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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Eltern sah es so leicht aus.« Er schüttelte den Kopf. »Ihr Tod hat mich sehr schockiert.
    Ich konnte einfach nicht glauben, dass Bernard …«
    »Er war es nicht. Ich weiß, dass er es nicht war.«
    Nach einer Pause sagte Richard: »Ich auch.«
    Sie fuhren eine Zeit lang, ohne etwas zu sagen. Die Lichter des Gegenverkehrs erhellten immer wieder ihre Gesichter.
    »Hast du deshalb nie geheiratet?« fragte sie. »Wegen der Scheidung deiner Eltern?«
    »Das war ein Grund. Der andere war, dass ich nie die richtige Frau getroffen habe.« Er sah sie an. »Warum bist du nicht verheiratet?«
    Sie zuckte die Schultern. »Nie der richtige Mann.«
    »Aber es gab doch bestimmt jemanden in deinem Leben.«
    »Ja, gab es. Für eine ganze Weile.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte hinaus in die vorbeifliegende Dunkelheit.
    »Und es hat nicht funktioniert?«
    Ihr gelang ein mühseliges Lachen. »Zum Glück nicht.«
    »Höre ich da eine Spur von Verbitterung?«
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    »Eher Enttäuschung. Als wir uns kennen lernten, dachte ich, er ist was Besonderes. Er war Chirurg und kurz davor, auf eine Hilfsmission nach Nigeria zu gehen. Man trifft selten jemanden, dem die Menschheit wirklich am Herzen liegt. Ich besuchte ihn zweimal in Afrika. Da war er wirklich in seinem Element.«
    »Und was geschah dann?«
    »Wir waren eine Weile zusammen. Und dann merkte ich langsam, wie er sich selbst sah – als toller weißer Retter. Er rauschte in ein primitives Buschkrankenhaus, rettete ein paar Menschenleben und flog dann wieder nach England, um sich dort bewundern zu lassen. Und Bewunderung konnte er nie genug bekommen, wie sich herausstellte. Eine einzige Frau, die ihn vergötterte, reichte nämlich nicht. Es musste gleich ein Dutzend sein.« Leise fügte sie hinzu: »Und ich wollte die Einzige sein.« Sie lehnte sich im Sitz zurück und schaute hinaus auf die funkelnden Lichter von Paris. Die Stadt des Lichts, dachte sie. Eine Stadt, die gleichzeitig voller Schatten war, voller dunkler Gassen und noch dunklerer Geheimnisse.
    Zurück am Place Vendôme, blieben sie noch eine Weile im Auto sitzen. Sie sagten nichts, saßen nur nebeneinander da. Wir sind beide erschöpft, dachte sie. Und die Nacht ist noch nicht vorbei. Ich muss für Jordan ein paar Sachen packen – die Zahnbürste, Kleidung zum Wechseln –, und sie ihm ins Gefängnis bringen …
    »Ich kann dich also nicht überreden abzureisen«, sagte er.
    Sie schaute hinaus auf den Platz und sah die Silhouette eines Liebespaars, das Arm in Arm durch die Dunkelheit spazierte.
    »Nein. Nicht, bevor man Jordan freigelassen hat. Nicht, bis wir diese Sache zu Ende gebracht haben.«
    »Ich hatte befürchtet, dass du so reagieren würdest. Aber es überrascht mich nicht. Erst neulich hast du zu mir gesagt, du hättest einen Dickkopf!«
    Sie sah ihn an und erahnte im Halbdunkeln sein Lächeln.
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    »Es ist nicht meine Dickköpfigkeit, Richard. Es ist Loyalität.
    Jordan gegenüber, meinen Eltern gegenüber. Wir sind Tavistocks, verstehst du, und wir halten zusammen.«
    »Dass du Jordan nicht im Stich lassen willst, sehe ich ein.
    Aber deine Eltern sind tot.«
    »Das ist eine Sache der Ehre.«
    Er schüttelte den Kopf. »Bernard und Madeline haben von dieser Art Ehrerweisung nichts mehr. Das ist ja wie im Mittelalter, als man für etwas so Abstraktes wie einen Familiennamen in die Schlacht zog.«
    Sie stieg aus dem Wagen. »Dein Familienname bedeutet dir offensichtlich überhaupt nichts«, sagte sie kalt.
    Er sprang aus dem Wagen und begleitete sie durch die Hotelhalle zum Aufzug. »Vielleicht liegt es daran, dass ich Amerikaner bin; jedenfalls ist mein Name für mich das, was ich daraus mache. Ich trage mein Familienwappen nicht auf der Stirn.«
    »Das kannst du eben nicht verstehen.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte er scharf, als sie aus dem Aufzug stiegen. »Ich bin ja nur ein dummer Yankee.«
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    Er folgte ihr in ihr Zimmer und schlug geräuschvoll die Tür hinter sich zu. »Aber es ist offensichtlich, dass ich ihrer Ladyschaft nicht gut genug bin.«
    Sie wirbelte herum und sah ihn wütend an. »Das hältst du mir also vor! Meinen Namen und mein Vermögen.«
    »Was mich stört, hat nichts damit zu tun, dass du eine Tavistock bist.«
    »Und was stört dich dann?«
    »Dass du so unvernünftig bist!«
    »Aha. Meine Dickköpfigkeit.«
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    »Ganz genau. Und dein sinnloses Ehrgefühl. Und deine …
    deine …«
    Sie baute sich vor ihm auf. Sie reckte ihr

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