Verrat und Verführung
angeschwärzt habt.“
„Nein, das tat ich nicht!“, verteidigte sie sich. „Und warum lügt Ihr so niederträchtig, Buckley?“ Verwirrt wandte sie sich zu Simon. „Hört nicht auf ihn! Ich kam nicht hierher, um in sein Bett zu sinken. Er wollte mir Gewalt antun. Dieser barbarische Mensch stürzte sich auf mich und …“
„Schweigt!“, befahl Simon. „Was ich sah, weiß ich. Ihr habt Euch nicht gewehrt, Miss Atherton. Aber genug davon. Wie Ihr Euch verhaltet, ist Eure Sache, nicht meine. Und ich wüsste es zu schätzen, wenn Ihr die schmutzigen Einzelheiten für Euch behalten würdet.“
Christina schloss die Augen. Vor Zorn und Verzweiflung fühlte sie sich elend, in einem Netz voller Halbwahrheiten gefangen. Erst jetzt begriff sie, wie die Szene auf Simon gewirkt haben musste. Was er gesehen hatte, war gewissermaßen ein stichhaltiger Beweis.
Als sie seine scharfe Stimme hörte, hob sie die Lider.
„Begebt Ihr Euch freiwillig in meinen Gewahrsam, Buckley, oder muss ich Gewalt anwenden?“
Die Hände geballt, stieß Buckley hervor: „Versucht nur, mich irgendwohin zu bringen, Rockley, und ich schlitze Euch die Kehle auf!“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Aus dem Hof drangen die Geräusche von Hufschlägen und lautes Stimmengewirr herauf, und Buckley schaute zum Fenster, als wollte er seine Flucht erwägen.
Plötzlich sprang er nach hinten. Simon folgte ihm mit zwei Sätzen und hielt ihm die Degenspitze an den Hals. „Nicht so schnell! Überstürzt nichts, Buckley, Ihr werdet mir nicht entrinnen. Ich nehme an, da draußen warten die Männer, die der Friedensrichter hierher geschickt hat. Sicher sind sie zahlreich genug erschienen, um so mit Euch zu verfahren, wie es mir gefällt. Also empfehle ich Euch dringend – gebt Euch geschlagen. Andernfalls würdet Ihr Euch dem sicheren Tod ausliefern.“
„Das glaube ich nicht, Rockley“, knurrte Buckley. Blitzschnell schwang er eine Faust hoch und schlug Simon den Degen aus der Hand.
Doch das nutzte ihm nichts, denn Simon packte ihn an der Kehle und schleuderte ihn an eine Wand.
Erschrocken wich Christina in eine Ecke zurück und beobachtete den wilden, unbarmherzigen Kampf zwischen den beiden Männern. Bald landeten sie auf dem staubigen Boden, wälzten sich ächzend und stöhnend hin und her, und jeder kämpfte um sein Leben.
Immer wieder erklangen dumpfe Fausthiebe, Stühle flogen durch das Zimmer und prallten krachend gegen die Mauern. Das Gesicht vor wilder Wut verzerrt, wehrte sich Buckley wie ein Mann, der alles zu verlieren hatte.
Und Simon ging unentwegt in die Offensive, war jedoch unvorbereitet auf die Taktik Buckleys, der plötzlich aufsprang und zum offenen Fenster stürmte. Ehe er von seinem Feind überwältigt werden konnte, stürzte er sich hinaus. Im selben Augenblick polterten die Schritte der Männer auf der Treppe, die ihn festnehmen sollten.
Fluchend riss Simon eine der Pistolen aus Toms Hand, neigte sich aus dem Fenster und zielte auf den Flüchtling.
Christina starrte ihn entsetzt an. Dann warf sie sich kreischend gegen seinen Arm. „Nein! Bitte, erschießt ihn nicht!“ Warum sie so handelte, verstand sie selber nicht – vielleicht, weil sie das Töten in jeder Form verabscheute.
Verblüfft senkte Simon die Hand und wandte sich zu ihr. Dadurch gestattete er Buckley, mit höhnischem Salut im Wald zu verschwinden.
Simon fluchte in flammendem Zorn, stieß Christina beiseite und nannte sie eine Närrin. Dann stürmte er zur Tür hinaus und befahl den Männern des Friedensrichters, im Wald nach Buckley und der Diebesbande zu suchen.
Erbost drehte er sich zu Christina um. „Verdammt, warum musstet Ihr Euch einmischen? Hättet Ihr Euch bloß herausgehalten!“
Von aufgewirbeltem Staub umgeben, stand sie reglos da. „Das … das konnte ich nicht zulassen. Kaltblütig hättet Ihr ihn getötet.“
„Was Besseres verdient Buckley nicht. Doch jetzt lässt sich nichts mehr daran ändern – dank Euch ist der Schurke entkommen. Folgt mir nach unten.“ Seufzend wischte Simon Blut von einer Platzwunde auf seiner Unterlippe. Nun ging seine Wut in gefährliche, kalte Gelassenheit über. Er ergriff eine dünne Decke, die über einer Stuhllehne hing, und reichte sie Christina, damit sie ihr zerrissenes Kleid verhüllen konnte.
„Danke“, sagte sie leise.
Den Blick abgewandt, wartete er, bis sie sich in die Decke gewickelt hatte. Dann verließ er das Zimmer.
In der festen Überzeugung, das Recht wäre
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