Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
sind?«
»Bei unserer letzten Begegnung«, erwiderte Sigmund, »haben mich Ol’t’ro in der Leere des Raums zurückgelassen. Na ja, eigentlich hatten sie Baedeker zurücklassen wollen. Man könnte es so sehen: Was Ol’t’ro anging, war es präventiver Selbstschutz, Baedeker zurückzulassen, während ich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.« Kurz huschte ein bitteres Lächeln über Sigmunds Gesicht. »Das Problem kenne ich schon. Wie dem auch sei, ich trieb also durch das All und war ganz auf mich gestellt, von Baedeker abgesehen – aber der befand sich die ganze Zeit über in Stasis. Und es war eine verdammt lange Zeit.«
Hatte da gerade in Sigmunds Gesicht ein Muskel gezuckt? Ein nervöser Tick? Eine sonderbar menschliche Schwäche für jemanden, den Louis immer noch für ein Genie des Bösen hielt. »Aber warum haben sie sich dann überhaupt identifiziert? Warum haben sie nicht einfach einen neuen Namen für sich erfunden?«
»Von der Einleitung abgesehen war diese Nachricht verschlüsselt – und das aus Gründen, die Sie schon bald verstehen werden. Ol’t’ro selbst waren sozusagen der Hinweis, den ich brauchte, um mir den erforderlichen Dechiffrierungsschlüssel herzuleiten.« Einen Augenblick lang biss Sigmund fest die Zähne zusammen, doch der nervöse Tick ließ sich damit nicht unterdrücken. »Ihre letzten Worte, bevor sie unseren Schiffsrumpf zerlegten, waren ›Es tut uns leid‹.«
»Eine General-Products-Zelle!«, setzte Alice erläuternd hinzu.
Wie konnte man denn eine GP-Zelle zerlegen? Gut, irgendwie hatte es auch Louis geschafft, den Rumpf der Argo zu pulverisieren. Aber dazu hatte er die Aegis gebraucht und eine ganz bestimmte Position zur Argo . Nessus hatte ihm nie erklärt, worauf genau er im Rumpf der Argo eigentlich gezielt hatte. Und was genau dann passiert war.
Angenommen, die Aegis wäre seinerzeit weniger optimal positioniert gewesen. Was wäre dann passiert? Keine völlige Zerstörung? »Lassen Sie mich raten: Die Gw’oth haben mitten im Schiff eine Hyperraum-Blase erzeugt?«
Erstaunt blinzelte Sigmund. »Ihre Familie, Louis, zeigt beunruhigenden Einfallsreichtum, wenn es darum geht, unzerstörbare GP-Zellen zu zerstören.«
Was hätte Louis darauf erwidern sollen? Er versuchte es erst gar nicht. Stattdessen blickte er sich mit frisch geweckter Aufmerksamkeit im Raum um. Auf jeder Welt, die er je aufgesucht hatte, wäre dieser Raum bestens als Besprechungsraum für leitende Angestellte durchgegangen. Aber nur fast. Die Proportionen des Raumes, das Verhältnis von Höhe und Länge der Wände zur Decke und zueinander, der auffallend grazile Tisch – das alles war ... sonderbar. Louis vermutete, hieran ließe sich der Einfluss ablesen, den Schönheitsbegriffe der Puppenspieler auf das Leben der New Terrans hatten.
»Abspielen der Aufzeichnung fortsetzen«, forderte Louis an.
»Sehr wohl, Sir.«
Zu Beginn hatte das Bildmaterial die Nahaufnahme einer Eiswelt gezeigt. Dann erweiterte sich allmählich das Blickfeld vom Zoom in die Totale. Ein Gasriese und seine anderen Monde wurden erkennbar. Louis fühlte sich ein wenig betrogen. Er hätte gern Gw’oth gesehen.
»Offensichtlich sind Ol’t’ro ein Gw’otesht«, sagte er. »Mit wie vielen Einheiten?«
Es kam ihm vor, als wäre bereits eine Ewigkeit vergangen, seit er sich mit den Gw’oth befasst hatte. Dieser Gedanke brachte ihn zu einer anderen Frage, die ihn umtrieb. Wo blieb eigentlich Nessus? Von Tag zu Tag fragte sich Louis mehr, ob er sich nicht hier auf New Terra niederlassen sollte, zusammen mit Alice. Nicht, dass er mit ihr darüber schon gesprochen hätte. Das wäre doch ein wenig arg früh gewesen.
»Sechzehn«, erklärte Jeeves.
Die Aufzeichnung ging weiter. »Sie werden sich an Jm’ho erinnern, Sigmund. Jm’ho ist eine wunderschöne Welt, zumindest unseren Begriffen nach. Aber wir sehen Jm’ho nicht mehr als unsere Heimat an. Und das, Sigmund, ist der Grund, warum wir Kontakt mit Ihnen aufgenommen haben.«
»Pause«, befahl Sigmund Jeeves. »Die Nachricht kam aus dem Nirgendwo. Als wir das Signal zurückverfolgten, fanden wir nur ein einziges mögliches Objekt als Ausgangspunkt: eine Staubwolke, die etwa zwei Lichtjahre von New Terra entfernt ist. Falls das Signal ursprünglich aus dem Sonnensystem von Jm’ho abgestrahlt wurde – und ich will keinesfalls behaupten, das sei so –, dann muss es über Hyperwellenrelais umgeleitet worden sein.«
»Kam das Signal aus einer Region vor New
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