Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
Vom Netzwerk:
Ihnen nicht herunterbeten«, sagte er aggressiv. »Sie können ihn selber lesen, sooft Ihr Herz begehrt. Haben Sie ja sicher schon.«
    »Trotzdem«, sagte Luke. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Perry. Einfach der Vollständigkeit halber.«
    Stellte Luke ihn auf die Probe? Gail glaubte es beinahe. In dem akademischen Dschungel, den Perry so dringend hinter sich lassen wollte, war er berühmt für seine Fähigkeit, ganze Textpassagen gleich nach der ersten Lektüre auswendig zu zitieren. Bei seiner Ehre gepackt, begann Perry nun langsam und ausdruckslos, wie ein Gerichtsbeamter, der eine Zeugenaussage verliest:
    »Dimitri Wladimirowitsch Krasnow, der Mann, den sie Dima nennen, Europadirektor von Arena Multi Global Trading Conglomerate in Nikosia, Zypern, ist bereit, durch Vermittler Professor Perry Makepiece und Anwalt Madam Gail Perkins mit den großbritannischen Behörden Einigung zu verhandeln zu Nutzen für beide Seiten, als Tausch gegen Informationen, welche sehr wichtig, sehr dringend, sehr kritisch sind für Großbritannien Ihrer Majestät. Kinder und Haushalt kehren zurück in zirka ein und eine halbeStunde. Es gibt praktischen Ort, wo Dima und Perry günstig sprechen können ohne Gefahr von Abhören. Gail wird bitte mit Tamara anderen Teil im Haus aufsuchen. Kann sein dies Haus hat viele Mikrophone. Wir REDEN KEIN WORT BITTE bis alle Personen zurückgekehrt sind von Krabbenrennen für Party.«
    »In dem Moment klingelte das Telefon«, sagte Gail.
    * * *
    Perry sitzt so aufrecht da wie ein angepfiffener Schüler. Hände flach auf der Tischplatte wie zuvor, Rückgrat durchgedrückt, Schultern hängend, so sinnt er über die Richtigkeit dessen nach, was er gleich tun wird. Das Kinn hat er abwehrend vorgeschoben, dabei will ihm doch gar niemand etwas, niemand außer Gail, die ihn mit einem Ausdruck würdevoller Beschwörung fixiert – hofft sie jedenfalls, aber vielleicht schielt sie ihn auch nur böse an; sie ist sich nicht mehr sicher, was für Signale sie aussendet.
    Luke klingt unbeschwert, ja nonchalant, was vermutlich Absicht ist:
    »Ich versuche mir nur gerade vorzustellen, wie Sie da gestanden haben müssen«, sagt er lebhaft. »Ein ganz und gar einzigartiger Moment, nicht wahr, Yvonne? Die beiden Seite an Seite in diesem Flur stehend. Lesend. Perry mit dem Brief in der Hand. Gail, die ihm über die Schulter schaut. Beide im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos . So plötzlich mit diesem ungeheuerlichen Ansinnen konfrontiert, auf das Sie in keiner Weise reagieren dürfen. Was für ein Alptraum! Und soweit es Dima und Tamara betrifft, sind Sie ja schon halb mit im Boot, einfach dadurch, dass Sie stumm bleiben müssen. Keiner von Ihnen hat im Zweifel den Nerv, kurzerhand aus dem Haus zu stürmen. Sie sind festgenagelt. Sowohl physisch als auch emotional. Hab ich recht? Vom Standpunkt der beiden heißt das, wunderbar,Sie haben stillschweigend eingewilligt, einzuwilligen. Das ist die Botschaft, die sich Tamara und Dima vermittelt. Ohne jeglichen Vorsatz Ihrerseits. Sie tun nichts, Sie sind einfach nur da, und schon sind Sie Mitspieler in ihrem großen Spiel.«
    »Auf mich wirkten sie schlicht und ergreifend durchgeknallt«, sagt Gail, um ihn wieder auf den Boden zu holen. »Völlig paranoid alle beide, um ehrlich zu sein, Luke.«
    »Paranoid inwiefern?« – Luke, unbeirrt.
    »Woher soll ich das wissen? Allein diese Vorstellung, dass das Haus verwanzt sein soll. Und dass kleine grüne Männchen mithören.«
    Aber Luke zeigt mehr Schneid, als sie erwartet hat. Er kontert scharf:
    »Kam Ihnen das wirklich so unglaubwürdig vor, nach allem, was Sie gesehen und gehört hatten? Wie kann Ihnen nicht klargewesen sein, dass Sie mindestens mit einem Bein im Russenmafia-Sumpf stecken? Als erfahrene Anwältin auch noch, wenn ich das sagen darf.«
    * * *
    Eine lange Pause trat ein. Gail hatte nicht damit gerechnet, mit Luke die Klingen zu kreuzen, aber wenn er auf Streit aus war, den konnte er haben.
    »Die sogenannte Erfahrung, von der Sie sprechen, Luke«, begann sie wütend, »erstreckt sich bedauerlicherweise nicht auf …«, aber da griff schon Perry ein.
    »Das Telefon klingelte«, erinnerte er sie behutsam.
    »Ja. Also gut, das Telefon klingelte«, lenkte sie ein. »Es stand vielleicht einen Meter entfernt von uns. Eher weniger, oder, Perry? Sechzig Zentimeter. Ein Schrillen, als würde der Feueralarm losgehen. Wir kriegten fast einen Herzinfarkt. Sie natürlich nicht, nur wir beide. So ein angestaubtes schwarzes

Weitere Kostenlose Bücher