Verräterisches Profil
kniete sich vor sie hin und nahm dabei eine unterwürfig wirkende Haltung ein. Seine Stirn lehnte er an ihre Schulter. Sie streichelte sein halblanges, weiches Haar und erinnerte sich an früher, als er neben ihr im Bett gelegen hatte, nah an sie gekuschelt. Mit dieser einen unerwarteten Erinnerung kam die nächste zurück: Er roch noch wie früher. Sie hatte seinen holzig-frischen Geruch geliebt. Unvermittelt war ihr Kopf erfüllt von unterschiedlichen Gedanken, die wie Sternschnuppen auftauchten und ebenso schnell verschwanden. Der aktuelle Ermittlungsfall belastete sie bis an ihre äußerste Grenze; es gab kaum eine Nacht, in der sie vernünftig durchschlief. Je länger die Jagd nach dem Mörder dauerte, desto mehr litt ihr Privatleben darunter. Sie konnte abends nicht mehr abschalten und die Zeit mit Anastasia genießen. Momentan war sie keine gute Mutter. Hinzu kamen die unnötigen Reibereien mit Sebastian. Seine Flucht nach Leipzig war sicher auch eine Kapitulation vor dieser Situation. Seit Anas Geburt waren sie viel seltener intim miteinander als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Anfangs hatte sie geglaubt, dass es mit dem Stress zusammenhängen würde, dem junge Eltern zwangsläufig ausgesetzt waren. Dann diente die abendliche Erschöpfung als Grund, Schwierigkeiten in diesem Bereich nicht zu hinterfragen. Jetzt die ungelösten Familienmorde. Doch hier, in Daniels Nähe, fragte sie sich, ob das nicht mittlerweile nur noch eine vorgeschobene Erklärung war.
Der Sex mit Daniel war intensiv und unbeschwert gewesen. Unbeschwertheit. Das war der Zustand, nach dem sich Beate sehnte. Körperlich konnte sie Sebastian derzeit nicht locker entgegentreten. Wie ein Raubtier lauerte er darauf, mit ihr ins Bett zu gehen. Nicht als Ausdruck ihrer Liebe, sondern als Bestätigung für ihn.
Aber mit Daniel würde sie es unbekümmert angehen können.
Gegen eine innere Stimme ankämpfend, die sie vor den Konsequenzen warnte, berührte sie mit ihren Lippen flüchtig seine schwarzen Haare. Eine harmlose Geste unter Freunden.
Eine weitere Beschönigung, wie sie feststellte, da sein Geruch eine Welle der Lust in ihr auslöste.
Wieder küsste sie ihn. Diesmal war es keine flüchtige Berührung mehr.
Sie spürte seinen Mund an ihrem Hals. Er wusste also noch, an welcher Stelle sie besonders erregbar war. Als er sie leicht biss, erschauderte ihr Körper.
Fallen lassen. Endlich fallen lassen. Hier bot sich ihr die Chance. Ihre Lippen vereinigten sich zu einem leidenschaftlichen Kuss, der alle quälenden Gedanken vertrieb. Daniel war schon immer ein verdammt guter Küsser gewesen, hatte sie dadurch manchmal regelrecht willenlos gemacht.
»Komm mit ins Schlafzimmer«, flüsterte er eine Weile später. Er stand auf und hielt ihr eine Hand hin.
Ein letzter Zweifel nagte an ihr. Noch war es nicht zu spät. Noch war nichts passiert. Oder war das nur eine weitere Schutzbehauptung?
Sie streckte ihm eine Hand entgegen. Halb zog er sie hoch, halb stand sie auf. Daniel lotste sie ins Schlafzimmer, auf das Bett. Sie musste nichts tun, denn er hatte vollständig die Initiative übernommen. Während er ihr die Bluse aufknöpfte und den BH öffnete, küssten sie sich erneut. Kurz darauf wanderte seine Zunge zu ihren Brustwarzen, was ihr einen wohligen Seufzer entlockte. Er liebkoste ihren Bauchnabel, knöpfte ihre Hose auf und erwartete lediglich, dass sie ihren Po anhob. Die weit geschnittenen Hosenbeine erleichterten ihm die Arbeit. Zügig zog er ihr den Slip und die Strümpfe aus. Nun war sie nackt. Daniel küsste ihre Schamlippen, leckte sie. Beate legte ihm eine Hand auf den Kopf. Fast bereit, ihn sanft wegzudrücken. Alles zu beenden. Aber es fühlte sich so gut an. Seine Zunge bewegte sich schneller. Es war wie früher. Als wären sie keinen Tag voneinander getrennt gewesen.
Ihre Erregung wuchs, bis er sich einen Augenblick von ihr löste.
»Bleib entspannt liegen«, wisperte er.
Beate beobachtete ihn beim Ausziehen. Dann holte er aus einem silberfarbenen Rollcontainer neben dem Bett ein Kondom hervor, das er hastig überstreifte. Er befeuchtete seine Finger mit Spucke, die er auf ihrer Klitoris verrieb.
Genießerisch sog sie die Luft ein und streckte ihm erwartungsvoll den Unterkörper entgegen. Er drang in sie ein, stieß langsam zu.
Obwohl er vorsichtig war, spürte Beate eine Veränderung, die sie zunächst nicht wahrhaben wollte. Im verzweifelten Versuch, Unbeschwertheit zu genießen, schloss sie die
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