Verrat in Paris
seinen Job auszuführen?«
»Meine zwei Leibwächter. Und du.«
»Ich bin nicht unfehlbar, Beryl.«
»Aber nah dran.«
»Ich könnte einen Fehler machen, nicht aufmerksam genug sein.«
»Ich vertraue auf dich.«
»Aber ich vertraue nicht auf mich!« Er begann, aufgeregt im Schlafzimmer auf und ab zu gehen. »Ich bin seit Jahren nicht mehr in dem Geschäft. Ich bin aus der Übung, ich habe keine Kondition mehr. Ich bin zweiundvierzig, Beryl, und meine Reflexe sind nicht mehr so wie früher.«
»Gestern schienen sie mir noch gut genug zu sein.«
»Wenn du diese Wohnung verlässt, Beryl, kann ich nicht mehr für deine Sicherheit garantieren.«
Sie kam auf ihn zu und sah ihn kühl an. »Tatsache ist, Richard, dass du nirgends für meine Sicherheit garantieren kannst. Nicht hier drin, nicht auf der Straße, nicht auf dieser Vernissage. Wenn ich noch länger in dieser Wohnung bleibe, wenn ich noch länger diese Wände anstarren muss und mir vorstelle, was alles passieren könnte, werde ich wahnsinnig. Es ist besser für mich, wenn ich
nicht
hier bin, wenn ich etwas unternehme. Jordan kann gerade nicht, also muss ich das übernehmen.«
»Du musst den Köder spielen?«
»Unsere einzige Spur ist der tote François. Irgendjemand hat ihn engagiert, Richard. Irgendjemand, der vielleicht Verbindungen zur Galerie Annika hat.«
Einen Moment lang sah Richard sie an und dachte: Sie hat natürlich Recht. Zu demselben Schluss bin ich auch gekommen. Sie ist clever genug, um zu wissen, was getan werden muss. Und rücksichtslos genug.
Er ging zum Nachttisch und nahm die Glock. Eineinhalb Pfund Stahl und Plastik, mehr hatte er nicht, um sie zu beschützen. Es schien ihm minderwertig und nutzlos angesichts der Gefahren, die vor der Haustür lauerten.
»Du kommst also mit?« fragte sie.
Er drehte sich um und sah sie an. »Meinst du, ich lasse dich allein gehen?«
Sie lächelte so selbstbewusst, dass ihm angst und bange wurde. Madeline hatte dasselbe Lächeln gehabt. Madeline, die genauso selbstsicher gewesen war.
Er ließ die Glock in das Schulterhalfter gleiten. »Ich bin bei dir, Beryl«, sagte er, »auf Schritt und Tritt.«
Anthony Sutherland stand wie ein kleiner Kaiser neben seiner Bronzefigur der Madonna mit Schakal. Er trug ein Piratenhemd aus schwarzer Seide, eine schwarze Lederhose und Stiefel aus Schlangenleder. Die Blitzlichter der Fotografen schienen ihn kein bisschen nervös zu machen. Die Kunstkritiker waren angesichts der Ausstellung in Aufruhr.
»Aufwühlend.«
»Erschreckend.«
»Bilder, die jegliche Konvention sprengen.«
Das waren nur ein paar der Kommentare, die Beryl aufschnappte, als sie durch die Galerie wanderte.
Sie und Richard blieben stehen, um sich eine weitere Bronzeplastik von Anthony anzusehen. Auf den ersten Blick hielt man es für zwei nackte Figuren, die sich liebevoll umarmen. Doch bei näherem Hinsehen erkannte man, dass sie sich gegenseitig bei lebendigem Leibe verschlangen.
»Ist das nicht eine Allegorie auf die Ehe?« hörten sie eine bekannte Stimme sagen. Es war Reggie Vane, der in der einen Hand ein Glas Champagner und in der anderen zwei Tellerchen mit leckeren Kanapees balancierte.
Er beugte sich vor und küsste Beryl liebevoll auf die Wange. »Du siehst heute Abend einfach wunderbar aus, mein Liebes. Deine Mutter wäre stolz auf dich.«
»Reggie, ich hatte keine Ahnung, dass du dich für moderne Kunst interessierst«, sagte Beryl.
»Tu ich auch nicht. Helena hat mich hergeschleppt.« Er blickte angewidert in die Runde. »Mein Gott, ich hasse solche Veranstaltungen. Aber die St. Pierres sind da, und Marie besteht immer darauf, dass Helena auch kommt, um ihr Gesellschaft zu leisten.« Er stellte sein Champagnerglas auf dem Kopf der Plastik ab und lachte über den skurrilen Effekt. »Sieht doch gleich viel besser aus, oder? Wenn sich die beiden schon gegenseitig auffressen, kann etwas Blubberwasser zum Herunterspülen nicht schaden.«
Eine elegant gekleidete Dame stürmte heran und schnappte sich das Glas. »Bitte zeigen Sie doch etwas mehr Respekt vor der Kunst, Mr. Vane!« schimpfte sie.
»Ich wollte nicht respektlos sein, Annika«, beschwichtigte Reggie die Galeristin. »Ich fand nur, etwas Humor könnte dem Werk nicht schaden.«
»Es ist absolut perfekt, so wie es ist.« Annika wischte mit ihrer Serviette kurz über die Bronzeköpfe und trat einen Schritt zurück, um die ineinander verschlungenen Figuren zu betrachten. »Skurrilität würde seine Botschaft
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