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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Firmennamen auf ihrem Betriebsgelände standen, konnte unmöglich ohne ihr Mitwissen geschehen. Wenn er herausfand, wer die zweite und eventuell die dritte Person an der Spitze waren, könnte er sein Problem aus der Welt schaffen.
    Er spürte, wie die Kälte vom Boden aus an ihm emporkroch. Er fragte sich, wie er weiter vorgehen sollte. War die Spitzenmannschaft hier und jetzt vollzählig beisammen? Waren das alle? Er beschloss, noch einen Moment abzuwarten, bevor er die nächsten Schritte unternahm. Vielleicht würden noch weitere Mitglieder eintreffen. Er schaute auf die Uhr. Zwanzig nach zwölf. Wenn sich bis Viertel vor eins nichts getan hatte, würde er reingehen.

25
     
    Die hellgrünen Zeiger der Seiko zeigten auf Viertel vor eins, aber er stand nicht auf, sondern blieb flach auf dem Boden liegen. Er hatte ein Geräusch gehört, das in seine Richtung kam und schnell lauter wurde. Schwere Lkw-Motoren.
    Einer nach dem anderen bogen sie auf das Gelände ein, Lkws mit flachen Ladeflächen und Anhängern, insgesamt fünf. Sie waren offenbar nicht zum ersten Mal hier. Sie parkten ordentlich in einer Reihe nebeneinander, als folgten sie einer Choreografie. Dieselqualm wallte durch die kalte Nachtluft. Sil wusste, wozu sie gekommen waren. Und ihm war klar, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als in seiner Deckung auszuharren. Er musste still liegen bleiben und warten, bis sie wieder weg waren. Von seinem Versteck aus beobachtete er, wie die Fahrer und die Beifahrer aus ihren Kabinen sprangen. Einer von ihnen setzte sich in den gelben Gabelstapler und fuhr auf den ersten Container zu. Innerhalb der nächsten Stunde wurden die Container einer nach dem anderen emporgehoben und auf die Ladeflächen der Lkws gestellt. Fahrer und Beifahrer arbeiteten hart an der Sicherung der schweren Ladung, koppelten die Container an die Ladeflächen an. Es herrschte große Betriebsamkeit, doch ihm fiel auf, dass niemand ein Wort sprach. Keiner verständigte sich auch nur per Handzeichen mit einem anderen. Sie nickten einander nicht einmal zu. Sie arbeiteten wie Roboter. Erledigten ihre Arbeit. Routiniert und schweigend.
    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, bis die Motoren einer nach dem anderen wieder zum Leben erwachten und die Lkw-Kolonne das Gelände wieder verließ. Alle, bis auf den letzten Lkw. Während der Beifahrer schon einstieg, betrat der Fahrer die fünfte Lagerhalle. Knapp zehn Minuten später kam er in Begleitung des hinkenden Mannes aus Rotterdam wieder heraus. Ohne erkennbaren Gruß setzte sich der Fahrer wieder ans Steuer und fuhr los. Fast gleichzeitig stieg der hinkende Russe in seinen Mercedes und machte sich ebenfalls auf den Weg.
    Das Gelände lag jetzt still da. Sil sah erneut auf die Uhr. Das Verladen der Container hatte alles in allem gut eine Stunde gedauert. Es war inzwischen fast kurz vor zwei Uhr nachts, und er war völlig durchgefroren. Er fragte sich, was Anna da drinnen noch tat und welche Funktion und welchen Status die beiden Männer besaßen, die bei ihr waren. Anfangs hatte er sie für Leibwächter gehalten, seine Meinung jedoch korrigiert, als der hinkende Russe allein weggefahren war. Es wäre unlogisch gewesen, sich auf dem Hinweg, nicht aber auf dem Rückweg beschützen zu lassen. Also war der Riesenkerl, der aus dem Mercedes ausgestiegen war, vermutlich kein Bodyguard, der Kerl, den er mit Anna zusammen gesehen hatte, dagegen schon. Er kam ihm irgendwie zu jung vor, um bereits zur Spitze der Organisation zu gehören. Der Mann, der eben weggefahren war, musste hingegen einen ziemlich hohen Rang einnehmen angesichts des ansehnlichen Betrags, den er ihm in Rotterdam abgeknöpft hatte. Sil vermutete, dass dieser Mann hauptsächlich für den Waffenhandel verantwortlich war. Das würde die Lieferwagen erklären, die in unregelmäßigen Abständen bei der Autofirma in Rotterdam aufgetaucht waren. Es waren Kunden gewesen. Damals glaubte er, es ginge um Drogen, aber jetzt, da er den BMW-Geländewagen in dem Container gesehen hatte, wusste er, dass Waffen im Spiel sein mussten. Autos aus westeuropäischen Ländern hin, Waffen aus russischer oder jugoslawischer Fabrikation zurück. Das Standardverfahren, das jedem vernünftigen Ermittler bei der Polizei bekannt war. Und ihm auch, dank seines jahrelangen, fast obsessiven Interesses an seinen Zielpersonen. Er hätte sich schon sehr irren müssen, wenn der Hinkende zur Spitzenmannschaft gehört hätte.
    Alles in allem hatte er den Eindruck, dass die Spitze aus

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