Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
Terra?«, fragte Louis. New Terra befand sich auf dem gleichen Kurs wie die Weltenflotte: in Richtung galaktischer Norden. Das war der kürzeste und schnellste Weg, um die Galaxis zu verlassen. Sobald sie erst einmal oberhalb der Hauptebene der Galaxis wären, könnten sie den Kurs ändern und vor der Explosion des galaktischen Zentrums flüchten, ohne ständig anderen Sonnensystemen ausweichen zu müssen – und deren Bewohnern.
»Nessus hat mir eine Karte gezeigt, auf der in dieser Richtung eine neue Gw’oth-Kolonie verzeichnet war. Das hatte etwas damit zu tun ...« Louis zögerte, weil er sich erinnerte, wie sehr sich der Puppenspieler scheute, mit Sigmund über diese Mission zu sprechen. »... warum Nessus mich rekrutiert hat.«
Alice runzelte die Stirn. » Wir wissen nichts von einer solchen Kolonie. Entweder schicken die Puppenspieler wieder eigene Kundschafter aus, oder unsere Kundschafter erstatten nicht über alles Bericht, was sie finden.«
»Wann wurde diese Kolonie entdeckt?«, fragte Sigmund.
»Keine Ahnung.« Nachdenklich rieb sich Louis das Kinn. »Ich nehme aber an, allzu lange kann das noch nicht her sein. Wegen dieser Entdeckung ist Nessus ja auf die Suche gegangen nach ... na ja, letztendlich nach mir.«
Sigmund stieß ein böse klingendes Lachen aus. »Zum einen das. Zum anderen aber hat er das auch getan, weil er wusste, dass ich mich weigern würde, New Terra in irgendwelche Affären der Konkordanz zu verwickeln. Aber kehren wir erst einmal zu Ol’t’ros Nachricht zurück. Fortsetzen, Jeeves.«
»Wir haben die Heimatwelt verlassen«, fuhren Ol’t’ro fort, »um frei zu sein. Der Dynast, von dem wir uns befreit haben, wünscht unsere Rückkehr. Deswegen hat er das hier getan.«
Louis hatte schon von terrestrischer Biologie nicht sonderlich viel Ahnung. Die nun folgende Erklärung über fremdartige biologische Gegebenheiten erforderte mehrere Pausen, damit Jeeves die Informationen übersetzen beziehungsweise vereinfachen und veranschaulichen konnte. Damit Louis dann auch noch zu begreifen in der Lage war, welche gewaltigen Datenmengen zu verarbeiten waren, wollte man neue Lebensformen entwickeln, war eine weitere längere Abschweifung erforderlich. Anscheinend ging Gentechnologie selbst über die geistigen Fähigkeiten eines 16-plex-Verstandeskollektivs hinaus.
Aber schließlich hatte Louis alles begriffen. Damit war auch klar, worauf das Ganze hinauslief. »Biologische Kriegführung. Ol’t’ro benötigen Computer, um biologische Abwehrmaßnahmen zu entwickeln.«
Betont gleichgültig ließ Sigmund den Blick über den Raum schweifen.
Also ging die Prüfung weiter. »Die gleichen Computer«, fuhr Louis fort, »könnte man auch dazu nutzen, einen Gegenangriff auf Ol’t’ros Feinde zu starten. Wir könnten uns mitten in einem interstellaren Krieg der Gw’oth wiederfinden.«
(Über dieses »wir« musste Alice schmunzeln, wie Louis nicht entging. Ein gutes Zeichen. Aber hier und jetzt war nicht die Zeit, das zu kommentieren.)
»Und?«, forderte Sigmund ihn zum Weitersprechen auf.
Räder inmitten von Rädern inmitten von Rädern ... Der Versuch, so zu denken wie Sigmund, brachte Louis eine ordentliche Portion Kopfschmerz ein. »Da stellt sich doch die Frage, wie Ol’t’ros Feinde ihren Angriff mit Biowaffen überhaupt bewerkstelligt haben. Verfügen die Gw’oth auf Jm’ho über Computer?«
»Sehr einfache Modelle, ja«, antwortete Alice. »New Terra unterhält Handelsbeziehungen mit einigen der führenden Nationen auf Jm’ho. Wir haben ihnen wasserdichte Abwandlungen unserer Taschencomps verkauft. Und die haben die Gw’oth zweifellos mittlerweile nachgebaut und verbessert. Aber wir wissen nichts über Rechner, die leistungsfähig genug wären, um damit Gentechnologie zu gestatten.«
»Vielleicht haben die Gw’oth solche leistungsstärkeren Computer von den Puppenspielern?« Louis schüttelte den Kopf. »Nein, nein – ich ziehe die Frage zurück! Die Gw’oth kennen die aktuelle Position der Weltenflotte. Die Konkordanz hätte ihnen wohl kaum Technologie zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe die Gw’oth zu einer potenziell noch größeren Bedrohung für Heimatwelt und Herde avancieren könnten.«
»Wenn New Terra hier nicht hilft und Ol’t’ro die Wahrheit sagen«, warf Alice nun ein, »könnten Ol’t’ro zu dem Schluss kommen, ihre Feinde müssten die entsprechenden Computer von uns haben.«
Louis wippte mit dem Stuhl; sein Verstand arbeitete auf Hochtouren.
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