Verraeterisches Herz
nachdem Alicia in seinen Armen eingeschlafen war, lag Francesco wach und genoss es, ihren Körper an seinen geschmiegt zu spüren. Wie oft hatte er davon geträumt? So viel Zeit war verschwendet worden, doch jetzt war endlich alles gut. Nun, da sie sich ihm ganz hingegeben hatte, würde er sie nie wieder gehen lassen.
Plötzlich riss ihn ein lautes Getöse aus seinen Träumereien. Die Glocke über der Eingangstür des castellos wurde geläutet. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und schlüpfte in seine Kleider. Rasch sandte er Alicia ein beruhigendes Lächeln, die ebenfalls erwacht war.
„Francesco! Wer, um alles in der Welt, veranstaltet diesen Krach?“
„Genau das werde ich herausfinden“, erwiderte er ruhig. „Du bleibst hier, amore .“
Aber sie war bereits aufgestanden. „Wenn du gehst, gehe ich auch.“
Er fasste sie bei den Schultern und schüttelte den Kopf. „Nein, ich gehe allein … Gran Dio! “, rief er, als das Läuten wieder begann.
Seine Anweisungen ignorierend, schnappte Alicia sich ihren Morgenmantel und folgte ihm.
„Lass mich rein! Ich weiß, dass Alicia hier ist! Du kannst sie nicht gegen ihren Willen festhalten, du Mistkerl!“, ertönte plötzlich eine ihr bekannte Stimme.
Gareth!, stöhnte Alicia entsetzt auf. In der Halle schob Francesco gerade Giacomo beiseite und öffnete die Tür. Ein wild aussehender Gareth stürmte herein.
„Ich will Alicia sehen“, keuchte er. „Wo ist sie?“
„Buona sera“ , sagte Francesco höflich. Er nickte Giacomo zu, der die große Eingangstür wieder schloss.
„Was zur Hölle …?“ Die Hände zu Fäusten geballt, wirbelte Gareth herum. „Du glaubst, du kannst auch mich einsperren? Was hast du mit Alicia gemacht?“
„Es geht ihr gut“, versicherte Francesco ihm und hatte gerade noch Zeit, dem Schlag auszuweichen, mit dem Gareth sich auf ihn stürzen wollte. Im Gegenzug versetzte er ihm einen Hieb gegen die Brust, was Gareth die Balance verlieren und zu Boden taumeln ließ.
Hastig sprang Alicia aus ihrem Versteck und rannte die Treppe hinunter. Sie erreichte die Halle, als Gareth verwirrt den Kopf schüttelte und aufstand. Dann stieß er einen Schrei aus und stürmte wieder auf Francesco zu.
„Gareth Davies, hör sofort mit dem Unsinn auf“, befahl sie in einem Tonfall, der ihn wie angewurzelt stehen bleiben ließ.
Freudestrahlend ging er mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. „Gott sei Dank! Bist du in Ordnung, Liebes? Ich bin gekommen, um dich hier rauszuholen und nach Hause zu bringen.“
Alicia fühlte so viel Zuneigung und Mitgefühl in sich aufsteigen, dass sie es kaum übers Herz brachte, seiner Umarmung auszuweichen. „Gareth“, sagte sie mit fester Stimme. „Ich bin aus meinem eigenen freien Willen hier. Und ich bleibe für den Rest meiner Ferien.“
Er ließ die Arme sinken. „Was?“ Dann warf er einen vernichtenden Blick in Francescos Richtung. „Etwa bei ihm?“
„Ja. Bei Francesco.“ Sie warf ihrem Ehemann einen warnenden Blick zu. Der verhielt sich nämlich verdächtig still, als könne er sein Temperament kaum noch zügeln. „Wir haben uns versöhnt.“
„Nein! Bist du verrückt geworden?“ Gareth wurde kreidebleich. „Alicia, das kannst du nicht tun! Du gehörst doch zu mir!“
„Das siehst du völlig falsch“, warf Francesco ein. „Alicia ist meine Frau. Und sie ist zu mir zurückgekommen, ich werde sie niemals gehen lassen!“
„Ich gehöre nur mir selbst“, fuhr sie die beiden an. „Und jetzt ist Schluss mit dem Macho-Gehabe. Benehmt euch wie zivilisierte Menschen.“
Aber Gareth, angestachelt von Francescos arroganter Bemerkung, holte schon wieder mit der Faust aus. Alicia warf sich dazwischen. Im letzten Augenblick stieß Francesco sie beiseite. Ohne Deckung bekam er die volle Wucht des Schlages ab und fiel bewusstlos zu Boden.
Nur langsam kam Francesco zu sich. Seine Frau flehte ihn inständig an, mit ihr zu reden. Blinzelnd schaute er in ihr tränennasses Gesicht. Sein Kopf lag auf ihrem Schoß. Zu seiner Überraschung saß sie, gegen ein Tischbein gelehnt, auf dem Boden der Eingangshalle, die auf einmal voller Menschen zu sein schien. Gareth kniete neben ihm. Hinter ihm hatte sich Giacomo mit drohender Miene aufgebaut.
„Francesco!“, rief Alicia fast hysterisch. „Sprich mit mir, Liebling.“
„Was … soll … ich sagen, amore ?“, brachte er krächzend hervor.
Gareth tat einen zitternden Atemzug. „Geht es dir gut?“
„Natürlich geht es ihm nicht gut“, fuhr
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