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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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konnte nicht riskieren, dass er gestohlen wurde.
    Der Hamburger schmeckte wie das meiste Essen in Autobahnrestaurants: Man kriegte ihn runter. Er erinnerte sich daran, dass das in Frankreich früher einmal anders gewesen war, zu der Zeit, als man noch mit Francs bezahlte.
    Mit vollem Magen setzte er sich wieder ans Steuer seines Toyota und fuhr zurück auf die Autobahn. Er spürte, dass er träge wurde, wie immer nach einer warmen Mahlzeit, und befürchtete einzuschlafen. Er regelte die Innentemperatur auf fünfzehn Grad und wählte eine CD aus, die ihn schon öfter wach gehalten hatte, Infest von Papa Roach. Wer es schaffte, bei dieser Musik einzuschlafen, musste entweder sturzbetrunken, völlig verrückt oder stocktaub sein. Er war nichts davon. Geballte Energie dröhnte aus den Boxen und vertrieb seine Müdigkeit ebenso schnell, wie sie aufgekommen war.
    Bei Aix-en-Provence ging er vom Gas und reihte sich zum wiederholten Mal in eine Schlange vor dem Mauthäuschen für Barzahler ein. Sobald die Schleuse in Sicht kam, drehte er die Lautstärke herunter, um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen.
    Erst als sich die Schranke hob, um ihn durchzulassen, sah er das Polizeiaufgebot. Sechs uniformierte Gendarmen patrouillierten vor den Autos in den Mautschleusen entlang. Ganz offensichtlich waren sie auf der Suche nach irgendetwas oder irgendjemandem. Er wusste nicht, wonach sie suchten, aber ein einzelner Mann war immer verdächtig. Er hielt den Atem an. Versuchte, ein so gelangweiltes Gesicht wie möglich zu ziehen. Nicht verzweifelt, nicht erschöpft, sondern nur gelangweilt und entnervt, wie die anderen Autofahrer auch, die heute noch etwas anderes vorhatten.
    Einer der Polizisten hielt ihn mit erhobener Hand an. Ihm brach der Schweiß aus. Wenn sie seinen Wagen durchsuchten, war er geliefert. In einer der Taschen im Kofferraum befand sich genügend Geld, um ein Einfamilienhaus bar zu bezahlen, und in der anderen genügend Waffen und Munition, um so ein Haus in Schutt und Asche zu legen.
    Der Beamte musterte mit schief geneigtem Kopf sein Kennzeichen, trat einen Schritt zurück und winkte ihn mit einer gereizten Geste durch. Sil hob zum Gruß den Zeigefinger vom Lenkrad und gab Gas. Sobald die Polizisten außer Sicht waren, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Wahrscheinlich suchten sie keinen Niederländer.
    Zu Hause suchten sie allerdings einen. Der Gedanke führte ihn weiter zu dem unvermeidlichen Tag, an dem er zwei ernst blickenden Kripobeamten eine wasserdichte Geschichte würde auftischen müssen. Diesen Tag wollte er möglichst noch hinausschieben. Um eine Woche. Oder zwei. Vielleicht auch länger, so lange, bis er wieder einen klaren Kopf hatte und etwas zur Ruhe gekommen war. Sollen sie doch suchen, dachte er. Je länger sie brauchten, um ihn zu finden, desto besser.
    Nachdem er die Mautstation hinter sich gelassen hatte, wurde die Autobahn kurvenreicher. Auf der rechten Seite erstreckte sich eine ausgedehnte Hügellandschaft mit da und dort ein paar kahlen, hellgrauen Felsen, umgeben von dunklem Bewuchs. Im Westen, genau hinter ihm, färbte die tief stehende Sonne die Landschaft rot. Er stellte seine Spiegel ein, um nicht geblendet zu werden. Papa Roach ging ihm allmählich auf die Nerven. Die Jungs schrien sich die Kehle aus dem Hals und droschen auf ihre Gitarren ein - es war eine der am meisten unterschätzten Bands aller Zeiten. Aber was ihn anging wurde es jetzt höchste Zeit für etwas Ruhigeres. Er war fast an seinem Ziel.
    Unter musikalischer Begleitung von U2 verließ er bei Le Muy die Autobahn und bog auf die D125 ein, eine Landstraße, die sich in südlicher Richtung durch Weinberge und Korkeichenwälder schlängelte. Hin und wieder erhaschte er einen Blick auf die Berge am Meer. Die untergehende Sonne färbte sie rauchblau und den Himmel darüber purpurrot. Er schaltete das Licht ein und schaute auf die Uhr. Kurz vor halb acht.
    In dem Küstenort Sainte-Maxime erreichte er einen Kreisel, neben dem ein McDonald’s aufragte. Beim Anblick des erleuchteten M dachte er unwillkürlich an Susan, verdrängte diesen Gedanken aber sofort wieder.
    Er bog an der ersten Ausfahrt ab und gelangte auf eine Küstenstraße, die am Golf von Saint-Tropez entlangführte. Kilometerweit fuhr er nach Westen. In der Ferne, auf zehn Uhr, glitzerte das Lichtermeer von Saint-Tropez vor dem Hintergrund eines dunklen Bergrückens. Direkt hinter einer Unterführung verließ er die Küstenstraße und kam

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