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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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es ein BMW war. Ein schwarzer. Annas Wagen. Er sah, wie sie auf der Fahrerseite ausstieg und die Beifahrertür ebenfalls geöffnet wurde. In dem blauen Licht erkannte er lediglich die Umrisse des Beifahrers. Er war ein magerer Kerl mit einer Baseballkappe auf dem Kopf, deren Schirm in seine Richtung wies. Ein junger Mann, seinem Gang nach zu urteilen. Er konnte sich nicht erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben. So, wie die beiden miteinander umgingen, hatte er den Eindruck, als könnten sie sich nicht besonders gut leiden. Aber der Schein konnte trügen. Anna machte sich an dem Schloss der fünften Halle vom Eingang aus zu schaffen und ging hinein. Der junge Kerl folgte ihr und schloss die Tür hinter sich.
    Keine dreißig Sekunden später hörte er ein weiteres Fahrzeug ankommen. Die Scheinwerfer glitten über das Gelände. Wieder duckte er sich. Das Auto hielt neben dem BMW. Von seinem ungemütlichen Versteck aus sah er, dass es ein Mercedes war. Ein heller 550 SL - derselbe Wagen, der in Rotterdam vor dem Kfz-Betrieb gestanden hatte. Er war sich ganz sicher. Und es war dasselbe Fahrzeug, das in der Nacht, in der er Paul Düring erschossen hatte, an ihm vorbeigefahren war. Zwei Männer stiegen aus. Auch von ihnen erkannte er nur dunkle Umrisse. Das bläuliche Licht der Breitstrahler umgab sie wie eine Aura. Der Beifahrer war kräftig und hoch gewachsen, bestimmt einen Meter neunzig groß, der Fahrer wesentlich kleiner. Beim Laufen zog er ein Bein nach. Die beiden gingen ebenfalls zum Eingang von Halle fünf, und als der Lichtschein der Breitstrahler von oben auf sie fiel, konnte Sil sie deutlicher erkennen. Der hinkende Mann erregte seine Aufmerksamkeit. Er erkannte ihn sofort wieder. Es war einer der Männer aus Rotterdam. Die beiden Neuankömmlinge verschwanden in der Halle.
    Ihm lief es kalt den Rücken hinunter. Der Frauenhandel in Venlo wurde von denselben Leuten kontrolliert wie der Autoklau in Rotterdam. Die Rotterdamer hatten ihn ja auch erst auf die Spur der Venloer gebracht. Er war einem der Männer von Rotterdam aus gefolgt. Das bedeutete entweder, dass es sich um ein und dieselbe Organisation handelte, oder aber, dass zwei Organisationen eng zusammenarbeiteten. Auf jeden Fall steckte Programs4You in der Sache mit drin. Das war sonnenklar.
    Er hatte die Leute aufgespürt, die es auf ihn abgesehen hatten. Die ganze Zeit über hatte Alice für eine Firma gearbeitet, die sich in den Händen der russischen Mafia befand, und er hatte es nicht einmal geahnt. Aber wie hätte er auf die Idee kommen sollen? Anna und ihre Helfershelfer hatten wirklich jedem Sand in die Augen gestreut, indem sie ihre Organisation in eine derart auffällige Verpackung steckten, dass sie jeglichen Verdacht auf illegale Aktivitäten von vornherein lächerlich erscheinen ließ.
    Auf dem kalten Boden hinter dem Müllcontainer arbeitete sein Verstand auf Hochtouren. Antworten auf alte Fragen warfen wiederum neue Fragen auf. Sein früherer Steuerberater, dieser van Doorn mit der ungesunden roten Gesichtsfarbe, hatte doch auf der schrecklichen Party irgendetwas über Anna gesagt. Wie war das gleich? Anna habe Paul finanziell in den Sattel geholfen und ziehe hinter den Kulissen die Fäden. War Paul nichts weiter als eine Marionette gewesen?
    Was für eine Ironie des Schicksals, dass er die Marionette erschossen und die Marionettenspielerin verschont hatte.
    Die wichtigste Frage war nun: Welche Position nahm Anna ein? Eine sorgfältig strukturierte Untergrundorganisation funktionierte nämlich genau wie eine Armee: nach dem so genannten Need-to-know-Prinzip. Die Handlanger wurden absichtlich dumm gehalten. Die Leute in niedriger Position wussten nicht, warum sie bestimmte Dinge taten. Sie erledigten einfach, was ihnen aufgetragen wurde, und hatten keine Ahnung vom Aufbau der Firma, für die sie arbeiteten. Sie wussten nichts von den Wegen, die die Ware nahm, und schon gar nichts über die Hintergründe der jeweiligen Operationen. Außer den Komplizen, mit denen sie auf Raubzug gingen, kannten sie nur denjenigen, der sie beauftragte und der sie bezahlte. Hinzu kam, dass häufig nicht mal ihre Auftraggeber genau Bescheid wussten. Oft waren auch sie nur Befehlsempfänger. An der Spitze der Organisation standen meist nur zwei oder drei Leute, die die Übersicht über die gesamten Abläufe hatten. Die Puppenspieler, die die Fäden zogen. Anna musste eine von ihnen sein, das war inzwischen klar. Dass gestohlene Autos in Containern mit ihrem

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