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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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in die gewaltige Pranke, und die dicken Finger schlossen sich darum. Tygoth trat in die Kammer, holte die kleine Lampe aus der Nische neben der Tür, stapfte damit zu Mama Bechos Hintertür, öffnete sie und zündete die Lampe an der dahinter an, dann kehrte er zurück, wobei er die Flamme mit der Riesenhand schützte. Mit größter Vorsicht trat er wieder ein und setzte die Lampe ab.
    »Sicher«, erklärte Tygoth mit rumpelndem Brummen und ging weiter, den Knüppel gegen die Wände klopfend.
    Mradhon blickte dem schlurfenden Schatten nach, dann trat er ein und verriegelte die Tür. Sicher.
    Nun hatte er also ein Silberstück, das seinen schrumpfenden Kupfermünzen Beistand leistete, und einen Riegel vor der Tür für die Nacht. Aber er dachte, daß dieser Moram und seine Schwester noch heute nacht ihre Unterkünfte wechseln und sich nicht mehr sehen lassen würden.
    Aber die Hoffnung blieb ihm, und das war mehr, als er noch gestern gehabt hatte.
    In der Sicherheit seiner Kammer löschte er die Dochte, mit Ausnahme des Nachtdochts, und hoffte auf Schlaf. Doch er wußte, daß er wieder träumen würde.
    Wie immer.
    Ischade säuselte der Wind vom Fluß und stob durch die herumliegenden Abfälle. Er träumte, daß sie diesmal durch die Gassen Abwinds wandelte, ihr schwarzes Gewand unbeschmutzt, und der Gestank allüberall wurde zu ihrem höchsteigenen Geruch: einer Mischung aus dem von Blut und längst verdörrten Blumen oder unbenutzten staubigen Hallen.
    Mehr als einmal wachte er schweißüberströmt auf. Er starrte ins Dunkel. Der Luftzug hatte den Docht ausgelöscht. Auch das war wie immer. Er erinnerte sich an das Silberstück. Er betastete es wie einen Talisman. Es bewies ihm, daß die Begegnung Wirklichkeit gewesen war.
    Er mußte unerkannt bleiben. Er brauchte Gold und Macht, die für Riegel vor seiner Tür sorgten. Er hatte seine ganze Hoffnung in diesen Jubal gesetzt, der einst beides gehabt hatte.
    Sobald er seine Augen schloß, träumte er wieder.
3
    Schweigen herrschte unter den Anwesenden, ein längeres Schweigen in der engen Kammer, die bisher ihr sicherster Unterschlupf gewesen war. Moram kauerte finster in einer Ecke, und Moria in der gegenüberliegenden, die Hände um die Knie geschlungen. Eichan saß mit überkreuzten Beinen auf der Liege, die Arme vor der gewaltigen Brust verschränkt, den dunklen Kopf gesenkt. Was getan werden konnte, war getan. Sie warteten.
    Gedämpfte Schritte auf der Gasse waren zu hören. Köpfe hoben sich, und Moram und Moria sprangen auf. Kein Überfall, nein, das wäre unwahrscheinlich. Zwei ihrer Kameraden hielten jetzt im verborgenen draußen Wache.
    »Mach auf«, brummte Eichan, und Moria öffnete die Tür.
    Es war Dzis, der eulenhaft blinzelnd in das schwache Licht im Innern trat. Er trug keine Maske, das war in diesen Zeiten auf der Strecke zu gefährlich, dafür hüllten ihn Schmutz und der Gestank ein, der von all den Ungewaschenen in Abwind ausging. »Er ging, wohin er sagte«, meldete er. »In Bechos Gasse ist er eingebogen.«
    »Gut.« Eichan stand von der Liege auf und warf sich den Umhang über den Arm. »Ihr bleibt hier. Benutzt das andere Vesteck nur im Notfall!«
    »Du mußtest ihm unsere Namen nicht nennen!« Moria zitterte vor Wut. »Hast du was dagegen, wenn wir diesen Hundesohn umgehend fertigmachen?«
    »Damit unsere Fragen unbeantwortet bleiben?« Eichan legte sich den Umhang über die Schultern. Er war riesig und konnte sich schwer für einen anderen ausgeben, wenn jemand vermutete, wer er wirklich war. »Nein, das können wir uns jetzt nicht leisten. Moram hat uns um einen sicheren Unterschlupf gebracht. Ihr bleibt hier. Und paßt auf euch auf.«
    »Da sind doch die Wachen.« Moria hoffte es sehr.
    »Vielleicht«, brummte Eichan. »Vielleicht auch nicht.« Er folgte Dzis aus der Tür und schloß sie hinter sich.
    Moria drückte den Haken in die schwere Öse. Der Lampenschein warf Schatten an die Wände.
    Moria drehte sich um und blickte ihren Bruder durchdringend an.
    Er zuckte die Schultern.
    »Häng dich auf«, murmelte Moria.
    »Oh, in letzter Zeit hängt man Falkenmasken nicht. Jedenfalls halten die, die hinter uns her sind, einen anderen Tod für uns bereit.«
    »Du mußtest ja unbedingt zu Becho gehen! Dann läßt du dich auch noch stinkbetrunken verfolgen! Hör auf, hörst du? Hör auf mit dem Zeug! Es wird dein Tod sein. War es fast schon! Wenn der Große Mann zurückkommt ...«
    »Es ist gar nicht so sicher, daß er zurückkommt!«
    »Halt’s

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