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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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auf ihrer Seite, folgte sie ihm die Stufen hinab und aus dem Gasthaus. Sie war zu stolz, um sich zu entschuldigen – geschweige denn, sein Verzeihen zu erbitten. Inzwischen hatte sie sich beruhigt und ihre Fassung wiedergewonnen. Nach einem tiefen Atemzug warf sie den Kopf in den Nacken und fragte in frostigem Ton: „Was werdet Ihr jetzt mit mir machen? Mein Bruder wird sich meinetwegen sorgen. Sicher wüsste er gern, was mit mir geschehen soll – selbst wenn es das Schlimmste wäre. Werdet Ihr mich verhaften, Sir?“
    Bis Simon antwortete, dauerte es eine Weile. Warum er sich weigerte, sie anzuschauen, wusste sie nicht.
    Weil er seine Gefühle nur mühsam bezähmte, seit er sie in Buckleys Armen gesehen hatte … Und dazu kam noch die erniedrigende Tatsache, dass er von dem Schurken überlistet worden war. In seinem Leben hatte er nur äußerst selten einen so wilden Zorn empfunden wie jetzt. Vor seinem geistigen Auge erschien die Vision einer bezaubernden jungen Frau in seinen Armen, die ihn anlächelte und seine Küsse erwiderte. Erst vor kurzer Zeit war das geschehen. Und nun verfluchte er seine Dummheit, weil er ihr vertraut hatte.
    „Während wir nach Buckley suchen, könnt Ihr nach Hause reiten“, erklärte er schließlich. „Dort werde ich Euch bald aufsuchen.“
    „Und William?“
    „Das schwere Verbrechen, das er beging, kann ich unmöglich ignorieren. Euer Bruder war ein törichter Schwächling. Wenn es möglich ist, werde ich ihn schonen. Aber ich verspreche Euch nichts. Sagt ihm, er darf Oakbridge nicht verlassen, bevor ich mit ihm sprach. Habt Ihr das verstanden?“
    Wortlos nickte Christina und schaute voller Unbehagen zu den Neugierigen hinüber, die sich vor dem Gasthaus versammelt hatten. Welchen Eindruck sie von ihr gewinnen mussten, wusste sie. Ihr wirres Haar flatterte im starken Wind, der das Ende des heißen, schwülen Wetters ankündigte. Doch sie ließ sich ihre Verlegenheit nicht anmerken. Den Kopf hoch erhoben, die Decke fest um die Schultern gezogen, ging sie zu Tom. In einiger Entfernung hielt er die Pferde fest. Tapfer überhörte sie die teils schmeichelhaften, teils unverschämten Bemerkungen, die ihre Schönheit und ihre Notlage hervorriefen.
    All die abschätzigen Blicke spürte sie deutlich genug. Aber am meisten ärgerte sie sich über Simon Rockleys Weigerung, sie zu verteidigen, und seine unsinnige Überzeugung, sie wäre genauso schuldig wie der elende Bandenführer.
    Nachdem Mark Buckley aus dem Fenster des Gasthauses gesprungen und Seiner arroganten, anmaßenden Lordschaft entronnen war, verkroch er sich eine Zeit lang im Wald. Dann schlich er in den Hof des Black Swan Inn zurück und schwang sich auf sein Pferd. Schnelle, donnernde Hufschläge verrieten die Eile seiner Flucht. Den rasenden Galopp verlangsamte er erst, als er sicher sein konnte, dass er alle Verfolger abgeschüttelt hatte. Endlich atmete er etwas freier.
    Seine Pläne waren durchkreuzt worden. Doch das bedrückte ihn nicht sonderlich. Er war der anstrengenden Raubzüge und des Aufenthalts in England ohnehin müde. Ungeduldig sehnte er seine Reise nach Frankreich herbei, wo er in der Nähe des jungen Königs Jakob für dessen Bestrebungen kämpfen würde.
    Nur eins erregte seinen wilden Zorn – auf dreiste Weise war er zum Narren gehalten worden. So schnell würde er Christina Athertons Verrat nicht vergessen, und er schwor ihr grausame Rache.
    Als Christina heimkehrte, traf sie ihren Bruder nicht an. Offenbar hatte er Oakbridge kurz nach ihrem Aufbruch zum Black Swan Inn verlassen.
    Wie ein Dienstbote berichtete, war er ziemlich aufgeregt gewesen. Nein, beantwortete der Mann Christinas Frage, Lord Atherton habe nicht erklärt, wohin er sich begeben würde.
    Voller Sorge überdachte sie die gefährliche Situation. Simon Rockley hielt ihren Bruder für ebenso schuldig wie Mark Buckley, der von Oakbridge aus – mit der Erlaubnis des Hausherrn – seine verbrecherischen Umtriebe organisiert hatte.
    Nur zu gut wusste sie, was das für Williams Position in der Gemeinde bedeuten würde – falls Buckley ihn nicht vorher fand und tötete. Man würde ihren Bruder als Verräter verurteilen und verdammen. Entrüstet würden ihn die einstigen Freunde verachten, die früher so stolz auf ihre Bekanntschaft mit der illustren Familie Atherton gewesen waren.
    In wachsender Furcht wartete sie auf Lord Rockleys unvermeidliche Ankunft. Wenigstens zitterte sie jetzt nicht mehr. Aber in Gedanken erlebte sie immer wieder

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