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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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erinnerte ihn an eine griechische Göttin. Circe, Aphrodite. Eine Frau, die einen Mann für immer in ihrem Bann halten konnte.
    Der Anker wurde gelichtet. Sofias Brüder lenkten die Melina hinaus auf die offene See.
    Anfangs war es eine anstrengende Fahrt, der Sommerwind blies kräftig und konstant, und sie hatten mit einem recht starken Seegang zu kämpfen. Aber als die Sonne unterging und sich der Himmel zu einem wunderschönen Rot verfärbte, ebbte der Wind plötzlich ab und das Wasser wurde ganz ruhig und spiegelglatt.
    Beryl und Richard standen an Deck und betrachteten die dunkler werdenden Umrisse der Inseln.
    Sofia sagte: »Wir werden heute Abend sehr spät ankommen.«
    »In Piräus?« erkundigte sich Richard.
    »Nein, da ist zu viel los. Wir legen in Monemvassia an, da sieht uns keiner.«
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    »Und dann?«
    »Dann geht jeder seine eigenen Wege. Das ist für uns alle sicherer.« Sofia sah hinüber zum Ruder, wo ihre beiden Brüder standen. Sie lachten und schlugen einander auf den Rücken.
    »Seht sie euch an! Sie halten das Ganze für ein nettes kleines Abenteuer! Wenn sie Gerards Vater gesehen hätten …«
    »Sind Sie in Ordnung?« fragte Beryl.
    Sofia sah sie an. »Ich mache mir Sorgen um Gerard. Vielleicht suchen sie nach ihm.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Richard. »Er war noch ein Junge, als sie Paris verließen. Seine Zeugenaussage stellt für sie keine Gefahr da.«
    »Er hat sich an genügend Dinge erinnert, die er Ihnen sagen konnte«, erwiderte Sofia.
    Richard schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß nicht, wie das alles zusammenpasst.«
    »Vielleicht weiß es der Mörder. Und darum sucht er
    womöglich als Nächstes nach Gerard.« Sofia sah wieder zum Ruder, hinüber zur Insel. Hinüber zu Gerard, der sich geweigert hatte zu fliehen. »Er ist so eigensinnig. Das wird ihn eines Tages noch umbringen«, murmelte sie und ging in die Kabine.
    »Was glaubst du, was er meinte?« fragte Beryl. »Was war das für ein Geschäft mit dem kleinen Mann mit der Aktentasche?
    War darin das Schweigegeld für Rideau?«
    »Zum Teil.«
    »Du meinst, es war noch etwas anderes in der Aktentasche«, sagte sie. »Nicht nur das Geld.«
    Er drehte sich um und sah den Glanz der untergehenden Sonne auf ihrem Gesicht, sah ihren eindringlichen Blick. Sie ist schlau, dachte er. Sie weiß genau, was ich denke. Er sagte:
    »Da bin ich sicher. Ich glaube, der Liebhaber unserer geheimnisvollen Mademoiselle Scarlatti fand sich in einer äußerst 203
    delikaten Lage wieder. Da liegen zwei Leichen in seinem Liebesnest, und die Polizei ist bereits alarmiert. Er sieht nur eine Möglichkeit, um seine Probleme auf einen Schlag loszuwerden.
    Er schickt einen Mann los, um Rideau ein Schweigegeld zu zahlen, damit dieser der Polizei nichts von ihm erzählt.«
    »Und das zweite Problem?«
    »Sein Status als Maulwurf.«
    »Delphi?«
    »Vielleicht wusste er, dass der Geheimdienst ihm auf die Spur gekommen war. Also steckt er die NATO-Dokumente in eine Aktentasche …«
    »Und lässt den Mann, den er engagiert hat, die Aktentasche in der Dachwohnung abstellen«, brachte Beryl seinen Gedanken-gang zu Ende. »Neben der Leiche meines Vaters.«
    Richard nickte. » Das war es wohl, was Inspektor Broussard uns zu sagen versuchte – etwas mit einer Aktentasche. Erinnerst du dich an das Polizeifoto von der Mordszene? Er deutete immer wieder auf diese leere Stelle neben der Tür. Was, wenn die Aktentasche erst nach den Polizeiaufnahmen dort abgestellt worden ist? Dem Inspektor war spätestens da klar, dass sie erst nach den Morden dort auftauchte.«
    »Aber er konnte der Sache nicht weiter nachgehen, weil der französische Geheimdienst die Aktentasche konfiszierte.«
    »Genau.«
    »Weil der Geheimdienst davon ausging, dass mein Vater die Dokumente mit in die Dachwohnung gebracht hatte.«
    Sie sah ihn an, ihre Augen glänzten vor Entschlossenheit.
    »Wie können wir das beweisen? Irgendwas davon?«
    »Wir müssen Mademoiselle Scarlattis Liebhaber ausfindig machen.«
    »Aber unser einziger Zeuge war Rideau. Und Gerard war noch ein Junge. Er erinnert sich kaum daran, wie der Mann aussah.«
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    »Dann bleibt uns nur ein Weg. Es gibt einen Menschen, der weiß, wer Delphi wirklich war – sein ehemaliger Spionagechef in der DDR. Heinrich Leitner.«
    Sie starrte ihn überrascht an. »Weißt du, wie wir an ihn rankommen?«
    »Er sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis in Berlin ein. Das Problem ist, dass der deutsche Bundesnachrichtendienst uns nicht

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