Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
tatsächlich wert, dafür ihren Ruf als gute Journalistin zu riskieren?
Und vor allem, wozu machte dieser Rachefeldzug sie als Mensch? Ihr war klar, ihr Vater hätte nicht gebilligt, was sie tat. Und auch Pinkie war nicht gerade glücklich über ihre Einstellung und machte keinen Hehl daraus, wie unzufrieden er mit ihrem Vorgehen war. Hatten alle anderen recht und sie alleine unrecht? Hatte sie sich in dem Mann geirrt?
Ungeachtet der persönlichen Gefühle, die sie für ihn hegte, tat McKee wahrscheinlich nur, was sein Beruf von ihm verlangte. Trotzdem hielt sie ihn für einen Schuft. Trotzdem fand sie es noch immer unmöglich, wie er die Beweise gegen Thomas präsentiert hatte und wie er mit ihr selber im Gerichtssaal umgesprungen
war. Am wenigsten gefiel ihr, wie er mit ihr sprach, wie er sie ansah und was sie empfand, wenn sie in seiner Nähe war.
Aber – und das war das Allerwichtigste – sie schrieb keine Leitartikel oder Kommentare, sondern machte Nachrichtenberichte, und es ging bei dieser Angelegenheit nicht nur um seinen, sondern auch um ihren eigenen Ruf. Deshalb hatte sie ganz einfach keine andere Wahl, als bei ihren Berichten möglichst objektiv zu sein.
Eine Stunde später war der Beitrag fertig, und sie fühlte sich fantastisch. Leichten Schrittes verließ sie das Gebäude, stieg in ihren Wagen und fuhr heim. Es gab nur einen Namen für das herrliche Gefühl: Erleichterung.
McKee würde sich ohne Zweifel freuen, weil sie ihn endlich in Ruhe ließ, aber sie selber war genauso froh darüber, dass ihr zwanghaftes Verlangen, ihn zu ruinieren, endlich abgeklungen war.
Hunter saß in seiner Wohnung, sah die Abendnachrichten und hielt gespannt den Atem an, als Karis Beitrag begann. Nachdem er geendet hatte, atmete er auf. Sie hatte nur die Fakten aufgezählt und ihm anders als seit Wochen keinen Seitenhieb verpasst.
Gott sei Dank. Diese Hürde hatten sie genommen, und er bräuchte sich in Zukunft keinerlei Gedanken mehr zu machen über diese Frau.
Als er früh am nächsten Morgen den Verhandlungssaal betrat, sah er sich suchend um, bis er sie fand. Bisher hatte sie immer ihren Kameramann durch den Raum
gescheucht und dadurch für Unruhe im Zuschauerraum gesorgt. Heute aber saß sie ruhig auf ihrem Platz und unterhielt sich einfach leise mit dem Mann. Offenbar machte er einen Scherz, denn sie warf den Kopf zurück und lachte auf.
Hunter wurde hart, als das kehlige Geräusch an seine Ohren drang. Während er an ihrer Sitzreihe vorüberging, senkte er den Kopf und erhaschte einen kurzen Blick auf ihr in einen weich glänzenden Seidenstrumpf gehülltes Bein und ihr dunkelgrünes Kleid, das ihm gerade wegen seines braven Schnitts unglaublich verführerisch erschien. Jetzt lehnte sie sich kurz auf ihrem Stuhl zurück und sprach über ihre Schulter mit einem Kollegen, wobei die Silhouette ihrer straffen Brust deutlich zu erkennen war.
Er setzte sich auf seinen Platz und blickte auf die Uhr an der rückwärtigen Wand. Er trug auch eine Armbanduhr, doch die offizielle Uhr über der Tür erlaubte ihm, sich noch mal nach ihr umzudrehen.
Wie aufs Stichwort drehte auch sie selbst in diesem Augenblick den Kopf und sah ihn an.
Ihr erwartungsvoller Blick verriet, dass sie von ihm wissen wollte, ob ihr gestriger Bericht für ihn okay gewesen war. Er nickte ihr kurz zu und drehte sich wieder nach vorne um.
Verdammt! Er musste in einem höchst schwierigen Fall beweisen, dass der Angeklagte ein eiskalter Killer war, und dachte an nichts anderes als das Ziehen in seinem Unterleib.
Diese jugendliche Schwärmerei musste endlich ein Ende haben. Da sie nicht nur unbequem und furchtbar
peinlich, sondern obendrein auch noch gefährlich war. Solange Kari Stewart seine Gegnerin gewesen war, hatten die Gefühle, die er für sie hegte, keinerlei Gefahr für ihn und seine Karriere dargestellt. Diese zahme Kari aber, die ihn lächelnd ansah, war eine Bedrohung.Wenn sie ihn so ansah, konnte er sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren, und von dieser Arbeit hing seine professionelle Zukunft ab.
Deshalb stand er auf, kaum dass der Richter in den Saal gekommen war, und bat in ruhigem Ton: »Euer Ehren, ich beantrage, nichts im Gerichtssaal zuzulassen, was von der Verhandlung ablenken könnte, vor allem keine Kameras.«
Kari rang ungläubig nach Luft. »Dieses Schwein!« Er hatte sie mit seinen Lügen eingewickelt, jetzt aber erneut unter Beweis gestellt, dass er ein eiskalter Manipulator war.
Nachdem er ihren
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