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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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fünfundzwanzig Schwerter fertig sein. Wenn nicht, vergessen wir die fehlenden und brechen mit denen auf, die wir haben. Ich will bis Sonnenaufgang fort sein.«
6
    Das einzige Licht in der winzigen Kammer unter dem Dach kam von zwei übelriechenden Kerzen. Ein Mann stand etwas unbequem in der Mitte des Raumes -denn nur dort konnte man aufrecht stehen, ohne sich den Kopf an den grobaussehenden Deckenbalken anzustoßen. Aus einer düsteren Ecke überhäufte Walegrin ihn mit Fragen. »Du sagst, du kannst mit einem Schwert umgehen.
    Hast du Erfahrung in Scharmützeln oder Schlachten?«
    »Beides. Ehe ich nach Freistatt kam, das war vor zwei Jahren, wohnte ich eine Zeitlang in Valtostin. Des Nachts mußten wir gegen die Bürger kämpfen und tagsüber gegen die Tostinstämme. An einem einzigen Tag mußte ich zwanzig Gegner töten. Und ich kann es mit Narben beweisen!«
    Walegrin zweifelte nicht an seinen Worten. Der Mann sah wie ein erfahrener Soldat aus, nicht wie ein Schläger. Thrusher hatte gesehen, wie er allein ein Paar Raufbolde zur Vernunft gebracht hatte, und zwar ohne sie ernsthaft zu verletzen und ohne Getue. »Warum bist du von Valtostin fort?«
    Verlegen verlagerte der Mann sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Frauen - eine Frau.«
    »Und du bist nach Freistatt gekommen, um zu vergessen?« fragte Walegrin.
    »Für meinesgleichen gibt es immer Arbeit, vor allem in einer Stadt wie dieser.«
    »Also hast du Arbeit gefunden, aber nicht in der Garnison. Was machst du?«
    »Ich beschützte das Eigentum eines Kaufmanns ...«
    Walegrin brauchte den Rest der Erklärung gar nicht zu hören, dazu kannte er sie inzwischen schon zu gut. Es sah ganz danach aus, als hätten die überlebenden Falkenmasken sich alle auf dieselbe Ausrede für ihre frühere Tätigkeit bei Jubal verlegt. In gewisser Hinsicht war es auch nicht gelogen. Jubals Gewerbe unterschied sich im Grunde genommen nicht allzusehr von dem eines üblichen Kaufmanns - schon gar nicht hier in Freistatt.
    »Du weißt, was ich bieten kann?« fragte Walegrin ausdruckslos, als der Mann schwieg. »Wieso willst du zu mir, wo Tempus doch Stiefsöhne braucht?«
    »Eher würde ich sterben, als unter ihm zu dienen!«
    Auch das war die erwartete Antwort. Walegrin trat aus der Düsternis und umarmte den neuen Mann. »Nun, zum Sterben mag es wohl kommen, Cubert. Wir sind in einem Landhaus im Norden der Stadt einquartiert. >Seufzende Bäume< steht auf dem Schild davor, wenn du Winder lesen kannst. Ansonsten wirst du es am Geruch erkennen. Wir sind noch eine Nacht bei Balustrus, dem Metallmeister.«
    Cubert kannte den Namen und zuckte bei seiner Erwähnung nicht zusammen. Vielleicht empfand er nicht denselben Abscheu vor Magie und allem, was damit zusammenhing, wie die meisten Söldner. Oder vielleicht war er lediglich ein guter Soldat, der sein Los ergeben hinnahm. Thrusher öffnete die Tür für den neuen Mann.
    »War das der letzte?« erkundigte sich Walegrin, als sie wieder allein waren.
    »Der Beste jedenfalls. Eine Falkenmaske hätten wir noch, aber sie ist eine - Frau!«
    Walegrins Seufzer ließ die Kerzen flackern. »Na gut, schick sie herein.«
    Es war beim Militär nicht üblich, selbst hier im Hinterland nicht, Frauen für etwas anderes als die Küche und das Bett für geeignet zu halten. Jubals Verstoß gegen diese zeitgesegnete Einstellung fand Walegrin weit entrüstender als alles andere, was gegen ihn vorzubringen war. Und nun, da die Stiefsöhne das Gesicht der Abwindseite der Stadt veränderten, sah er sich selbst zu dieser Zweckentfremdung einer Frau gezwungen, wollte er die Stadt mit einem Dutzend Leuten unter seinem Befehl verlassen.
    Nachdem er die Frau eingelassen und die Tür hinter ihr geschlossen hatte, zog Thrusher sich wieder in eine dunkle Ecke zurück.
    Zwei Arten von Frauen waren es, die Jubal als Falkenmasken genommen hatte. Die erste war zierlich, ganz Zähne und Augen, und völlig ohne die üblichen Tugenden, die fast jeder Soldat einbrachte. Die zweite war ein Mann, nur mit den falschen Geschlechtsmerkmalen geboren; sie war groß und breit, stark wie ein Mann gleicher Größe, doch wie ihrer kleineren Schwester mangelte es auch ihr an jeglichem militärischem Ehrgefühl.
    Diese hier war von der ersten Art. Ihr Kopf reichte kaum bis zu Walegrins Brust. Ein bißchen erinnerte sie ihn an Illyra, und diese Ähnlichkeit genügte ihm beinahe, sie sofort wegzuschicken.
    Sie schüttelte ihren kurzen Rock aus und zupfte einen Knoten an der

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