Verrat im Höllental
(höchster Berg der Welt) der Dummheit. Aber bitte sehr! Wenn die
zufrieden waren mit ihrem Eierlikör — und dem kargen Erlös aus der
Fälscher-Pinselei!
„Wenn’s geklappt hat“, versprach er
atemlos, „tanze ich an mit ‘ner Kiste Champagner — und allen Rosen des
Spätsommers.“
„Das wird ein Fest“, lächelte Magda.
Nicole stand auf, sagte, sie werde sich
jetzt in der Küche ein Quarkbrot mit Schnittlauch bereiten, und reichte dem
verblüfften Lohmann die Hand.
„Ich verabschiede mich schon mal, falls
du nicht mehr da bist, wenn ich aus der Küche zurückkomme.“
Ob es ihn vielleicht auch nach
Quarkbrot mit Schnittlauch gelüste, fragte sie nicht.
Magda war satt vom Eierlikör.
Nachdem er sein Glas geleert hatte,
räumte Lohmann das Feld. Er küßte Magda — aber nicht so leidenschaftlich wie
früher und auch nur auf die Wangen.
„Morgen komme ich wieder“, drohte er
an. „Ihr seid so bezaubernd. Durch euch beide, Magda, erwacht mein Familiensinn.
Daß ich Weib und Kind entbehre, wird mir jetzt schmerzlich bewußt. Eine Familie
wie euch beide — mein Gott! Das wäre was für den Lebensabend. Und wie
anspruchslos ihr seid, wie bescheiden! Wie billig ihr mich kommt.“ Er lachte. „Champagner
und Rosen. Andere würden versuchen, mir das Fell über die Ohren zu ziehen.“
Als er gegangen war, kam Nicole aus der
Küche.
Über den Rand ihrer Brotschnitte hing
der Quark wie eine winterliche Dachlawine.
„Es ist kein Schnittlauch mehr da,
Mutter.“
„Nimm doch Zwiebeln.“
„Damit ich danach rieche, was?“
„Ist nicht schlimmer als bei
Schnittlauch. Fred stört sich sowieso nicht daran.“
Gemeint war Friedrich Petullje, Fred
genannt, ein übler Bursche, den Nicole seit Jahresfrist als ihren Verlobten
betrachtete.
Er wohnte nicht weit von hier und stand
fünf Minuten — nachdem Nicole ihn telefonisch verständigt hatte — vor der Tür.
Er wirkte älter als 26, war sehr groß
und wie aus Stahldraht gebaut. Von seinen grünen Augen behauptete er, daß er
damit auch in finsterster Nacht sehen könnte. Seine braunen Locken überließ er
alle drei Wochen der Feinschnittschere des namhaftesten Frisörs in der Stadt.
Mit der Rasur nahm er es nicht so genau. Der Stoppelbart kratzte zwar, wenn
Nicole mit ihm schmuste. Aber die Bartschatten gehörten nun mal zu seiner
wilden Erscheinung.
Er war nur fünf Jahre zur Schule
gegangen, dann über ein Jahrzehnt mit einem Zirkus umhergereist — als
Tierpfleger. Inzwischen machte er sein Geld als Unternehmer, besaß nämlich drei
Billard-Salons in der Stadt. Dort trafen sich Unterwelt-Typen und solche, die
es unbedingt werden wollten.
Schweigend hörte er sich an, was ihm
Mutter und Tochter — nicht ohne Aufregung — erzählten.
„Hört sich gut an“, sagte er
schließlich durch den linken Mundwinkel. „Fetter Fisch, den ihr da am Haken
habt. Gut, gut, wirklich, Mädchen gut! Fragt sich, an welcher Stelle wir
einsteigen.“
„Laß den Idioten die Dreckarbeit machen“,
schlug Magda vor, „wir sind zur Stelle, sobald das Lösegeld anrollt.“
„Vielleicht läßt es sich so einrichten“,
steuerte Nicole ihre Heimtücke bei, „daß Lohmann auffliegt, nachdem wir ihm den
Kies abgenommen haben. Dann sind die Bullen zufrieden und suchen nicht länger.
Höchstens nach dem erpreßten Geld. Aber alle glauben, das hätte er, Lohmann,
irgendwo versteckt, unauffindbar. Uns gibt’s gar nicht. Denn nicht mal Lohmann
wird ahnen, daß wir dahinter stecken. Ist dein Job, Fred! Laß dir was
einfallen!“
Er runzelte die Stirn. Vorschriften von
Weibern — das hatte er nicht gern. Auch nicht von seiner süßen Nicole. Andererseits
wußte er genau, wie gerissen die beiden waren.
„Mal sehen!“ meinte er vage. „Vielleicht
so. Vielleicht anders. In jedem Fall steuern wir den Zaster in unsere Taschen.
Ihr müßt mit dem Alten in Verbindung bleiben. Damit wir wissen, wann und wie wo
was läuft. Sonst was neues?“ .
„Ich male nicht mehr“, lächelte Nicole.
„Das kam so...“
7. Wer stahl Emmas Puderdose?
Im Kaufhaus ging es zu wie in einem
Bienenstock — besonders jetzt, zehn Minuten vor Geschäftsschluß. Das Personal
war in Gedanken schon daheim. Die Damen an den Kassen legten ruckartig die
antrainierte Freundlichkeit ab.
Gaby schleppte die 10-Kilo-Tüte
Hundekuchen. Sie wog mindestens einen halben Zentner, fand sie. Und wurde von
Minute zu Minute schwerer. Aber für ihren Oskar scheute Gaby keine Last.
Scharen von Käufern
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