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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Ritz abgesetzt hatte, hatte sie diesen Jemand vielleicht noch einmal gesehen. Oder der Jemand hatte sie gesehen und wusste, dass sie ihn identifizieren konnte.
    Also musste der Killer jemand sein, den Colette gekannt hatte. Jemand, den sie erkannt hatte.
    Er war so mit seinem Gedankenpuzzle beschäftigt, dass er den quietschenden Bettfedern von einem der Nachbarbetten keine Aufmerksamkeit schenkte. Erst als er eine leise Bewegung wahrnahm, machte er sich klar, dass einer seiner Zelleninsassen auf sein Bett zukam.
    Es war dunkel; er konnte die Gestalt nur schemenhaft erkennen. Einer der beiden jungen Ganoven, dachte er, der sich seine Jacke holen wollte.
    Jordan lag absolut bewegungslos da und zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
Lass den Feigling in dem Glauben, dass ich schlafe. Wenn er nahe genug dran ist, habe ich eine Überraschung für ihn.
    Der Schatten huschte lautlos durch die Dunkelheit. Jetzt war er noch zwei Meter entfernt, jetzt noch eineinhalb. Jordans Herz hämmerte, er spannte seine Muskeln an.
Noch ein bisschen näher. Noch ein bisschen. Gleich streckt er die Hand nach meiner Jacke am Fußende aus …
    Aber der Mann bewegte sich auf das Kopfende des Bettes zu. Jordan machte im Dunkeln eine Bewegung aus – einen Arm, der zum Schlag ausholte. Jordans Hand schoss in dem Moment nach vorn, als sein Angreifer zuschlug.
    Er bekam den anderen Mann am Handgelenk zu fassen und hörte ihn einen Laut der Überraschung ausstoßen. Jetzt versuchte sein Angreifer, ihn mit der freien Hand zu erwischen. Jordan wehrte den Schlag ab und sprang aus dem Bett. Das Handgelenk seines Angreifers noch immer umklammert, drehte er ihm den Arm um. Schmerzensschreie folgten. Der Mann strampelte, um sich loszumachen, doch Jordan hielt ihn fest. Er würde ihn nicht davonkommen lassen. Nicht, ohne ihm eine Lektion zu erteilen. Er schubste den Mann rückwärts und hörte zu seiner Befriedigung, wie er gegen die Wand schlug. Der Mann stöhnte und versuchte, sich aus seinem Griff zu winden. Wieder gab Jordan ihm einen Schubs. Diesmal stolperten sie beide und fielen auf das Bett eines ihrer schlafenden Mithäftlinge. Der Mann, den Jordan festhielt, fing an, sich wild hin und her zu werfen. Jordan bemerkte plötzlich, dass dieser Mann nicht mehr nur versuchte, sich zu befreien. Dieser Mann schien einen Krampf zu haben.
    Er hörte Schritte, dann ging das Licht in der Zelle an. Eine Wache schrie ihn auf Französisch an.
    Jordan ließ seinen Angreifer los und schreckte überrascht zurück. Es war der mondgesichtige François. Der Mann lag mit zuckenden Gliedern und rollenden Augen auf dem Bett. Der junge Ganove, auf dem François gelandet war, rollte sich panisch von seinem Körper weg und beobachtete schockiert die Szenerie.
    François gab ein letztes schmerzvolles Grunzen von sich und blieb dann still liegen.
    Sekundenlang starrten alle ihn an und erwarteten, dass er sich wieder bewegen würde. Er bewegte sich nicht mehr.
    Die Wache rief nach Unterstützung. Eine zweite Wache kam angerannt. Er schrie die Häftlinge an, zurückzutreten, dann kamen sie zu zweit in die Zelle und untersuchten den leblosen François. Langsam richteten sie sich auf und sahen Jordan an.
    »
Est mort
«
,
murmelte einer der beiden.
    »Das … das ist unmöglich!« sagte Jordan. »Wie kann er tot sein? Ich habe nicht so fest zugeschlagen!«
    Die Wachen beachteten ihn kaum. Die anderen beiden Häftlinge hatten plötzlich neuen Respekt vor Jordan und wichen in die andere Ecke der Zelle zurück.
    »Ich will ihn mir ansehen!« forderte Jordan. Er schob sich an den Wärtern vorbei und kniete sich neben François. Ein Blick genügte, und er wusste, dass sie Recht hatten. François war tot.
    Jordan schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht …«
    »Monsieur, Sie kommen mit«, sagte eine der Wachen. »Ich kann ihn nicht getötet haben!«
    »Aber Sie sehen doch, er ist tot.«
    Jordan bemerkte plötzlich ein kleines Rinnsal aus Blut, das François’ Wange herunterlief. Er beugte sich über ihn. Jetzt erst entdeckte er den winzigkleinen Pfeil, der im Schädel des Mannes steckte.
    »Verdammt, was ist das?« murmelte Jordan. Er suchte mit den Augen den Boden nach einer Spritze ab, nach einer Dart-Pistole – nach irgendwas, womit diese Nadel abgeschossen worden sein könnte. Auf dem Boden und auf dem Bett konnte er nichts entdecken. Dann sah er die Hand des Toten. In seiner linken Faust hielt er etwas umklammert. Jordan öffnete die verkrampften Finger, das Ding

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