Verrat und Verführung
ich Oakbridge verlasse, werde ich Euren kostbaren Bruder tot und in der Hölle sehen.“
„Bitte, ich flehe Euch an! William gehört nicht zu den armen Narren, die Ihr zu diesem verrückten, gefährlichen Abenteuer verführt habt – zu der jakobitischen Revolte, die nur mit dem Tod enden kann. Zu viel riskiert Ihr, Mr Buckley – für einen König, den Ihr nie gesehen habt!“
„Von der Sache der Jakobiten habt Ihr keine Ahnung!“, stieß er hervor, das Gesicht vor Wut verzerrt. „Und seid versichert – solange meine Geschäfte nicht abgeschlossen sind, gehe ich nirgendwohin!“
„Erst wenn Ihr Königin Anna verdrängt und Jakob auf den englischen Thron gesetzt habt?“
Buckley lächelte schmallippig. „Also wisst Ihr Bescheid – nicht, dass es eine Rolle spielen würde. Wieso habt Ihr überhaupt erfahren, dass ich ein Jakobit bin?“
„Das hat mir Lord Rockley mitgeteilt“, brachte Christina mit zitternder Stimme hervor. Verzweifelt rief sie aus: „Damit wollen William und ich nichts zu tun haben, hört Ihr? Insbesondere, nachdem Eure Spießgesellen letzte Nacht die Kutsche der Simmons überfallen haben! Der arme Mann wurde zu Tode erschreckt.“
Nun lachte Buckley wieder. Der Tod eines seiner Opfer schien ihn nicht im Mindesten zu stören. „Ja. Ein unglückseliger Zwischenfall. Aber er war ohnehin schon ziemlich alt. Also ist sein Tod nur ein geringer Verlust.“
„Oh, wie niederträchtig Ihr seid!“, zischte Christina. „An die Trauer der armen Witwe denkt Ihr wohl gar nicht? Und William … Zu viel riskiert er, wenn er Euch gestattet, Oakbridge für Euren Hochverrat zu benutzen! So kann es nicht weitergehen.“
„Hochverrat?“ Buckley warf ihr einen düsteren Blick zu. „Nehmt Euch in Acht, wenn Ihr dieses Wort aussprecht, Christina! Allen Männern – oder Frauen –, die uns bei den Behörden anzeigen, wird es übel ergehen.“
„Und Euch kümmert es nicht, wie viele Menschen sterben oder verletzt werden, solange Ihr Euer Ziel erreicht?“
Gleichmütig zuckte er die Achseln. „Der Zweck heiligt die Mittel, wie man so schön sagt.“
„Also wollt Ihr unschuldige Menschen bis in alle Ewigkeit berauben?“
„Nur aus Notwendigkeit – bis ich genug Geld besitze, um mir meine hehren Wünsche zu erfüllen. Ein solches Vermögen kann ich unmöglich auf ehrliche Weise anhäufen. Ja, ich bin ein Dieb – doch ich bestehle nur die Reichen, den Landadel, nehme geistlosen Frauen die Juwelen von den Hälsen. Solche Verluste verkraften sie sehr leicht. Manche Schmuckstücke sind ungemein wertvoll. Aber der Preis verringert sich drastisch, wenn ich sie zum besten Hehler von London bringe. Nur noch ein paar Überfälle – dann werde ich in den Ruhestand treten und mich nach Frankreich zurückziehen.“
Er verstummte und musterte das schöne Gesicht seiner Besucherin. So kühl begegnete sie ihm immer wieder, dass er sie mit einer Schneekönigin verglich. Manchmal fühlte er sich versucht, diese Eisbarriere zu durchbrechen und sich mit ihr zu amüsieren. O ja, eines Tages, in naher Zukunft, würde er die Früchte seiner Geduld ernten … Andererseits – warum sollte er warten? Sie war freiwillig zu ihm gekommen. Also musste sie das Risiko kennen, das sie in Kauf nahm.
„Wenn Ihr Oakbridge verlasst, geben wir Euch Geld“, schlug Christina vor.
„Welches Geld?“, fragte er verächtlich. „Soviel ich weiß, ist Euer Bruder völlig mittellos.“
„Nun, wir würden einen Teil der Ländereien verkaufen …“
Buckley lachte schallend und schüttelte den Kopf. „Einverstanden, Christina! Verkauft, was Ihr nur wollt, und gebt mir das Geld. Trotzdem werde ich nicht verschwinden.“ Plötzlich trat er näher zu ihr. Seine Augen schienen sie zu verschlingen, ein abstoßendes Grinsen verzerrte seine Lippen. Offenbar genoss er die Angst, die er in ihr weckte. „Was ich will, wisst Ihr, Christina. William kann seine Freiheit wiedererlangen. Da gibt es Mittel und Wege – seine Schwester muss nur ein bisschen nett zu mir sein.“
„Niemals!“, würgte sie hervor und wich zurück. „Nein, Ihr werdet mich nie besitzen!“
Sein gellendes Gelächter ließ Christina frösteln. Als sie zur Tür flüchten wollte, umfing er blitzschnell ihre Taille. Obwohl sie sich verbissen wehrte, mit Fäusten und Fußtritten, riss er sie an seine nackte Brust. Eisern hielt er sie mit beiden Armen fest und nahm ihr fast den Atem. Sie konnte sich kaum noch rühren.
„Lasst mich los …“ Vor lauter Ekel wurde
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