Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
emotionalen Zustand beigetragen, obwohl sie nicht hätte beschwören können, dass er ganz allein der Grund für den Verlust ihres Babys war.
Hunter fluchte in Gedanken. Ob sich seine Schuldgefühle jemals legen würden? Natürlich war ihm klar, dass nichts, was er getan hatte, für den Verlust des Babys verantwortlich war. Zumindest nicht direkt. Aber immer, wenn er daran dachte, empfand er ein Gefühl der Übelkeit. Er sollte einfach nicht mehr daran denken, doch wie bei einem schmerzenden Zahn kehrte er immer wieder dorthin zurück und stocherte daran herum, um zu sehen, ob der Schmerz schwächer geworden war.
»Wusste Ihr Mann, dass Sie schwanger waren?«
»Nein, ich habe es selbst erst mehrere Wochen später erfahren, nachdem Thomas … gestorben war.«
Dann musste sie das Kind in einer ihrer letzten gemeinsamen
Nächte empfangen haben. Die Eifersucht, die dieser Gedanke in ihm weckte, breitete sich wie ein Gift in seinem Innern aus. Es war völlig irrational und einfach dumm. Doch er konnte die Vorstellung ganz einfach nicht ertragen, dass sie sich von einem anderen hatte lieben lassen, nicht einmal von ihrem Ehemann.
Sie sollte sich nicht mit einem Fremden über dieses Thema unterhalten, ging es Kari durch den Kopf. Nur kam ihr McKee nicht wirklich wie ein Fremder vor. Weshalb hatte sie nur immer das Gefühl, dass er wusste, was sie dachte?
Sicher lag es an der durchdringenden Art, wie er sie manchmal ansah. Wie in diesem Augenblick. Sie rief ein gewisses Unbehagen in ihr wach, und deshalb stellte sie ihr noch fast volles Glas auf den Tisch zurück. »Mr McKee, ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich Gedanken über meine Gesundheit machen, aber ich kann nicht glauben, dass Sie mich hier treffen wollten, um sich bei mir nach meinem Befinden zu erkundigen.«
Ihr Sarkasmus irritierte ihn. Wie konnte sie nur so verdammt feindselig sein, während er an kaum was anderes denken konnte als daran, wie gut sie ihm gefiel? Was, wenn sie beide ein Verhältnis miteinander und sich hier auf einen Drink getroffen hätten, bevor sie hinauf in eins der Zimmer gingen und sich für den Rest des Nachmittags und den ganzen Abend lang liebten?
Ah, das wäre etwas völlig anderes. Dann bedächte sie ihn nicht mit einem derart bösen Blick, sondern sähe ihn mit einem weichen Lächeln an, da sie wüsste, dass er es kaum noch erwarten konnte, endlich ganz allein mit
ihr zu sein. Dann säße sie dicht neben ihm, sie tauschten kleine, zarte Küsse aus und vielleicht – eventuell – glitte sie mit ihrer Hand an seinem Bein herauf. Vielleicht – eventuell – berührte er absichtlich unabsichtlich mit den Fingerspitzen ihre Brust, und sie täte überrascht, schlüge ihm spielerisch auf die verruchte Hand, sähe ihn aber gleichzeitig begehrlich an.
Verflixt, was tat er da? Wollte er sich selber in den Wahnsinn treiben? Aber, Gott, er sehnte sich danach, mit ihr zusammen zu sein, und fragte sich, was sie wohl täte, zöge er sie einfach in die Arme und bedeckte ihre zusammengekniffenen Lippen so lange mit seinem Mund, bis sie den Kuss voller Leidenschaft erwiderte.
Wahrscheinlich würde sie ihn standrechtlich erschießen, sagte er sich grimmig und zwang seine Gedanken auf den eigentlichen Grund ihres Zusammenseins zurück.
»Sie haben recht. Ich habe Sie nicht auf einen Kaffee eingeladen, um über Ihre Gesundheit zu diskutieren, sondern um Sie zu bitten, das Kriegsbeil zu begraben.«
Sie blinzelte verwirrt. »Was?«
»Sie wissen, wovon ich rede.«
»Ich fürchte, das weiß ich nicht«, erwiderte sie kühl.
»Verdammt, natürlich tun Sie das.« Er faltete die Hände auf dem Tisch und beugte sich ein wenig vor. »Ich weiß, warum Sie mich nicht mögen. Und auch wenn ich das bedauere, kann ich es akzeptieren. Nur gehen Sie dieses Mal zu weit. Sie blockieren die Mühlen der Justiz.«
»Die Mühlen der Justiz!«, rief sie spöttisch aus. »Wo
haben Sie denn diesen Ausdruck her? Sind Sie vielleicht ein Perry-Mason-Fan?«
Statt sie einzuschüchtern, hatte er sich wieder mal total vor ihr blamiert. Am besten appellierte er vielleicht an ihre Vernunft. »Sie behaupten, dass Ihre Berichte immer ausgewogen sind.«
»Das sind sie auch.«
»Nennen Sie ein tränenreiches Interview mit der Mutter des Angeklagten in einem Mordfall etwa ausgewogen?«
»Ich habe keine Schlüsse aus dem Interview gezogen.«
»Das brauchten Sie auch nicht. Das haben die Zuschauer allein getan. Allerdings haben Sie vergessen zu erwähnen, dass die
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