben ihr war leer. Nathaniel war gegangen.
Und sie hatte er weiterschlafen lassen …
Unter der Dusche überlegte Katie flüchtig, ob das eher eine rücksichtsvolle Geste war oder ob Nathaniel die Nacht mit ihr schon bereute. Da sie zu keinem befriedigenden Ergebnis kam, schob sie die unsinnigen Gedanken rasch beiseite und gab sich lieber dem wohligen Gefühl hin, begehrt und geliebt worden zu sein. Und, was für sie sogar noch mehr zählte: Nathaniel hatte ihr endlich Vertrauen entgegengebracht und ihr von seiner belastenden Vergangenheit erzählt.
Als sie kurz darauf die Terrasse betrat, sagte Katie sich, dass es albern war, so nervös zu sein, nur weil sie in der letzten Nacht miteinander geschlafen hatten.
Nathaniel stand an der Brüstung, mit dem Handy am Ohr. Sein dunkles Haar glänzte im Sonnenschein, den Blick hielt er auf einen Punkt in der Ferne gerichtet. Überwältigt von seiner charismatischen Ausstrahlung fühlte Katie ihr neu erworbenes Selbstbewusstsein schwinden.
Er sah aus wie ein Superstar.
Hatte sie die Ereignisse der letzten Nacht vielleicht nur geträumt?
Mit klopfendem Herzen wartete sie, bis sein Gespräch beendet war. „Du hättest mich wecken sollen“, sagte sie, als er sich schließlich zu ihr umdrehte. „Ich wollte gar nicht so lange schlafen.“
„Ich musste einige wichtige Telefonate erledigen“, erklärte er knapp. „Wie sich herausgestellt hat, ist mein Agent jeden Cent wert, den ich ihm zahle. Die Situation in London hat sich geklärt, alles läuft wieder normal.“ Höflich reserviert schob er ihr einen Stuhl zurecht. „Kaffee?“
Die Enttäuschung über sein distanziertes Verhalten nahm ihr fast den Atem. Sollte das bereits alles gewesen sein? Eine einzige Nacht der Vertrautheit? Vielleicht nur geboren aus Schwäche und Verzweiflung oder weil sie so einen immensen Druck auf Nathaniel ausgeübt hatte? Der spürbare Graben zwischen ihrer heimlichen Hoffnung und der Realität schockierte Katie regelrecht.
„Kaffee wäre großartig, danke.“
Höflich und formell. Zwei Menschen, die gezwungen waren, sich eine Insel zu teilen. Und kein Liebespaar, das es kaum abwarten konnte, sich wieder nackt und voller Leidenschaft auf zerknitterten Laken zu lieben.
„Nimm dir frisches Obst und von den köstlichen Pfannkuchen“, ermunterte Nathaniel sie. „Und dann müssen wir uns auch schon sputen. Der Helikopter wird in spätestens einer Stunde hier sein.“
„Helikopter?“ Katie stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab, ohne auch nur daran genippt zu haben. „Wir fliegen nach London zurück?“
„Nein, wir verlassen nur die Insel und werden noch ein paar Tage in Rio verbringen.“ Nathaniel checkte die E-Mails auf seinem Handy, als handele es sich um einen ganz gewöhnlichen Arbeitstag. Wollte er sie damit vielleicht auf ihren Platz verweisen, weil er seine Schwäche, die ihn erst zum Reden und dann in ihr Bett getrieben hatte, schon bereute?
Ärger und Frust mischten sich mit Schmerz und Scham, wobei sich Katies Wut in erster Linie gegen sich selbst richtete. Lernte sie denn nie dazu?
„Warum fliegen wir nach Rio?“
„Ich habe genug davon, auf dieser Insel gefangen zu sein. Das ist selbst mir auf die Dauer zu eintönig.“
Womit er meine These nicht nur bestätigt, sondern noch toppt!
Mit einem Ruck schob Katie ihren Stuhl zurück und stand auf. „Na besten Dank! Wie heißt die Rolle, die du heute Morgen spielst? Gefühlloser Bastard?“
Nathaniels Blick wurde wachsam. „Ich verstehe nicht …“
„Nicht? Seltsam, du bist doch der Profi, was Schauspielkunst betrifft. Hättest du beschlossen, den galanten Liebhaber zu mimen, hättest du mich zumindest mit einem zärtlichen Lächeln
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