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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wieder solche Halbwahrheiten heraus. Wie zum Beispiel, dass du meine Eltern nicht kennst. Oder nicht weißt, wie sie starben. Verstehst du, ich erlebe hier gerade meine Kindheit wieder! Onkel Hugh und seine Heimlichtuerei.« Sie stieß einen frustrierten Seufzer aus und wandte den Blick ab. »Und dann sehe ich dich … mit diesem Ding.«
    Er streichelte ihr Gesicht und drehte es zärtlich in seine Richtung. »Das ist nur ein böser Moment«, murmelte er.
    »Bald ist alles vorbei.« Sie sah ihn an, ihre Augen waren klar und feucht, das Haar fiel über ihre Schultern. Sie will mir vertrauen, dachte er. Aber sie hat Angst.
    Er konnte nicht anders. Er küsste sie. Einmal. Zweimal. Beim zweiten Mal spürte er, wie ihre Lippen nachgaben, wie ihr ganzer Körper weich wurde. Er küsste sie ein drittes Mal und ließ seine Finger durch ihr seidiges Haar gleiten. Sie seufzte, sie ergab sich, sie lud ihn ein, sie sank auf die Couch.
    Und plötzlich beugte er sich über sie. Ihre Lippen trafen sich. Sie waren wie elektrisiert. Sie legte die Arme um seinen Hals und zog ihn an sich – und erschrak. Schon wieder diese verdammte Pistole! Das Halfter hatte sich in ihre Brust gedrückt und sie damit an all die unschönen Dinge erinnert, die heute geschehen waren. Und an all die Gefahren, die noch auf sie lauerten.
    Er betrachtete sie, ihr Haar, das auf den Kissen ausgebreitet war, und in ihren Augen sah er eine Mischung aus Furcht und Begehren. Nicht jetzt, dachte er. Nicht so.
    Langsam rückte er von ihr ab und sie setzten sich wieder auf. Einen Moment lang saßen sie stumm nebeneinander auf der Couch und berührten sich nicht.
    Sie sagte: »Ich bin noch nicht soweit. Ich vertraue dir mein Leben an, Richard. Aber mein Herz, das ist was anderes.«
    »Ich verstehe.«
    »Dann verstehst du sicher auch, dass ich kein Fan von James Bond bin oder von Typen, die auch nur entfernt so sind wie er. Waffen beeindrucken mich nicht und genauso wenig die Männer, die sie benutzen.« Sie stand auf und entfernte sich von der Couch. Ging gezielt auf Abstand zu ihm.
    »Und was beeindruckt dich?« fragte er. »Wenn nicht die Waffe eines Mannes?«
    Sie drehte sich zu ihm um, und er bemerkte, dass sie amüsiert war. Die alte Beryl, dachte er. Gott sei Dank ist sie noch da!
    »Aufrichtigkeit«, sagte sie, »das ist es, was mich beeindruckt.«
    »Dann sollst du das auch bekommen. Das verspreche ich dir.«
    Sie drehte sich um und ging in Richtung Schlafzimmer. »Das werden wir ja sehen.«
    Jordan war nicht gerade beeindruckt von seinem Anwalt, nein, er war überhaupt nicht beeindruckt.
    Der Mann hatte fettige Haare und einen fettigen kleinen Schnurrbart, und er sprach Englisch mit dem aufgesetzten Akzent eines zweitklassigen Schauspielers, der den typischen Franzosen mimte. All diese lang gezogenen »e« und »
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Aber immerhin, dachte Jordan, hat Beryl ihn angeheuert, er muss also einer der besten Anwälte in Paris sein.
    Vielleicht ist er es aber doch nicht, dachte Jordan und sah über den Tisch hinweg den schmeichlerischen Monsieur Jarre an.
    »Keine Sorge«, sagte der Mann. »Ich werde mich um alles kümmern. Ich sehe mir jetzt die Akten an, und ich bin sicher, dass wir schnell einen Weg finden, um Sie freizubekommen.«
    »Was ist mit der Untersuchung?« fragte Jordan. »Hat sich schon etwas Neues ergeben?«
    »Es geht nur sehr langsam voran. Sie wissen doch, wie das ist, Monsieur Tavistock. In einer großen Stadt wie Paris ist die Polizei überlastet. Sie müssen Geduld haben.«
    »Und mein Onkel? Konnten Sie ihn inzwischen erreichen?«
    »Er ist mit meiner Vorgehensweise völlig einverstanden.«
    »Dann kommt er nach Paris?«
    »Er ist aufgehalten worden. Die Geschäfte lassen nicht zu, dass er wegfährt. Es tut mir Leid.«
    »Er ist zu Hause? Aber ich dachte …« Jordan verstummte. Hatte nicht Beryl gesagt, dass Onkel Hugh gar nicht in Chetwynd war?
    Monsieur Jarre erhob sich. »Seien Sie versichert, dass alles für Sie getan wird. Ich habe bei der Polizei erreicht, dass sie in eine komfortablere Zelle verlegt werden.«
    »Vielen Dank«, sagte Jordan, der noch immer über die Bemerkung über Onkel Hugh rätselte. Als der Anwalt gerade den Raum verlassen wollte, rief Jordan: »Monsieur Jarre? Hat mein Onkel zufällig erwähnt, wie die … Verhandlungen in London gelaufen sind?«
    Der Anwalt sah ihn an. »So wie ich ihn verstanden habe, sind sie noch im Gange. Aber ich bin mir sicher, das wird er Ihnen selbst sagen.« Er nickte ihm zum

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