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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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lassen zu können, und denkt voraus zu der schönen grünen Insel, die ihn und seine Familie erwartet. Luke kennt das Gefühl nur zu gut.
    DerApéro kommt zusehends in Schwung. Gedämpftes, dunkles Stimmgemurmel dringt aus dem Salon d’Honneur, schwillt an und flaut wieder ab. Ein ehrenwerter Salon-Gast hält eine Ansprache, erst in unverständlichem Russisch, dann in unverständlichem Englisch. Peter? Der Wolf? De Salis? Nein. Es ist Emilio Dell’Oro; Luke erkennt seine Stimme vom Tennisclub. Klatschen. Feierliches Schweigen, während all die Ehrenwerten trinken. Auf Dima? Nein, auf den ehrenwerten Bunny Popham, der nun antwortet; Luke erkennt auch diese Stimme, und die Lacher bestätigen es. Er sieht auf die Uhr, holt sein Handy heraus, wählt Ollie an:
    »Noch zwanzig Minuten, wenn er pünktlich ist«, sagt er und beugt sich wieder über den Laptop.
    Oh, Hector. Oh, Billy Boy. Wenn ihr wüsstet, wer eben an mir vorbeigelaufen ist.
    * * *
    Na, Luke, noch eine kleine Spontanpredigt gefällig, bevor ich’s packe? , fragt Hector am Flughafen Charles de Gaulle und trinkt den letzten Rest von seinem Malt.
    Immer. Die Themen Adrian, Eloise und Ben sind abgehakt. Hector hat soeben das Urteil über Billy Boy Matlock gesprochen. Sein Flug wird aufgerufen.
    Bei der Einsatzplanung gibt es nur zwei Gelegenheiten zur Flexibilität – passen Sie auch auf, Lukie?
    Wie ein Schießhund, Hector.
    Einmal beim Ausarbeiten des Plans. Das haben wir gemacht. Und dann erst wieder, wenn der Plan in die Hosen geht. Solange das nicht passiert, halten Sie sich sklavisch an unsere Abmachungen, sonst sind Sie geliefert. Ihre Hand drauf.
    * * *
    Undso war dies die Frage, die Luke sich vorlegte, während er auf den Haufen Kauderwelsch auf seinem Bildschirm starrte und Dima schon beinahe überfällig war: Hatte er an Hectors goldene Worte gedacht, noch bevor Milchgesicht Niki und der Philosophenschädel auf den hochlehnigen Stühlen links und rechts vom Haupteingang Position bezogen? Oder rüttelte erst der Schreck über ihren Anblick die Erinnerung wach?
    Und wer hatte ihn überhaupt als Philosophenschädel bezeichnet? Perry? Hector? Nein, Gail natürlich. Immer wieder Gail.
    Und wie konnte es sein, dass just in dem Moment, als er die beiden entdeckte, das Stimmgemurmel aus dem Salon d’Honneur zum Brausen anschwoll und die Türflügel aufflogen – nein, nur ein Flügel – und Dima ausspien, Dima ganz allein?
    Lukes Dilemma war nicht nur zeitlicher, sondern auch räumlicher Natur. Während Dima von hinten herankam, erhoben sich vor ihm Niki und der Philosophenschädel, so dass er mit eingezogenem Kopf dazwischen saß und nicht wusste, wo er hinschauen sollte.
    Ein Schwall wilder russischer Obszönitäten gleich an seiner rechten Schulter verriet ihm, dass Dima neben ihm zum Stehen gekommen war:
    »Was wollt ihr hier, ihr verwichsten Saftärsche? Willst du wissen, was ich mache, Niki? Pissen gehn! Willst du mir beim Pissen zuschauen? Verpiss dich selber. Piss deinem Dreckschwein-Prinz ans Bein!«
    Drüben in seiner Loge hob sich diskret der Kopf des Portiers. Die unglaublich schicke deutsche Empfangsdame war da weniger diskret; sie drehte sich ganz offen um. Luke für seinen Teil stellte sich eisern taub und tippte sinnlos auf seinem silbernen Laptop herum. Niki und der Philosophenschädel blieben stehen. Sie hatten sich beide nicht von ihrem Platz weggerührt. Vielleicht rechneten sie damit,dass Dima versuchen würde, das Freie zu gewinnen. Doch der setzte mit einem unterdrückten »Fickt euch doch« seinen Weg quer durchs Foyer und in das Stück Korridor zur Bar fort. Er marschierte am Lift vorbei und kam zu der Steintreppe, die zu den Toiletten im Keller hinunterführte. Aber inzwischen war er nicht mehr allein. Hinter ihm standen Milchgesicht und Philosophenschädel, und ein paar Meter hinter ihnen stand der bescheidene, unbemerkte kleine Luke mit Laptop unterm und Regenmantel überm Arm und musste mal.
    Sein Herz hämmert jetzt nicht mehr, seine Füße und Knie fühlen sich stark und elastisch an. Er hört und denkt glasklar. Er kennt sich hier aus und die Leibwächter nicht, und auch Dima kennt das Gelände, was ein weiterer Anreiz für die beiden ist (wenn sie denn einen bräuchten), sich hinter Dima zu halten statt vor ihm.
    Luke ist so verblüfft über ihr unvorhergesehenes Auftauchen wie Dima offenbar auch. Auch er begreift nicht, wieso sie einen Mann schikanieren, der für sie keinen Nutzen mehr hat und der, nach eigener

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