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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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entschuldigte er sich bei ihnen und ging zu ihr. Trotz der zivilisierten Eleganz seiner Kleidung erschien er ihr gefährlicher denn je, während er mit täuschend lässigen Schritten auf sie zukam.
    „Guten Abend, Christina.“ Sein Blick hielt ihren unerbittlich fest, forschend und durchdringend.
    „Guten Abend, Simon.“
    Ihr höfliches, aber unpersönliches Lächeln verwirrte ihn ein wenig. Doch er ließ sich nicht entmutigen. „Freut mich, dich wiederzusehen“, sagte er und reichte ihr seine Hand, die sie nach kurzem Zögern ergriff.
    Sobald er seine Finger um ihre schloss, spürte er ihr Zittern. Langsam zog er ihre Hand an die Lippen und hielt erst inne, als sein Mund nur mehr um Haaresbreite von ihrer zarten Haut entfernt war. Dann schaute er wieder auf, alle seine Sinne von Christinas Nähe und ihrem Duft gebannt. Er sah, wie ihr der Atem stockte, nutzte seinen eigenen, um ihren Handrücken zu streicheln und zu erwärmen, beobachtete entzückt ihr Erröten.
    Einige Sekunden lang hielt er ihre Hand fest, dann hauchte er einen Kuss darauf und ließ sie los. „Ich würde es dir nicht verübeln, wenn du dich geweigert hättest, mir zu begegnen, Christina. Nachdem ich dich so furchtbar behandelt habe, fühle ich mich elend. Mein Verhalten war unverzeihlich.“
    „In der Tat …“ Kraftlos sank ihre Hand hinab. Obwohl die Berührung nur ganz kurz gewesen war, prickelte ihr ganzer Körper. Dieser Mann hatte ihr die Jungfräulichkeit geraubt und sie geschwängert – und ihr dann beiläufig erklärt, sie würden heiraten. Deshalb zwang sie sich zur Ruhe und erinnerte sich daran, dass Recht und Moral auf ihrer Seite standen. Um sich vor weiteren Angriffen auf ihr ohnehin schon gebrochenes Herz zu schützen, musste sie die Tagträume aufgeben, in denen Simon immer noch eine romantische Rolle spielte. Ihre ganze Willenskraft würde sie aufbieten und lächeln – unentwegt lächeln, solange der Abend dauerte – und danach sterben.
    „Soll ich fortgehen?“, fragte er. „Willst du das?“
    „Ja, genau das will ich. Wie ich bereits betont habe, ich werde dich nicht heiraten. Das meine ich ernst, heute genauso wie neulich auf dem Ball in den Assembly Rooms.“
    „Und warum errötest du dann?“, erkundigte er sich leise. Die Farbe ihrer Wangen und der Glanz in ihren schönen Augen wiesen immerhin auf die wahre Natur ihrer Gefühle hin. So gleichgültig, wie sie vorgab, war er ihr nicht. Obwohl sie es ihm – und sich selbst – einzureden versuchte.
    „Unsinn, ich erröte nicht. Wenn es dir so erscheint, liegt es nur an der Hitze im Zimmer. Dank dir hätte ich gar keinen Grund mehr zu erröten“, fügte sie spitz hinzu. „Außerdem habe ich Frauen, die bei der geringsten Provokation feuerrot und fast ohnmächtig werden, stets verachtet. Aber du bist nun einmal hier“, fuhr sie leichthin fort und führte ihn in den Salon, wo bereits alle Platz genommen hatten, um vor der Mahlzeit Aperitifs zu genießen. „Deshalb ist es zu spät, um irgendetwas dagegen zu unternehmen. Wenn wir eine unangenehme Szene heraufbeschwören – das wäre das Letzte, was ich mir wünsche. Also müssen wir beide heitere Mienen zu Schau tragen und einander ertragen, bis der Abend ein Ende nimmt und du dich verabschiedest.“
    Als sie ihn anschaute, zuckte einer seiner Mundwinkel. „Allzu schwer dürfte uns das nicht fallen.“
    „Dir vielleicht nicht – ich persönlich finde es ziemlich anstrengend. Komm, trink etwas – William füllt gerade die Gläser. Oh, nun will dich mit meiner Schwägerin bekannt machen.“
    In diesem Moment gesellte sich Miranda zu ihnen. Den ganzen Tag hatte sie überlegt, was sie an diesem Abend anziehen sollte, und sich schließlich für ein atemberaubendes Kleid aus safrangelbem Satin entschieden, um es in allerletzter Minute gegen smaragdgrüne Seide einzutauschen.
    Christina wandte sich zu Simon und heuchelte naives Staunen. „Oh, das vergaß ich – ihr habt euch ja schon kennengelernt – in Oakbridge. Nicht wahr, Simon?“
    „Allerdings, ich war in Oakbridge und wurde der charmanten Gemahlin deines Bruders vorgestellt.“
    „Und offensichtlich hattest du einiges mit William zu besprechen.“ In Christinas Augen trat ein harter Glanz. „Wie konntest du es wagen?“, flüsterte sie, nur für seine Ohren bestimmt, von neuem Zorn über sein anmaßendes Benehmen erfüllt. „Wäre es mein Wunsch gewesen, dass er von einer gewissen heiklen Tatsache erfährt, hätte ich ihn lieber selbst informiert.

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