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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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quälende Minuten später war es ihm immer noch nicht gelungen, das Schloss zu öffnen. Er schäumte vor Wut und hätte dem Container am liebsten einen kräftigen Tritt versetzt.
    Er blickte sich um. Niemand zu sehen. Er überquerte das Gelände und musste an die hundert Meter ohne Deckung zurücklegen. Vor einem etwa vier Meter hohen Schiebetor blieb er stehen. Es führte zu dem Parkplatz vor dem Hauptgebäude von Programs4You, das rechter Hand emporragte.
    Er krallte sich an dem Zaun neben dem Tor fest und kletterte hinauf. Oben angekommen schwang er die Beine hinüber und hangelte sich hinunter. Die letzten anderthalb Meter ließ er sich fallen und landete behände auf dem Asphalt. Er bewegte sich an dem Gebäude entlang, bis er den Parkplatz und die Zufahrt überblicken konnte. Alles lag verlassen da. Kein Auto, nichts. Er lief zurück zum Zaun, kletterte wieder hinüber und kehrte zu dem Container zurück. Er wollte unbedingt wissen, was sich darin verbarg, da er stark vermutete, dass es keine Kulissen waren.
    Er fasste in die Hosentasche und zog eine schwarze Pistole heraus, die HS2000 von Hase. Er wusste, dass er ein hohes Risiko einging. Auf Stahl zu schießen war normalerweise so ziemlich das Dümmste, was man tun konnte. Es bestand immer die Gefahr, dass das Geschoss abprallte und weiß Gott wo einschlug. Aber ihm fiel auf die Schnelle keine andere Lösung ein. Er zog sich hinter einen Müllcontainer zurück und duckte sich, sodass nur seine rechte Gesichtshälfte und sein rechter Arm mit der Waffe dahinter hervorschauten. Er konzentrierte sich auf das Hängeschloss, zielte und drückte ab. Ein ohrenbetäubender Knall hallte zwischen den Lagerhallen und den Containern wider. Die Funken stoben vom Metall. In der Tür des Containers war eine tiefe Beule, etwa eine Hand breit von dem Schloss entfernt. Er zielte noch einmal. Hielt den Atem an. Diesmal traf er genau. Er sprang hinter seiner Deckung hervor und rannte zu dem Container hin. Aber das Schloss war noch intakt, obwohl er sich sicher war, dass er es getroffen hatte. Da fiel ihm die Seilsäge in seinem Rucksack ein.
    Die Seilsäge schaffte, was zwei Kugeln nicht bewirkt hatten, auch wenn es lange dauerte und die Arbeit an dem hin- und herbaumelnden Schloss mühsam war. Endlich - es kam ihm vor wie Stunden, obwohl in Wirklichkeit nur zehn Minuten vergangen waren - konnte er das Schloss abziehen und die Türen des Containers entriegeln. Sein Blick fiel auf die Kühlerfront eines nagelneuen BMW X5 mit niederländischem Kennzeichen. Gewiss keine Theaterrequisite.
    Bingo!
    Er betrat den Container und schaltete seine Maglite ein. Ließ den Lichtkegel durch den Raum wandern. Die Räder des Autos waren mit Spanngurten an Haken festgezurrt, die am Containerboden festgeschweißt waren. Er pfiff zwischen den Zähnen hindurch.
    Seine Intuition hatte ihn nicht getrogen.
    Die Theaterproduktionen, der ganze Betrieb - alles nur Schein. Er musste zugeben, dass es geschickt eingefädelt war. Programs4You stand mitten im Licht der Öffentlichkeit, und das ganze Jahr über reisten Container mit Kulissen, Kostümen und Bühnentechnik rund um die ganze Welt. Schon seit vielen Jahren. Programs4You und Annas Theaterproduktionen waren bekannte, vertraute niederländische Unternehmen. Kein Zollbeamter würde es sich einfallen lassen, die Ladung zu kontrollieren. Es gab keinerlei Anlass dazu.
    Er verließ den Container und schob die Riegel zurück an ihren Platz. Bückte sich und hob die Reste des Schlosses auf. Er kehrte zu der Stelle zurück, an der er über den Zaun gestiegen war, und warf die Stücke auf die andere Seite.
    In dem Moment, als er mit seinen behandschuhten Fingern in den Zaundraht griff und sich hochziehen wollte, hörte er das Geräusch eines Fahrzeugs, das sich rasch näherte. Lichtkegel von Scheinwerfern schwenkten über das Gelände. Schnell ließ er sich zu Boden fallen und rollte sich hinter einen Müllcontainer. Er legte sich flach auf den Bauch, die Fäuste vor sich auf dem Boden, die Ellbogen nach außen abgewinkelt. Er schaute genau in die Scheinwerfer hinein. Das Auto blieb vor dem Tor stehen, das sich automatisch rasselnd und quietschend öffnete, ohne dass jemand ausstieg. Wahrscheinlich wurde es mit einem automatischen Toröffner bedient. Mit angehaltenem Atem blieb er liegen. Das Auto fuhr weiter in Richtung der Lagerhallen. Das Motorengeräusch verstummte. Die Scheinwerfer erloschen.
    In dem bläulichen Licht der Halogenscheinwerfer sah er, dass

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