Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Ich nehme an, du begreifst jetzt, falls du wenigstens ein
bißchen Bescheid weißt über die Besitzverhältnisse bei der Nosiop-Chemie. Emma
Gisen-Häpplich ist die Senior-Chefin, sitzt zwar auf dem Altenteil, redet aber
ihrem lieben Sohn, dem Direktor Günter Gisen-Häpplich, immer noch dazwischen.
Außerdem erzählt sie Agathe alles, was das Werk betrifft. Und Agathe erzählt’s
uns, weil sie sonst keinen Gesprächsstoff hat. Wie es so ist bei alten Leuten:
Entweder sie erzählen dir das gestrige Fernsehprogramm oder den Stuß von anno
Tobak (früher).“
    „Aha!“ nickte er. „Und? Liege ich
richtig mit meinem Plan?“
    „Ich glaube, ja“, sagte Magda. „Wahrscheinlich
schätzt du auch den Direktor Gisen-Häpplich richtig ein. Der ist verwundbar,
wenn’s um seine Giftstoffe geht. Da hat er eine ganz dünne Haut.“
    Zufriedenheit überzog Lohmanns Gesicht
wie Creme. Er schnüffelte an seinem Schnaps, bevor er ihn runterkippte.
    „Du willst also den Tankwagen entführen“,
Magda legte den Kopf schief. „Natürlich nicht allein.“
    „Natürlich nicht. Ein Kumpel hat
Vorarbeit geleistet. Bert Gnaski war früher ein guter Mann. Jetzt ist er schon
ein bißchen... Na, es wird schon klappen.“
    Er sah die beiden an, als erwarte er
ein Hilfsangebot. Aber sie schwiegen.
    Magda leckte wieder ihr Glas aus. Dann:
„Und wo versteckt ihr die Giftkutsche?“
    Es hatte keinen Sinn mehr, Teile seines
Plans zurückzuhalten. Lohmann entschloß sich zum absoluten Vertrauen.
    „Im Höllental. Kennt ihr sicherlich.
Ist auf kurzem Wege zu erreichen, wenn wir den Wagen auf der Autobahn
geschnappt haben. Gnaski kennt sich dort aus. Es gibt da einen Stollen, der in
den Felsen getrieben ist. Vor Jahrzehnten sollte das ein Tunnel durch den Berg
werden. Wurde dann überflüssig wegen der Fertigstellung der Autobahn, aber der
Stollen ist immer noch da. Gnaski sagt, er reiche so an die 80 Meter in den
Felsen rein. Und sei breit und hoch genug, um den Tankwagen aufzunehmen. Vorn
ist der Stollen verbarrikadiert — zugeschalt mit Brettern und so. Wegen
Einsturzgefahr. Kinder könnten drin spielen, obwohl dort Abfälle gären und
Ratten wie im Schlaraffenland leben. Jedenfalls — wir entfernen die Bretter,
verstecken den Tankzug, machen vorn wieder dicht — und noch ein bißchen dichter
als vorher, damit auch bestimmt keiner reinlinst. Dann leiern wir die
Erpressung an, und am nächsten Tag sind wir reich.“

    „Wenn es so schön gelaufen ist“, sagte
Magda, „werden wir dir und Gnaski gratulieren.“
    „Ich bedanke mich im voraus.“ Er
schenkte sich Schnaps ein.
    Zwischen Magda und Nicole flogen Blicke
hin und her — mit Lichtgeschwindigkeit. Stummes Einverständnis. Sie wußten
bereits, was sie wollten.
    „Leider ist Gnaski, wie ich schon
andeutete, etwas taperig“, befand Lohmann über seinen Komplicen. „Wenn ihr eine
guten Mann habt, würde ich den mit reinnehmen — für entsprechenden Anteil. Hah?“
    Magda schüttelte den Kopf. „Dafür weiß
ich niemanden.“
    „Ich auch nicht“, sagte Nicole.
    Nanu! Verließ sie der Schneid? Lohmann
blickte in diese und in jene Veilchenaugen, konnte aber nichts feststellen.
    Auch gut! Es wäre nur ein
Entgegenkommen gewesen, seinerseits. Da er sie zwangsweise hatte einweihen
müssen in seinen Plan, hätte er auch gegen direkte Beteiligung nichts
eingewendet. Aber wenn sie nicht wollten...
    Jetzt ging es noch um den
Schweigegeld-Anteil — oder wie immer sie das nennen wollten.
    „An welche Summe dachtet ihr denn?“
erkundigte er sich. „Ich meine, ihr gehört ja nun dazu. Dir, Magda, bin ich
seit damals verpflichtet. Nicole ist dein Ebenbild. Ich habe euch ins Herz
geschlossen. Da gebe ich gern.“
    Wenn sich’s in Grenzen hält, setzte er
in Gedanken hinzu.
    Diesmal bedurfte es keiner
Blick-Verständigung zwischen den Damen.
    „Das wäre ja das Schärfste“, meinte
Magda, „wenn wir dir einen Mitwisser-Anteil aus dem Kreuz leiern. Wir sind doch
keine Erpresser. Nein, Ottmar! Du schuldest uns nichts. Was zwischen uns damals
war, ist vergangen. Wenn du - nach erfolgreichem Coup — mir und Nicole ein
kleines Geschenk machst, sei dir das unbenommen. Aber, bitte, nicht mehr als
einen Blumenstrauß. Oder eine Flasche Champagner. Das wäre reichlich genug.“
    Er glaubte zu träumen. Hatte er richtig
vernommen? Waren die beiden nicht ganz dicht — unter ihren honigblonden Locken?
Sie beanspruchten nichts. Das war der Gipfel der Bescheidenheit — und ein Mount
Everest

Weitere Kostenlose Bücher