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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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für mich werdet Ihr es tun!«
    Lalo schüttelte den Kopf. »Mein Lord, ich kann keine Bilder von richtigen Menschen malen - sie hassen sie - ich mache es nicht gut.«
    »Ihr macht es zu gut«, verbesserte Coricidius ihn. »Ihr müßt wissen, ich kenne Euer Geheimnis. Ich ließ Eure Modelle beschatten und unterhielt mich mit ihnen. Ich könnte Euch töten, aber wenn Ihr Euch weigert, mir zu Gefallen zu sein, brauche ich bloß mit einigen Eurer früheren Kunden zu reden, dann nehmen sie mir die Mühe ab.«
    Lalo krallte die Finger in die Falten seines Kittels, um das Zittern seiner Hände zu verbergen. »Dann bin ich verloren! Wenn ich Porträts für Euch male, kommt mein Geheimnis auf, sobald man sie sieht.«
    »Ah, aber diese Bilder sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt!« Coricidius beugte sich vor. »Ich möchte, daß Ihr jeden der Gesandten von Ranke malt. Ich werde ihnen sagen, es sei eine Überraschung für den Kaiser - und daß niemand das Gemälde sehen darf, ehe es fertig ist. Ehe es soweit ist, passiert ganz sicher etwas mit dem Bild.« Ein leichtes Zittern durchfuhr den Minister und endete in einer Grimasse. Lalo brauchte Minuten, bis ihm klarwurde, daß es ein unterdrücktes Gelächter gewesen war.
    »Doch nicht, ehe ich es gesehen habe«, fuhr der alte Mann fort, »und erkannte habe, welche Schwächen diese Laffen vor mir verbergen ... Sie sind nach mir am Hof zu Macht gekommen, doch wenn ich erst einmal ihre Seelen kenne, wird es mir gelingen, sie dazu zu bringen, daß ich wieder in Gnade aufgenommen werde.«
    Lalo erschauderte.
    Diesem Vorhaben mangelte es nicht an einer gewissen oberflächlichen Logik, doch es gab so vieles, das schiefgehen konnte.
    »Vielleicht habe ich den richtigen Stock noch nicht gefunden, um den Esel auszutreiben ...« Coricidius blickte Lalo zweifelnd an. »Man sagt, daß Ihr Eure Frau liebt. Sollen wir sie blenden und in die Straße der Roten Laternen schicken, während wir Euch hier gefangenhalten?«
    Ich hätte von hier weggehen sollen, dachte Lalo düster. Ich hätte Gilla und die Kinder von hier fortbringen müssen, sobald ich das Geld dazu hatte ... Einmal hatte er gesehen, wie ein Kaninchen reglos erstarrt war, als es bloß den Schatten eines Habichts gesehen hatte. Ich bin dieses Kaninchen, dachte er, und ich bin verloren ...
    Aber, fuhr er in seinem gedanklichen Selbstgespräch fort, was gehen mich diese Komplotte und Intrigen an? Wenn ich diesem rankanischen Geier helfen kann, in sein eigenes besudeltes Nest zurückzukehren, wird zumindest Freistatt von ihm befreit sein!
    »Also gut ... Ich werde tun, was Ihr sagt«, erklärte Lalo laut.
    Mit gerunzelter Stirn und einem extra Pinsel zwischen den Zähnen, beugte Lalo sich näher zur Leinwand und konzentrierte sich auf die Linie, die der weiche Pinsel zog. Wenn er malte, wurden Hand und Auge ein Organ, durch das die Eindrücke den Fingern und dem Pinsel übermittelt wurden, die seine Verlängerung waren, ohne daß das Bewußtsein daran beteiligt war. Linie, Masse, Form und Farbe, sie alle waren Bestandteil eines Musters, das auf die Leinwand übertragen werden mußte. Das Auge überprüfte die Arbeit der Hand und verbesserte sie ohne Auslegung oder überhaupt einer Reaktion des Gehirns.
    »... dann wurde ich zum Unterhüter des großen Savankalatempels in Ranke befördert.« Der Erzpriester Arbalest machte es sich in dem Sessel noch ein wenig bequemer, und Lalos feinfühlige Finger reagierten sofort und besserten eine Linie aus.
    »Eine ausgezeichnete Stellung, wahrhaftig, mitten im Herzen der Dinge. Jeder, der jemand ist, kommt irgendwann einmal dorthin. Und wer die Bittgesuche an den Gott weiterleitet, erfährt im Lauf der Zeit eine Menge Nützliches.« Mit selbstzufriedenem Lächeln strich der Erzpriester die Falten seines safrangelben Brokatgewandes zurecht.
    »Mhm - sehr richtig . «, murmelte Lalo mit dem Teil seines Ichs, das nicht ausschließlich mit seiner Arbeit beschäftigt war.
    »Ich wollte, Ihr würdet mich sehen lassen, was Ihr malt«, sagte der Priester nörglerisch. »Schließlich ist es ja mein Gesicht, das Ihr verewigt!«
    Erschrocken und wieder bei vollem Bewußtsein machte Lalo ein paar Schritte von der Staffelei zurück und blickte ihn an.
    »O nein, mein Lord, das geht nicht! Es wurde ausdrücklich befohlen, daß dieses Bild eine Überraschung sein soll. Keiner der Porträtierten darf das Gemälde sehen, ehe es nicht dem Kaiser gezeigt wurde. Wenn Ihr versucht, einen Blick darauf zu werfen,

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