Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
Baedeker. Und dann: »Schaffen Sie Vesta her!«
Der Techniker vergrößerte die Darstellung auf einem taktischen Hologramm. Es zeigte ein Kombinationsbild aus den Daten der öffentlich zugänglichen Sensoren, des Abwehrsystems und der Verkehrsleitstelle. Je ein nicht identifizierter Lichtpunkt raste auf jede der Naturschutzwelten zu. Zwei näherten sich Hearth. Den Ausgangspunkt der Lichtpunkte stellte ein Icon dar, das für ein Schiff des Direktorats stand, die Remembrance .
Es gab kein Direktoratsschiff dieses Namens.
Einen Augenblick stand Baedeker nur wie betäubt da und starrte die unerwartet schnell aufgezogene neue Bedrohung an, die auf die Weltenflotte zuraste. Nein, »zuraste« war nicht ganz der richtige Ausdruck. Nur weil die Schiffe schon so nah waren, schienen sie so schnell. Das waren keine kinetischen Waffen.
»Wieso sind diese Eindringlinge erst innerhalb der Singularität von den Instrumenten erfasst worden?« Vor Unglauben zitterte Baedeker. Er konnte nicht fassen, was gerade geschah: dass Schiffe der Gw’oth – denn wer sollte das sonst sein? – vor der eigentlichen Hauptflotte vor Hearth eingetroffen waren. Dass die Abwehrautomatik sich erst noch aktivieren musste. »Ach, egal! Abwehrautomatik einschalten!«
Vesta traf ein; seine Mähne war aufwendig frisiert, ganz so, als wollte er in Kürze einer Zeremonie beiwohnen. Mit beiden Köpfen deutete er auf das taktische Display. »Der Krieg ist zu uns gekommen«, intonierte er unheilvoll.
»Warum feuern unsere Abwehrsysteme nicht?«, heulte Baedeker.
Auf der anderen Seite des Raumes huschten über eine Diagnostik-Konsole zahlreiche kleine Einzelbilder. Der dortige Techniker sang laut auf, die zweite und vierte Harmonie seiner Stimmen verrieten unverkennbar Überraschung: »Die Eindringlinge übermitteln Authentifizierungscodes des Direktorats!«
»Deaktivieren!«, schmetterte Baedeker sofort. »Notfalls Automatik abschalten und selbst zielen!«
»Eine Nachricht über den öffentlichen Kanal«, fiel ihm Vesta in die Akkorde.
»Hier spricht Achilles«, begann die Übertragung.
Aber doch nicht jetzt! , hätte Baedeker blöken mögen. Doch er zwang sich zuzuhören.
»... die Regierung kann Herde und Heimatwelt nicht vor der herannahenden Flotte der Gw’oth schützen. Auf ausdrücklichen Wunsch des Ältestenrats der Experimentalistenpartei bin ich zurückgekehrt, wenn auch widerwillig, um die Pflichten des Hintersten zu übernehmen. Geben Sie mir jede Unterstützung bei der Machtübergabe, und Herde und Heimatwelt sind wieder sicher! Bleiben Sie zu Hause oder ...«
»Drehen Sie diesem herdenlosen Ausgestoßenen den Ton ab!«, krakeelte Baedeker. Die Lichtpunkte der Eindringlinge, die mittlerweile sogar schon mit einfachen Teleskopen auf der Oberfläche von Hearth auszumachen sein dürften, hatten sich auf dem taktischen Display jetzt in flache, zylindrische Icons verwandelt. Ganz eindeutig Schiffe der Gw’oth. »Warum eröffnen unsere Abwehrsysteme nicht das Feuer?«
»Ein Anruf über das Notfall-Kommunikationsnetzwerk des Direktorats«, posaunte Vesta. »Jetzt schon zwei Anrufe. Vollständig verschlüsselt.«
»Mit wessen Authentifizierungscodes?«, fragte Baedeker.
»Beide verwenden meinen Code«, sang Vesta seine Erwiderung.
Baedeker starrte ihn an. »Ich nehme den ersten Anruf an. Legen Sie ihn auf den Lautsprecher!«
»Ist Baedeker da?«, fragte Achilles’ nur allzu vertraute, verhasste Stimme.
»Der Hinterste ist hier, ja«, sang Baedeker eisig zurück. »Wenn Sie der Konkordanz helfen wollen, dann machen Sie gefälligst diesen Kanal frei!«
»Nur ich kann die Konkordanz jetzt noch retten! Sie lassen den Raum evakuieren – ich nehme an, Sie befinden sich im Kommandobunker.«
»Warum sollte ich das tun?«
Achilles stieß einen belustigten Pfiff aus. »Ihre Sensoren dürften Ihnen doch gleich sechs gute Gründe dafür anzeigen! Und jetzt schicken Sie zum Wohle der Herde alle anderen aus dem Raum, bevor Sie den zweiten Anruf annehmen.«
Innerlich zählte Baedeker bis zwanzig. »Erledigt.«
»Er lügt«, sang Vesta.
Baedeker starrte ihn an. Jetzt war der Verrat endlich offenkundig.
»Lassen Sie den Raum evakuieren, Baedeker! «, trompete Vesta.
Die Meeresstrom befand sich auf dem Weg zu Naturschutzwelt Fünf und stand schon kurz vor dem Eintritt in die Atmosphäre, als der Funkspruch über den abgesicherten Kanal angenommen wurde.
»Wir sind Ol’t’ro«, verkündeten Ol’t’ro an Bord des Schiffes.
»Hier spricht
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