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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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habe und die …«, er zögerte, bevor er das Wort gebrauchte, »… die geheim sind.«
    »Wer sagt das?«
    »Ich.«
    »Undwarum?«
    »Wenn sie zutreffen, könnten sie Menschenleben gefährden. Vielleicht auch Menschenleben retten. Das fällt nicht in mein Ressort.«
    »In meins glücklicherweise auch nicht. Ich bin Talentsucher. Krippenräuber. Meine Bekannten haben eine völlig akzeptable Website. Sie betreiben außerdem hirnrissige Anzeigenwerbung in der Patriotenpresse. Beide Wege stehen Ihnen offen.«
    »Dafür ist mein Material zu dringlich.«
    »Nicht nur geheim also, sondern auch noch dringlich?«
    »Wenn es überhaupt etwas wert ist, dann ist es sogar außerordentlich dringlich.«
    »Das Schicksal der Nation hängt am seidenen Faden? Sprich, an dem Kleinen Roten Buch, das da unter Ihrem Arm klemmt?«
    »Darin ist die Niederschrift.«
    In gegenseitiger Abneigung musterten sie sich.
    »Sie haben aber nicht ernsthaft vor, es mir zu geben, oder?«
    »Doch. Ja. Warum nicht?«
    »Sie lassen Ihre dringlichen Geheimnisse bei Flynn? Damit der eine Briefmarke draufklebt und sie seinen Bekannten in London schickt?«
    »So ungefähr. Woher soll ich das Procedere in eurem Verein kennen?«
    »Und Sie gehen derweil Ihre unsterbliche Seele pflegen?«
    »Ich gehe meiner Arbeit nach. Und Ihre Bekannten gehen ihrer Arbeit nach. Was ist daran verkehrt?«
    »Alles ist daran verkehrt. Bei diesem Spiel, das übrigens mitnichten ein Spiel ist, macht der Bote mindestens die halbe Botschaft aus. Manchmal ist er sogar eine Botschaft für sich. Wohin gehen Sie jetzt? Ich meine, jetzt unmittelbar?«
    »Zurückzu mir.«
    »Haben Sie ein Mobiltelefon?«
    »Natürlich habe ich ein Mobiltelefon.«
    »Schreiben Sie mir die Nummer auf, bitte« – er schob ihm einen Zettel hin –, »ich speichere nie etwas im Kopf, das ist zu unsicher. Und Sie haben einen ausreichenden Empfang bei Ihnen drüben, ja? Die Mauern sind nicht zu dick oder so was?«
    »Ich habe ausgezeichneten Empfang, besten Dank.«
    »Nehmen Sie Ihr Kleines Rotes Buch. Gehen Sie nach Hause und warten Sie auf einen Anruf von jemandem, der sich Adam nennt. Mr oder Ms Adam. Ich werde ein Amuse-Gueule von Ihnen brauchen.«
    »Wie bitte?«
    »Irgendwas, um sie anzuspitzen. Ich kann nicht einfach sagen: ›Ich habe hier einen Kaffeehaus-Kommunisten, der glaubt, eine Weltverschwörung aufgedeckt zu haben.‹ Ich muss ihnen sagen können, worum es geht.«
    Perry schluckte seinen Ärger hinunter und versuchte erstmals bewusst, einen Aufmacher zu formulieren.
    »Sagen Sie ihnen, es geht um einen betrügerischen russischen Banker, der sich Dima nennt«, sagte er zuletzt, als keiner seiner anderen Ansätze greifen zu wollen schien. »Er möchte einen Deal mit ihnen machen. Dima ist die Kurzform von Dimitri, falls sie das nicht wissen.«
    »Klingt unwiderstehlich«, sagte Flynn sarkastisch, nahm einen Bleistift und kritzelte etwas auf den Zettel mit der Nummer.
    Perry saß noch keine Stunde wieder in seinem Zimmer, als sein Handy klingelte und dieselbe aufgekratzte, eine Spur heisere Männerstimme ertönte, der er nun hier im Souterrain lauschte.
    »Perry Makepiece? Wunderbar. Adam der Name. Habe gerade Ihre Nachricht erhalten. Darf ich nur ganz kurz ein paar Fragen auf Sie abfeuern, damit auch klar ist, ob wir nachdemselben Knochen buddeln? Nicht nötig, Ihren Kumpel beim Namen zu nennen. Wir sollten nur sichergehen, dass wir beide über denselben Kumpel reden. Hat er zufällig eine Frau?«
    »Hat er.«
    »So eine dicke Blonde? Typ Barfrau?«
    »Schwarzhaarig und ausgemergelt.«
    »Und die genauen Umstände, unter denen Sie sich über den Weg gelaufen sind? Das Wo und Wie?«
    »Antigua. Auf einem Tennisplatz.«
    »Wer hat gewonnen?«
    »Ich.«
    »Sehr gut. So, und jetzt die dritte Frage: Wie schnell schaffen Sie es nach London, auf unsere Rechnung, versteht sich, und wie bald können wir dieses berüchtigte Dossier von Ihnen in die Finger bekommen?«
    »Zirka zwei Stunden von Haus zu Haus, schätze ich. Es ist auch ein kleines Päckchen dabei. Das habe ich mit in das Dossier geklebt.«
    »So dass es hält?«
    »Ich glaube schon.«
    »Kontrollieren Sie noch mal nach. Schreiben Sie außen ADAM drauf, in großen schwarzen Buchstaben – mit einem Wäschestift oder so was. Dann wedeln Sie damit am Empfang herum, bis jemand Sie bemerkt.«
    Wäschestift? Sprach da der alte Junggeselle? Oder war das eine verkappte Anspielung auf Dimas zwielichtiges Finanzgebaren?
    * * *
    Beflügelt durch Hectors

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