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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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nicht gemeldet. Ich denke, dass sie sich …«
    »
Sie?
« unterbrach ihn Richard. »Nicht gerade unsere erfahrenste Frau, wie ich zugeben muss, aber doch effektiv.«
    »Uns hat heute Abend ein Mann verfolgt.«
    Daumier lachte. »Richard, ich bin enttäuscht von dir! Ich hätte dir zugetraut, dass du diesen Unterschied kennst!«
    »Ich kenne den Unterschied, verdammt noch mal!«
    »Bei Colette gibt es eigentlich auch kein Vertun. Sie ist 26, ziemlich hübsch, blonde Haare.«
    »Es war ein Mann, Claude.«
    »Hast du sein Gesicht gesehen?«
    »Nicht deutlich. Aber er war klein und stämmig.«
    »Colette ist eins siebzig groß und sehr schlank.«
    »Sie war es nicht.«
    Daumier schwieg ein paar Sekunden. »Das ist merkwürdig«, erwiderte er dann. »Wenn es keiner von uns war …«
    Plötzlich sprintete Richard zur Tür. Es hatte geklopft. Beryl stand wie versteinert da. Verängstigt schaute sie ihn an.
    »Ich ruf dich wieder an, Claude«, flüsterte Richard ins Telefon. Leise legte er auf.
    Es klopfte wieder, diesmal etwas lauter.
    »Los«, sagte er, »frag, wer da ist.«
    Mit zitternder Stimme rief sie: »Wer ist da?«
    »Bist du angezogen?« ertönte die Antwort. »Oder soll ich morgen früh wieder kommen?«
    »Jordan!« rief Beryl erleichtert. Sie rannte zur Tür und öffnete. »Wo warst du?«
    Ihr Bruder schlenderte herein, sein blondes Haar war vom Nachtwind zersaust. Er sah Richard und blieb stehen.
    »Entschuldigung. Wenn ich bei irgendwas störe …«
    »Du störst nicht!« fuhr Beryl dazwischen. Sie schloss die Tür ab und sah ihren Bruder an. »Wir waren ganz krank vor Sorge.«
    »Ich war nur spazieren!«
    »Du hättest mir einen Zettel schreiben können!«
    »Warum? Ich war nur um die Ecke.« Jordan ließ sich in einen Sessel fallen. »Ich hatte einen recht netten Abend, jedenfalls bis ich bemerkte, dass mich eine Frau verfolgte.«
    Richard sah ihn überrascht an. »Eine Frau?«
    »Sah ziemlich gut aus. Aber leider nicht wirklich mein Typ. Ein bisschen zu vampirmäßig für meinen Geschmack.«
    »War sie blond?« fragte Richard. »Ungefähr eins siebzig? Mitte zwanzig?«
    Jordan schüttelte verwundert den Kopf. »Und gleich sagen Sie mir Ihren Namen.«
    »Colette.«
    »Ist das ein neuer Trick, Richard?« fragte Jordan lachend. »Oder außersinnliche Wahrnehmung?«
    »Sie ist Agentin beim französischen Geheimdienst«, erklärte Richard. »Schutzüberwachung, das ist alles.«
    Beryl seufzte erleichtert. »Ach, deshalb werden wir verfolgt. Und ich war schon halb wahnsinnig vor Angst.«
    »Das ist auch durchaus angemessen«, erwiderte Richard. »Der Mann, der uns verfolgt hat, arbeitet nämlich nicht für Daumier.«
    »Aber du sagtest doch gerade …«
    »Daumier hat heute Abend nur einen Agenten auf uns angesetzt. Diese Colette. Offensichtlich hat sie Jordan beschattet.«
    »Und wer hat uns dann verfolgt?« wollte Beryl wissen.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Schweigen. Dann fragte Jordan gereizt: »Habe ich was verpasst? Warum werden wir jetzt alle verfolgt? Und was hat Richard damit zu tun?«
    »Richard«, sagte Beryl verkrampft, »war nicht ganz ehrlich mit uns.«
    »In Bezug auf was?«
    »Er vergaß zu erwähnen, dass er 1973 hier in Paris war. Er kannte Mum und Dad.«
    Jordan sah Richard an. »Und deshalb sind Sie jetzt hier?« fragte er leise. »Um uns davon abzuhalten, die Wahrheit zu erfahren?«
    »Nein«, sagte Richard. »Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass die Wahrheit Sie beide nicht das Leben kostet.«
    »Ist die Wahrheit denn so gefährlich?«
    »Offensichtlich ist jemand so besorgt, dass er Sie beide verfolgen lässt.«
    »Dann glauben Sie auch nicht, dass es Mord und Selbstmord war?« erkundigte sich Jordan.
    »Wenn es so einfach wäre – wenn Bernard einfach Madeline erschossen und sich dann selbst das Leben genommen hätte –, würde das nach so vielen Jahren keinen mehr interessieren. Aber offenbar interessiert es doch jemanden. Und er – oder sie – beobachtet jeden Ihrer Schritte.«
    Beryl war außergewöhnlich schweigsam. Sie setzte sich aufs Bett. Das hochgesteckte Haar begann sich zu lösen, und die ersten seidigen Strähnen fielen ihr in den Nacken. Einmal mehr wurde sich Richard ihrer Ähnlichkeit mit Madeline bewusst. Die Frisur und dieses Seidenkleid. Jetzt erkannte er das Kleid – es gehörte tatsächlich ihrer Mutter.
    Er beschloss, ihnen die Wahrheit zu sagen. »Ich habe es nie geglaubt«, sagte er. »Keine Sekunde lang habe ich geglaubt, dass Bernard sie erschossen

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