Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
allein. Er synthetisierte sich eine Portion warmen Karottensaft. Denn Karottensaft hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn.
Nun, zumindest normalerweise.
Achilles war zu gefährlich, um ihm öffentlich den Prozess zu machen, und hatte zu gute Beziehungen, um ihn einfach verschwinden zu lassen. Daher also ein Geheimprozess. Es würde keinen unparteiischen Schlichter geben, der den Vorsitz hätte, keine dicken Akten mit Präzedenzfällen, kein Konzil aus Herdengefährten, die das Beweismaterial durchgingen. Zeugen für und gegen Achilles würden ihre Beweise vorlegen, ihre Aussagen herausschmettern, sämtliche mildernden Umstände anführen. Der Hinterste, der als Gnadeninstanz nur der Würde seines Amtes verpflichtet war – und, natürlich, den pragmatischen Erwägungen, die ihm seine Politik diktierte –, würde das Urteil fällen.
Der Hinterste war die höchste Instanz; gegen seine Entscheidung gab es keine Berufung.
»Wir sind so weit«, verkündete ein in der Decke verborgener Lautsprecher.
Nessus stellte sein Getränk ab. Er brauchte nur zwei Schritte bis zur einzigen Stepperscheibe im Vestibül, und im nächsten Augenblick stand er auch schon im Gerichtssaal. Baedeker hatte rittlings auf einer zeremoniellen Liege Platz genommen, flankiert von hochrangigen Würdenträgern der Konkordanz und engen Mitarbeitern: die herrschende Elite der Konkordanz. Achilles saß dem Hintersten genau gegenüber, die Haltung trotzig.
Nessus war viel zu sehr damit beschäftigt, dieses Bild in sich aufzunehmen, als dass er bemerkt hätte, wer ihn zur Zeugenbank geleitete. Er setzte sich.
»Bitte nennen Sie Ihren Namen!«, sang Baedeker die förmlichen Worte.
Nessus sang seinen vollen, formellen Namen.
»Sie sind vor Gericht erschienen, um gegen den Angeklagten als Zeuge aufzutreten?«
»Ja, genau aus diesem Grund«, erwiderte Nessus.
»Dann legen Sie dem Gericht jetzt Ihre Zeugenaussage vor!«
Mit Unterstützung von Videoaufzeichnungen der Sicherheitskameras gab Nessus bedächtig und methodisch die Ereignisse wider: Achilles’ Rettung aus dem Wrack der Argo , die Entdeckung der Großen Bibliothek, Achilles’ Plan, die Aegis zu zerstören und ihre Besatzung zu töten.
Achilles wehrte sich gegen jeden einzelnen Anklagepunkt – allerdings nicht in der Art und Weise, die Nessus erwartet hatte. »Ich habe nie allein gehandelt«, intonierte Achilles mehrmals, mit jeder Wiederholung manischer und nachdrücklicher. »Andere wissen das, wussten alles. Andere hier im Saal. Denn die Gefahr, die von den Gw’oth ausgeht, muss eliminiert werden!«
Die Gefahr, die von Achilles’ Drohgebärden den Gw’oth gegenüber erst geschürt worden war. Aber die Politik den Gw’oth gegenüber stand heute gar nicht zur Diskussion. Wenn dieser Prozess zu einer außenpolitischen Debatte verkäme, könnte es passieren, dass Achilles das Gericht doch noch als freier Bürger verließe.
Nessus spielte das Video noch einmal ab, das Achilles dabei zeigte, die Zerstörung der Aegis vorzubereiten. »Und so wollen Sie die Gw’oth abschrecken? Indem Sie einen Bürger ermorden?«
»Wir können den Gw’oth mit Technologie aus der Großen Bibliothek Einhalt gebieten«, schmetterte Achilles verächtlich. »Sie haben sie doch noch, oder nicht?«
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, hatte Nessus sie nicht mehr. Während einer einsamen Wache auf der Fahrt nach New Terra – Louis hatte geschlafen und Achilles immobilisiert in Stasis gelegen – hatte Nessus die aufgefundene Pak-Hardware über Bord gehen lassen. Er hatte sich zugleich und auf demselben Weg des Autodocs von Carlos Wu mit seiner ganzen gefährlichen, weil höchst fortschrittlichen Nanotechnologie entledigt. Alles war mit einem nach Codeeingabe aktivierbaren Transponder versehen, und Nessus könnte, wenn nötig, das Treibgut ohne große Mühe wiederfinden. Das würde er auch tun – sobald Achilles schuldig gesprochen wäre und im Gefängnis säße und sämtliche Regierungsstellen von seinen Handlangern gesäubert wären. Aber niemand im Saal, nicht einmal Baedeker, wusste von dieser Vorsichtsmaßnahme. Es schien Nessus am besten, die Information mit niemandem zu teilen.
»Beantworten Sie lieber die Frage!«, forderte Nessus.
»Andere haben teil an meinem Handeln. Andere hier im Saal.« Achilles reckte die Hälse kerzengerade in die Höhe und starrte arrogant auf jene herab, die über sein Schicksal entschieden.
Nessus beendete seine Zeugenaussage, stand Rede und Antwort auf die Fragen der
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