Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
aufgetaucht, und Kari lächelte ihn an. »Bitte ein Perrier mit einer Scheibe Zitrone.«
»Guten Tag, Ms Stewart«, grüßte er sie förmlich.
»Sie kennen mich?«
»Aus dem Fernsehen. Es ist mir eine Ehre, Ihnen zu Diensten zu sein. Darf ich mir die Bemerkung erlauben, dass Sie in natura noch attraktiver als im Fernsehen sind?«
»Das dürfen Sie, und vielen Dank.«
Offenbar in der Erwartung, dass auch er eine Berühmtheit war, wandte sich der Ober Hunter zu. »Ich bin niemand«, stellte der mit einem breiten Grinsen fest. »Aber ich hätte gern einen schwarzen Kaffee.«
»Sehr wohl, Sir.«
Als Hunter wieder Kari ansah, lächelte er noch immer. Er trug seine Brille nicht, und gegen ihren Willen bemerkte sie die feinen Fältchen, die wie Sonnenstrahlen um seine Augen lagen, wenn er sie zusammenkniff.
Er war also attraktiv. Na und? »Warum haben Sie diesen Ort für unser Treffen ausgesucht?«
»Weil er mir gefällt.«
»Mir gefällt er auch, nur ist er nicht unbedingt … ach, egal.«
»Nur ist er nicht unbedingt …?«
»Nur ist er nicht unbedingt die passende Umgebung für das, was wir uns eventuell zu sagen haben. Wissen Sie, was die Männer drüben an der Theke denken?«
Er blickte über seine Schulter, wandte sich ihr wieder zu und beugte sich über den Tisch, da ihr Flüstern nur mit Mühe zu verstehen war. »Gedankenlesen ist nicht gerade eine meiner Stärken. Also, was denken sie?«
Seine verschmitzte, leicht spöttische Art gefiel ihr nicht. »Sie denken, dass ich entweder Ihre heimliche Geliebte oder ein Callgirl bin, das gerade den geschäftlichen Teil unseres Abkommens bespricht.«
Hunter sah erst sie und dann noch mal die Männer an. »Ach ja? Dann sollten sie sich schämen.«
»Ich werde wieder gehen.«
»Warten Sie.« Seine Hand schoss quer über den Tisch und hielt sie fest.
Er war charmant und amüsant und umgänglich. Dabei sollte er ihr gegenüber keins davon sein. Sie wollte nicht, dass er so tat, wie wenn er jemand anderes als der berechnende Opportunist wäre, als der er ihr gegenüber bisher immer aufgetreten war. »Ich habe noch zu tun, Mr McKee.«
»Glauben Sie etwa, ich hätte diesen Treffpunkt absichtlich gewählt, damit Sie sich unwohl fühlen?«
»Der Gedanke ging mir durch den Kopf«, erklärte sie gepresst.
»Verdammt!« Er zog seine Hand auf eine Art zurück, die den Eindruck erweckte, als stoße er sie von sich fort. »Ihnen gegenüber kann man einfach nur verlieren, stimmt’s? Ich habe Sie gebeten, sich hier mit mir zu treffen, weil man hier ungestört miteinander reden kann. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mit mir in einem der näher am Gericht gelegenen Cafés hätten gesehen werden wollen. Dort sind schließlich immer jede Menge Leute, die wir beide kennen.«
Sie hätte aufstehen und gehen können, aber sie blieb sitzen und starrte ihn über die karierte Tischdecke hinweg durchdringend an. Ihm war deutlich anzusehen, wie genervt er von ihr war.
Der Ober wählte diesen Augenblick der Anspannung, um ihre Getränke zu servieren, und nachdem er sich wortlos wieder zurückgezogen hatte, nippte sie an ihrem Mineralwasser und wünschte sich, sie hätte auf ihren Instinkt gehört und das Thema ihres Treffpunkts nie zur Sprache gebracht. Jetzt war er beleidigt, und sie stand wie eine launische Göre da. Anscheinend gab es zwischen ihnen einfach keine Basis für ein friedliches Gespräch. Deshalb brächte sie das Treffen am besten so schnell wie möglich hinter sich.
»Weshalb wollten Sie sich mit mir treffen?«
Er hatte das Thema so lange wie möglich vermeiden wollen. Wann hätte er wohl noch einmal die Gelegenheit, allein mit dieser Frau irgendwo zu sitzen und sie anzusehen? Er hatte sie erneut in die Defensive gedrängt, und jetzt musste er die Taktik ändern, damit sie
ihn nicht sitzen ließ, ohne sich anzuhören, was ihm auf dem Herzen lag. »Geht es Ihnen gut?«
Sie stieß ein leises, überraschtes Lachen aus. »Natürlich geht’s mir gut. Was meinen Sie?«
»Ich kann einfach nicht vergessen, wie krank Sie an dem Abend aussahen, als ich bei Ihnen zu Hause war. Haben Sie sich vollständig von Ihrer …«
»… Fehlgeburt erholt?« Es war nicht zu überhören, dass sie verbittert war. »Ja. Physisch habe ich mich vollständig erholt. Allerdings wird es wahrscheinlich noch sehr lange dauern, bis ich auch psychisch davon genesen bin.«
Weshalb sollte sie Rücksicht auf seine Gefühle nehmen? Schließlich hatte er zu ihrem schlechten körperlichen und
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