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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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schönes Haus, und ich wollte mich nur ein wenig umsehen. Bitte, entschuldigt mich jetzt, ich finde den Rückweg allein.“
    Während er die Kellertreppe hinaufstieg, starrte Christina ihm verwirrt nach und blieb noch eine Weile stehen. Was hatte er wirklich im Weinkeller gemacht? Wie viel hatte er beobachtet?
    Noch nie war ihr ein Kammerdiener begegnet, der kein bisschen wie ein solcher ausgesehen hätte. Gewiss, er mochte ein Dienstbote sein. Aber seine entschlossene Miene und das eigenwillige Kinn erinnerten sie an seinen Herrn. Zweifellos war er genauso arrogant, denn bei dem kurzen Gespräch mit ihr hatte er kein einziges Mal den Blick gesenkt.
    In der Eingangshalle angekommen, stellte Christina erleichtert fest, dass die Gäste immer noch das Feuerwerk genossen. In märchenhaften Farben erhellte es den Nachthimmel. Da sie erst einmal ihre Fassung zurückgewinnen musste, flüchtete sie in ihren gemütlichen privaten Salon und schloss die Tür hinter sich. Nur das Kaminfeuer spendete schwaches Licht. Trotz der milden Sommernacht hatte sie auf diesen tröstlichen Flammen bestanden und den Dienstboten entsprechende Anweisungen gegeben.
    Erschöpft sank sie in ihren Lieblingssessel vor dem Kamin. Die Begegnung mit Mark Buckley hatte ihr Herz mit kaum erträglicher Furcht erfüllt. Als sie die Lider senkte, erschien sein Gesicht viel zu deutlich in ihrer Fantasie, und sie zitterte erneut. Um das beklemmende Bild zu verscheuchen, öffnete sie die Augen. Und da glaubte sie ihn durch einen Tränenschleier im Feuer zu sehen, sogar sein Hohngelächter zu hören.
    Nach einer Weile spürte sie, dass sie nicht allein war, und wandte ihren Kopf zur Tür. Im Feuerschein nahm sie die Umrisse einer hochgewachsenen männlichen Gestalt wahr, schimmernde Knöpfe an einem Rock, ein weißes Hemd. Erschrocken umklammerte sie die Armstützen ihres Sessels.
    „Warum weint Ihr?“, fragte eine kühle Stimme. „Seid Ihr verletzt?“
    Um den Sprecher klarer zu erkennen, wischte sie hastig die Tränen aus ihren Augen. „Wer seid Ihr?“ Die Verblüffung verlieh ihrer Frage einen entschiedenen Klang, obwohl ihr ganz anders zumute war. „Es geht mir gut. Was wollt Ihr hier?“
    Nun trat er ins Licht, und sie erkannte Lord Rockley. Wenn sie sitzen blieb, würde sie sich im Nachteil befinden, und so stand sie auf. Vorsicht und Vernunft ermahnten sie, seiner Nähe sofort zu entfliehen. Aber etwas anderes, nicht so Vertrautes, hielt sie zurück. War die feuchte Kälte des Tunnels in ihr Gehirn gedrungen und ließ sie alles vergessen außer diesem Mann, der sie wieder einmal mit kühnem, unverhohlenem Interesse betrachtete?
    „Lord Rockley! Gerade wollte ich mir eine Ruhepause gönnen.“
    „Das verstehe ich sehr gut.“
    „Tatsächlich?“
    „Ihr seid eine junge Frau, die einen großen Haushalt führt und zahlreiche wichtige Entscheidungen treffen muss. Gewiss tragt Ihr eine Verantwortung, die Euch manchmal bedrohlich erscheint.“
    „Um die Wahrheit zu gestehen, Lord Rockley“, erwiderte sie ironisch und leicht verärgert, weil er in ihre Privatsphäre eingedrungen war, „in diesem Moment wagt es nur eine ganz bestimmte Person, mich zu bedrohen.“ Wen sie meinte, verhehlte ihr Tonfall nicht.
    „Nachdem ich noch nie in meinem Leben eine Frau bedroht habe, kann ich nur vermuten, ich würde Euren Seelenfrieden gefährden.“
    „Ich fürchte eher, Ihr versucht mich einzuschüchtern. Habe ich recht, Sir?“
    „Fühlt Ihr Euch eingeschüchtert, Miss Atherton?“
    „Nein, nicht im Mindesten“, log Christina, und er schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln.
    „Falls ich Euch jemals das Gefühl gebe, ich würde Euch einschüchtern oder sogar bedrohen, könnt Ihr sicher sein, dass Ihr meine Sorge um Euer Wohl missversteht.“
    „Also wirklich, Lord Rockley! Ihr kennt mich ja gar nicht! Warum Ihr Euch meinetwegen sorgen solltet, begreife ich nicht.“
    „Warum habt Ihr hier gesessen, im schwachen Feuerschein?“
    „Weil ich gern im Dunkeln sitze. Und was macht Ihr hier? Habt Ihr Euch verirrt?“
    „Verzeiht mir mein unbefugtes Eindringen. Nachdem ich vom Feuerwerk genug gesehen hatte, suchte ich ein ruhiges Plätzchen, wo ich mich für eine Weile setzen könnte. Dann sah ich Euch diesen Raum betreten. Nach ein paar Minuten folgte ich Euch. Da ich es gewöhnt bin, mich möglichst lautlos zu bewegen, habt Ihr meine Ankunft nicht gehört. Übrigens – während des Feuerwerks hielt ich vergeblich nach Euch Ausschau. Und da fragte ich

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