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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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schnellen Schritten verließ sie das Zimmer. Normalerweise fand sie in solchen Situationen tröstliche Worte und besänftigte ihren unglücklichen Bruder. Diesmal fiel ihr nichts ein. Wenn sie einen Entschluss gefasst hatte, gehörte es zu ihrem Wesen, ihn sofort auszuführen, ohne vorher das Für und Wider abzuwägen. Nun hing alles Weitere von ihr ab. Ob sie der großen Aufgabe gewachsen war, die sie sich gestellt hatte, wusste sie nicht. Jedenfalls musste sie es versuchen. Ganz allein würde sie gegen das Böse kämpfen, das Mark Buckley verkörperte.
    Während Simon mit seinem Kammerdiener davonritt, war er in Gedanken immer noch bei Christina. Seit seiner ersten Begegnung mit der schönen jungen Frau, seit seinem ersten Blick in ihre leuchtenden, von dunklen Wimpern umrahmten blauen Augen, gab es keinen Zweifel – ohne sie würde etwas Wichtiges in seinem Leben fehlen.
    Die Intimitäten hatten ihn bewogen, hinter Christinas bezaubernde Fassade zu schauen, die Wahrheit ihrer Persönlichkeit zu erahnen.
    Erstaunt hatte er neben der Leidenschaft noch ein anderes, tieferes Gefühl in seinem Herzen verspürt – etwas, das er trotz all seiner reichlichen Erfahrungen nicht kannte. Noch konnte er es nicht benennen. Nur eins wusste er, und das erfüllte ihn mit beglückender Zufriedenheit – Christina hegte ähnliche Empfindungen. Aber seine unklaren Zukunftshoffnungen wurden von einer beklemmenden Angst überschattet.
    Das Gespräch mit Lord Atherton war nur teilweise aufschlussreich verlaufen. Als Simon den Namen Mark Buckley erwähnte, verschloss sich die Miene des jungen Mannes. Nichts wies auf eine Komplizenschaft mit der Diebesbande hin. Allerdings war es William nicht ganz gelungen, die Furcht in seinen Augen zu verhehlen, nachdem er gehört hatte, der Verbrecher sei ein glühender Jakobit.
    Dass Atherton irgendwie in Buckleys Aktivitäten verstrickt war, bezweifelte Simon nicht. Auf welche Art, musste er noch herausfinden – vor allem, warum sich William mit einem so skrupellosen, infamen Individuum einließ und auch seine Schwester da hineinzog.
    Um jeden Preis werde ich sie vor Buckley schützen, entschied Simon, selbst wenn sie es nicht wünscht.
    Auch außerhalb von Oakbridge musste er eine Position einnehmen, die es ihm ermöglichen würde, für Christinas Sicherheit zu sorgen.
    Inzwischen lag das Haus ein ganzes Stück hinter ihm, und plötzlich veranlasste ihn ein eigenartiges Gefühl, sein Pferd zu zügeln und hinter ein Gebüsch am Straßenrand zu lenken. Henry folgte diesem Beispiel. Wenig später sahen sie, von dichten Zweigen verborgen, Christina und ihren Oberreitknecht vorbeigaloppieren.
    „Wohin reitet sie?“, murmelte Simon verblüfft. „Was meinst du, Henry?“
    Sein Begleiter zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Jedenfalls hat sie’s verdammt eilig.“
    „Dann sollten wir sie im Auge behalten. Vielleicht werden wir interessante Erkenntnisse gewinnen. Und möglicherweise führt Miss Atherton uns sogar zu Buckley.“
    Ohne das Tempo auch nur sekundenlang zu drosseln, ritt Christina dahin, von einer Entschlossenheit getrieben, die ihre Angst nur geringfügig überwog. Gemeinsam mit Tom steuerte sie das Black Swan Inn in Wakefield an, in der Hoffnung, Mark Buckley dort anzutreffen. Falls er sich nicht dort aufhielt, würde sie nach Oakbridge zurückkehren und auf ihn warten.
    Aufmerksam wurde sie von Lord Rockley und seinem Kammerdiener beobachtet. Doch das merkte sie nicht.
    Einige Meilen lang folgten Christina und der Reitknecht dem gewundenen Flussufer bis zu einer Anhöhe, wo die Straße in eine andere Richtung bog. Bald verengte sie sich und führte durch einen dichten Wald. Hinter einer Biegung sahen sie das Black Swan Inn.
    Für die Räuber war der Gasthof geradezu ideal gelegen. Christina bezweifelte, dass sich ein Konstabler jemals in diese abgeschiedene Gegend wagen würde. Jetzt, am Nachmittag, war kein Lebenszeichen rings um das Haus zu erkennen, abgesehen von einem Hund, der im Hof herumschnüffelte. Sie erklärte Tom, sie würde allein hineingehen, und befahl ihm, außerhalb des Blickfelds zu warten. Seinen ärgerlichen Protest ignorierte sie, stieg ab und reichte ihm die Zügel ihrer Stute.
    Nach kurzem Zögern stieß sie die Tür auf und betrat die Schankstube. Rauchschwaden und Schnapsgeruch schlugen ihr entgegen. Klappernd fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
    Christina schaute sich in dem kleinen Raum mit der niedrigen Decke um. Wie die schäbigen Tische und Bänke

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