Verräterisches Profil
Augen.
Daniel bewegte sich immer heftiger in ihr. Sein lautes Atmen ging in ein Stöhnen über, welches den Raum erfüllte. Ihre Hände suchten seinen Po. Sie öffnete die Augen. Alles drehte sich. Ihr war schwindelig, allerdings nicht vor Lust. Das hier war so unfassbar falsch. Wie hatte sie einen solchen Fehler begehen können? Sie wollte ihn stoppen. Sie verkrampfte sich und drückte seinen Po hinunter. Daniel stöhnte lauter denn je. Danach ließ er sich auf ihren Körper fallen. Presste ihr die Luft aus den Lungen.
Beate hatte das Gefühl zu ersticken, während er ihr ins Ohr atmete. Diese Empfindung wurde nicht nur durch sein Körpergewicht ausgelöst, sondern auch von Gedanken an Sebastian. Warum hatte sie das zugelassen? Warum war sie schwach geworden? Es passte nicht zu ihr, einer Schwäche nachzugeben.
Endlich erhob er sich, glitt aus ihr heraus. Er flüsterte etwas davon, wie schön es gewesen sei. Anscheinend bekam er von ihrer Verzweiflung nichts mit.
Beate beobachtete, wie er das Kondom abstreifte und auf den Rollcontainer legte. Ihr Blick wurde von dem benutzten Gummi angezogen. Eine Ahnung beschlich sie.
Die Öffnung des Kondoms ragte über den Rand. Das zähflüssige Sperma verteilte sich in dem Präservativ, ein kleiner Tropfen fiel zu Boden.
Die Ahnung verwandelte sich in Gewissheit. Beate stand vom Bett auf, griff hastig nach ihrer Kleidung. In Daniels Augen las sie Überraschung. Offenbar registrierte er erst jetzt, was in ihr vorging.
»Ich muss hier raus!«
»Beate!«, flehte Daniel.
»Es war ein Fehler«, murmelte sie verzweifelt.
»Nein!« Auch Daniel schwang die Beine von der Matratze. »Ich brauche dich.«
»Ich habe eine Familie.« Inzwischen hatte sie ihren Slip und die Hose übergestreift. Nun folgten BH und Bluse. Zunächst befürchtete sie, dass er versuchen würde, sie festzuhalten, doch stattdessen sackte er schluchzend zusammen.
Sie stopfte die Socken in die Schuhe, ehe sie diese in die Hand nahm. Barfuß verließ sie seine Wohnung. Als sie die Wohnungstür zuzog, hörte sie ein letztes hilfloses »Nein« von ihm. Eilig zog sie Strümpfe und Schuhe an.
Nachdem Beate einige Kilometer gefahren war, parkte sie ihren Wagen am Straßenrand.
In ihrer Erinnerung sah sie Sperma, das langsam aus einem Kondom tröpfelte. In ihrer Fantasie hockte ein Mann auf einer brutal zugerichteten Frau und schüttete Sperma aus einem Präservativ auf deren Gesicht.
Aber war es seine eigene Samenflüssigkeit? Handelte es sich bei dem Ejakulat, das die Polizei an den Tatorten gefunden hatte, um das eines Tatbeteiligten?
Mark suchte nach einer anderen Erklärung für die übereinstimmenden Spermaspuren.
War das die Lösung?
Nach einer Weile startete sie den Motor ihres Autos. Ihre Konzentration auf den Straßenverkehr litt auf dem Heimweg allerdings unter dem einen Bild, das ihr ständig vor Augen schwebte: Sperma tropfte aus einem Kondom auf ein misshandeltes Gesicht.
23
Beate hatte es so eingerichtet, dass sie allein mit Mark sprechen konnte, da sie fürchtete, Robert könnte ihr das schlechte Gewissen anmerken. Dessen Gerichtstermin, bei dem er in einem anderen Fall aussagen musste, kam ihr daher sehr gelegen.
Erneut diskutierte sie mit dem Professor die bekannten Fakten und lenkte das Gespräch auf die Frage, was die Sperma-Übereinstimmung bedeutete.
»Darüber zermartere ich mir den Kopf«, meinte Mark verdrießlich. »Ich weiß nicht, ob die Theorie eines anwesenden zweiten Täters haltbar ist. Die beiden Partner müssten ein Vertrauensverhältnis zueinander haben, wie ich es mir bei dieser Art von Mord nur schwer vorstellen kann.«
»Mir ist gestern Abend eine andere Möglichkeit eingefallen.«
Mit einer kreisenden Bewegung seiner linken Hand forderte er sie zum Weitersprechen auf.
»Gehen wir mal davon aus, dass dieser Geschäftsmann von einem Callboy im Streit getötet wurde.«
»Okay. Und weiter?«
»Dessen Sperma wird auch bei den Familienmorden gefunden.«
Mark glaubte, verstanden zu haben. »Deiner Vermutung nach bezahlt der Mörder den Prostituierten, damit dieser ihn auf den nächtlichen Streifzügen begleitet? Das haut nicht hin. Dem Mitwisser wäre doch Tür und Tor für eine Erpressung geöffnet. Und denk an die ausgesetzte Belohnung.«
»Lass mich bitte ausreden. Du hast nur in einem Punkt recht. Ich glaube, er leistet sich die Dienste eines Professionellen, weil er dessen Samenflüssigkeit braucht. Sie praktizieren Safer Sex , nach dem Akt gibt der Killer
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