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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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kauft Gefangene. An Warlords, CIA verkauft gottverdammte Hummer. Cash. Vielleicht auch noch ein paar Kilo Heroin, für Wärter in Guantánamo. Beste Sorte. 999 . Ohne Scheiß, ich schwör, Professor!«
    Soll Perry darüber schockiert sein? Er würde ja gern. Aber ist das schon ein hinreichender Grund, um ihn hinaufzuzerren in diesen klapperigen Ausguck, wo der Wind ihnen in den Ohren heult? Er kann es nicht so recht glauben. Dima auch nicht, argwöhnt er. Die Geschichte scheint eher ein Probeschuss zu sein, Sondierung des Terrains für das, was folgt.
    »Weißt du, was meine Freunde machen mit diesem Geld, Professor?«
    Nein, Perry hat keine Ahnung, was Dimas Freunde, die Hummer aus der Bucht von Mexiko zu afghanischen Warlords schmuggeln, mit ihrem Profit machen.
    »Sie bringen dies Geld zu Dima. Und warum? Weil sie Vertrauen haben in Dima! Viel viele russischen Syndikaten haben Vertrauen in Dima! Nicht bloß russisch! Groß, klein, mir egal! Nehm ich alle! Sagst du englische Spione: Ihr habt schmutziges Geld? Dima wäscht für euch, kein Problem! Ihr wollt anlegen, sparen? Kommt zu Dima! Aus viel kleine Straßen, Dima macht ein große. Sagst du das dein gottverdammte Spione, Professor!«
    * * *
    »Undwie deuten Sie sein Verhalten zu diesem Zeitpunkt?«, fragt Hector. »Der Mann schwitzt, er renommiert, er säuft, reißt Witze. Er sagt Ihnen, dass er ein Gauner und Geldwäscher ist, und prahlt mit seinen korrupten Amigos – aber was sehen und hören Sie wirklich? Was geht in seinem Innern vor?«
    Perry brütet über der Frage, als wäre sie ihm von höchster Instanz vorgelegt worden, denn als solche sieht er Hector zunehmend. »Wut?«, bietet er an. »Gerichtet gegen eine oder mehrere Personen, die erst benannt werden müssen?«
    »Weiter«, befiehlt Hector.
    »Verzweiflung. Ebenfalls erst noch zu definieren.«
    »Wie wär’s mit dem guten alten Hass, nie ganz verkehrt?«
    »Kommt im Zweifel noch.«
    »Rache?«
    »Spielt bestimmt auch mit rein.«
    »Berechnung? Zweifel? Gerissenheit? Ein bisschen mehr Anstrengung, bitte!« – im Scherz gesagt, aber nicht so aufgenommen.
    »Kommt alles dazu. Keine Frage.«
    »Und Scham. Selbstekel? Davon gar nichts?«
    Perry stutzt, grübelt stirnrunzelnd, sieht um sich. »Doch«, räumt er ein, sehr gedehnt. » Doch . Scham. Die Scham des Renegaten. Scham, dass er sich überhaupt mit mir abgibt. Scham über seinen Verrat. Deshalb musste er auch so aufschneiden.«
    »Ich bin ein verdammter Hellseher«, verkündet Hector befriedigt. »Fragen Sie, wen Sie wollen.«
    Perry glaubt ihm auch so.
    * * *
    Perryschildert die langen Minuten des Schweigens, die widerstreitenden Grimassen auf Dimas schweißglänzendem Gesicht im Halbdunkel – wie er sich Wodka nachschenkt, ihn hinunterstürzt, sich übers Gesicht wischt, grinst, Perry grollend anstiert, als zweifelte er an seinem Recht, hier zu sein, herüberlangt und sein Knie packt, damit er ihm auch ja zuhört, das Knie loslässt, Perry neuerlich vergisst. Um schließlich in einem Ton tiefsten Misstrauens eine Frage zu knurren, die offen und ehrlich beantwortet sein will, ehe die sonstigen Geschäfte abgewickelt werden können:
    »Hast du gesehn, meine Natascha?«
    Ja, die hat Perry gesehen.
    »Ist schön, meine Natascha, ja?«
    Perry fällt es leicht, Dima zu versichern, dass Natascha in der Tat sehr schön ist.
    »Zehn Bücher die Woche, zwölf Bücher, ist ihr völlig schnurz. Liest sie alle. Nach so ein Schüler schleckst du dir die Finger ab.«
    Perry kann ihm nur beipflichten.
    »Reitet Pferde, tanzt Ballett. Ski fährt so schön wie Vogel mit Flügeln. Und weißt du? Ihre Mutter. Die ist tot. Hab ich geliebt, diese Frau, okay?«
    Perry gibt bedauernde Laute von sich.
    »Kann sein, ich hab Liebe gemacht mit zu viele Frauen. Manche Männer, sie brauchen große Menge Frauen. Gute Frauen, sie wollen einzige Frau sein. Zu viel Rumgeficke, und sie drehn durch. Sehr schade das.«
    Perry stimmt ihm zu, dass es sehr schade ist.
    » Jesusmaria , Professor!« Er beugt sich vor, rammt Perry den Zeigefinger ins Knie. »Nataschas Mutter, ich liebe die Frau, ich liebe sie so, dass ich zerplatze, hörst du? Liebe, dass mir der ganze Bauch voller Feuer ist. Schwanz, Eier, Herz, Kopf, Seele, alles brennt nur für diese Liebe.« Er fährt sich mit dem Handrücken über den Mund, murmelt »wiedeine Gail, so schön«, kippt einen Wodka, und weiter geht’s. »Ihr Scheißdreckmann knallt sie ab«, eröffnet er Perry. »Weißt du, wieso?«
    Nein, Perry

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