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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ist ja auch kein Wunder, denn du hast mich vor langer Zeit einmal vor deiner verrückten Familie gewarnt.»
    «Ach.» Neklas machte eine wegwerfende Handbewegung. «Das war ja noch gar nichts. Warte bis zum nächsten Frühjahr. Wenn Mutter tatsächlich eine oder zwei meiner Schwestern mitbringt, wirst du dich nach Feidgins ruhiger Art zurücksehnen. Auch wenn ich zugeben muss, dass die letzten beiden Wochen durch die beiden Todesfälle und Griets Entführung recht aufregend waren.»
    Adelina kicherte und kuschelte sich an seine Schulter. «Dann sollten wir darauf achten, dass wir im nächsten Frühjahr nicht wieder in eine Mordgeschichte verwickelt werden, nicht wahr?»
    «Und wie willst du das anstellen?»
    Adelina überlegte. «Ich könnte Reese schwören lassen, mich nie wieder in einer solchen Angelegenheit um Rat zu bitten.»
    Neklas lachte leise. «Aha, und was willst du gegen deine Neugier tun, wenn sie sich, wie ja schon so oft, als zu große Plage erweisen sollte?»
    «Das weiß ich nicht», gab Adelina lachend zu.

24
    «Lina, warum hat Ziska ihre ganzen Bettsachen in Vaters Kammer gebracht?» Vitus saß, seine Katze auf dem Schoß, auf der Stiege, als Adelina mit einem Korb Gemüse aus dem Garten hereinkam. Sie hatte heute die Apotheke etwas früher geschlossen und mit den Mädchen die Gemüsebeete gejätet. «Und dann hat sie auch noch Ludowigs Stiefel reingetragen», fuhr Vitus vorwurfsvoll fort.
    Sorgsam stellte Adelina den Korb neben sich ab. «Weißt du, Vitus, das ist jetzt Franziskas Kammer, weil darin ein größeres Bett steht. Sie und Ludowig schlafen dort ab sofort gemeinsam.»
    Vitus’ Miene zeigte höchstes Erstaunen. «Aber sie sind doch gar nicht geheiratet.»
    Adelina schmunzelte. «Verheiratet, meinst du. Nein, das geht auch nicht. Knechte und Mägde können einander nicht heiraten. Sie haben doch gar kein Geld, um einen Hausstand zu gründen.»
    Stirnrunzelnd versuchte Vitus, diesen Zusammenhang zu verstehen. «Aber warum schlafen sie dann zusammen?»
    «Nun, weil sie sich gern haben und es so möchten.»
    «Aber sie zanken immerzu!», protestierte Vitus.
    Adelina nickte. «Das ist richtig. Aber man kann sich auch gern haben und trotzdem zanken.»
    «So wie du und Neklas?»
    Verblüfft sah sie ihn an.
    Er grinste. «Mit Fine zanke ich mich nie.» Dann wurde seine Miene wieder ernst. «Ich will aber nicht, dass Ludowig schlecht zu ihr ist. Dann werde ich nämlich böse!»
    «Er wird bestimmt immer gut zu ihr sein», versuchte Adelina ihren Bruder zu beruhigen. Er konnte sehr schnell aufgebracht werden, und dann wusste man nie, wie er reagierte.
    «Da pass ich aber auf!», sagte er mit Bestimmtheit.
    «Du hast Franziska auch sehr gern, nicht wahr?», fragte sie vorsichtig.
    «Klar hab ich sie lieb», erklärte er ohne Umstände. «Aber mich kann sie ja auch nicht heiraten. Ich bin ihr zu dumm.» Er lächelte. «Ludowig ist nicht dumm. Deshalb mag sie ihn lieber. Aber ich passe trotzdem auf!»
    «Tu das.» Adelina strich ihm sanft über die Wange. Dass er sich selbst und die Welt um sich herum so klar wahrnahm, hätte sie niemals vermutet. «Und sie hat dich auch lieb, nur auf eine andere Art.»
    «Hm.» Er streichelte der Katze über den Kopf, deren Schnurren daraufhin noch lauter wurde. «Fine mag aber nur mich am liebsten», sagte er im Brustton der Überzeugung.
    Adelina hob ihren Korb wieder auf. «Wie ist es, hilfst du mir, das Gemüse zu putzen? Ich mache uns einen schönen Eintopf.»
    «Mit Hammelfleisch?»
    «Nein, Vitus, ohne Hammelfleisch. Heute ist Freitag», antwortete sie und erinnerte sich plötzlich an ein Gespräch mit ihrem Vater vor langer Zeit. Damals hatte er ihr die gleiche Frage gestellt. Wehmütig dachte sie anjenen Abend vor fast zwei Jahren zurück. Und mit einem Mal war ihr, als stehe ihr Vater neben ihr und lächele ihr auf seine gutmütige Art zu.
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HISTORISCHER ANHANG
    Nachdem zuerst der Erzbischof von Köln, Friedrich III. von Saarwerden, und wenig später auch König Wenzel die neue Stadtverfassung anerkannt hatten, hofften die Kölner auf ruhigere Zeiten. Doch die gestürzten Patrizier, die bis zum Aufstand der Gaffeln den Stadtrat beherrscht hatten, ließen nichts unversucht, die alte Ordnung wiederherzustellen.
    Für meine Geschichte habe ich einigen der bekanntesten Rädelsführer noch ein paar weitere Untaten angedichtet, was mir die noch lebenden Nachfahren dieser Geschlechter verzeihen mögen.
    Überlieferte Tatsache ist, dass

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