Verrat der Finsternis
Und alle hatten eindeutig Angst vor ihm.
Ihr Tegan war nicht wie diese Kreaturen. Das hier waren Monster aus einem Albtraum – also genau das, was sie Tegan anfangs unterstellt hatte. Anstatt sich jedoch von ihrem Gefährten abgestoßen zu fühlen, verstand sie jetzt, was ihn in sein Exil und die Einsamkeit getrieben hatte. Er gehörte genauso wenig zu diesen Dämonen wie sie.
Das Lager der Fomorianer lag der Burg lächerlich nah, es war in einer Schlucht aufgeschlagen worden. Plötzlich fiel Aine wieder ein, was Maev im Sterben gesagt hatte. Die Krieger wissen es! Sie wissen es! Die Fomorianer hatten die Zentaurin getötet, und die Krieger der Wachtburg wussten, dass sie hier waren. Außer Edan. Aine wusste tief in ihrem Herzen, dass er nicht korrumpiert worden war. Deshalb hatten sie ihn getötet.
Hart packte Nuada sie am Arm und zog sie zu einem zeltähnlichen Bau, der von mehreren Fomorianern bewacht wurde.
„Heilerin, ich erwarte, dass du sie so lange am Leben hältst, wie es nötig ist, um die Jungen zu gebären.“ Er schob sie hinein und warf ihre Medizinkiste hinterher.
Aine blinzelte und versuchte, in der plötzlichen Helligkeit zu sehen. In dem opulent dekorierten Zelt brannten unzählige Kerzen. Frauen lagen auf Kissen, nippten an Wein und knabberten Gebäck. Aine erkannte einige von ihnen. Es waren die Frauen, die sie bei ihrer Ankunft auf der Wachtburg nicht beachtet hatten. Und sie alle waren schwanger.
„Oh, gut. Du bist endlich da!“ Eine blonde Hochschwangere grüßte Aine hoheitsvoll. „Mir ist ein bisschen unwohl, und der Wein hilft nicht. Du musst mir etwas gegen die Schmerzen geben.“
Aine starrte sie fassungslos an. Nur mühsam schaffte sie es, ihre Angst und ihre Abscheu herunterzuschlucken. Diese Kreaturen da draußen waren nicht Tegan, genauso wie sie selbst nichts mit diesen Frauen hier gemeinsam hatte. „Du bist schwanger mit dem Kind eines Fomorianers.“
„Natürlich.“
„Warum?“, fragte Aine und gab sich nicht länger Mühe, ihren Ekel zu verbergen.
Der Blick der Blonden wurde kalt und böse. „Das geht dich nichts an. Du bist hier, um uns zu dienen.“
„Wir setzen eine neue Spezies in die Welt“, sagte eine plumpe Rothaarige verträumt. „Eine Armee, die uns und unseren wunderschönen, dreigesichtigen Gott verehren wird.“
Aine wurde schlecht. Sie beteten das Böse an und schwelgten darin.
„Ruhe! Sie ist nur hier, um unsere Schmerzen zu stillen.“ Die Blonde warf Aine einen hasserfüllten Blick zu. „Los, brau uns etwas zusammen! Oder soll ich Nuada rufen und ihm sagen, dass wir dich doch nicht brauchen?“
Aine nahm einige Opiate aus ihrer Kiste und konzentrierte sich dabei nur auf einen Satz, den sie stumm wieder und wieder vor sich her sagte: Tegan, sei vorsichtig, aber komm zu mir …
18. KAPITEL
Tegan kam mit der nächsten Abenddämmerung.
Sein Schwert glitt durch die Baumwollplane des Zelts, und Aine hörte das zischende Geräusch. Er hielt die Plane zurück und reichte ihr die Hand. Aine warf einen letzten Blick auf die betäubten Frauen, ergriff seine Hand und kehrte ihnen den Rücken zu. Sie sprachen kein Wort, bis sie das Lager der Fomorianer weit hinter sich gelassen hatten.
„Wusstest du von ihnen?“ Aine sah ihn an und schlang die Arme um ihren Oberkörper, wie um sich gegen einen Schlag zu wappnen.
„Ich wusste, dass meine Leute sich dem Bösen ergeben haben. Ich wusste, dass ein Angriff auf Partholon geplant wurde. Aber ich wusste nichts von den Frauen.“
„Sie sind tot“, sagte Aine monoton und ohne ein Gefühl zu zeigen.
„Die Frauen?“
„Ich habe sie umgebracht. Sie waren alle wahnsinnig. Ich habe ihnen einen leichten Tod geschenkt, bevor sie noch mehr Dämonen in diese Welt bringen können.“
Tegan schüttelte verzweifelt den Kopf. „Du hättest nicht töten dürfen. Auf diese Weise vergiftet die Dunkelheit dich.“
„Und was hätte ich sonst tun sollen?“ Aine kämpfte nicht länger gegen die Tränen an. „Weglaufen? Mich verstecken?“ Sie ging um ihn herum und stieß ihn dann mit beiden Händen an der Brust an. Tegan machte keine Anstalten, sich zu verteidigen. „Du bist nicht wie sie! Du bist kein Dämon, aber du hast weniger als nichts getan. Du bist nicht geblieben, um zu kämpfen. Du hast das Böse gewinnen lassen.“
Leer erwiderte er: „Wäre ich geblieben, wäre ich zu dem geworden, was sie jetzt sind. Die Dunkelheit hat sie infiziert. Ich bin gegangen, weil ich ohne Dunkelheit leben
Weitere Kostenlose Bücher