Verruchte Begierde: Roman (German Edition)
Bericht auf einem der Monitore in der Redaktion gesehen hatte, kniff sich Pinkie in die Nase und stellte mit müder Stimme fest: »Jetzt hast du es geschafft, Schätzchen.«
Der Richter hatte McKees Antrag wirklich stattgegeben und zum Ärger aller Fernsehjournalisten Kameras aus dem Verhandlungssaal verbannt. Einzig Zeichner hatten bleiben dürfen, damit es wenigstens ein paar Bilder zu den Berichten gab.
Kari deutete in ihrem Beitrag mehrfach an, dass McKee die Kameras hatte verbieten lassen, damit die Öffentlichkeit möglichst wenig von seinen politischen Machenschaften mitbekam.
»Das ist keine Verleumdung und auch keine Beleidigung.«
»Aber es ist kurz davor.« Pinkie zupfte an seinem fleckigen Polyester-Sportsakko. »Und ich bin es langsam leid.«
»Was bist du langsam leid?«
»Dieses kindische Spiel, das du da treibst.«
»Es ist kein Spiel.«
»Nenn es, wie du willst. Es ist unprofessionell und riecht nach dem schäbigen Journalismus, der mir immer schon ein Dorn im Auge war.«
Aus dem Mund von Pinkie, ihrem treuesten Verbündeten und Freund, taten diese Worte ganz besonders weh. »Tut mir leid, dass du das so siehst.«
»Mir auch.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich fühle mich derart beschissen, dass ich vielleicht Bonnie frage, ob sie sich mit mir betrinken will.« Ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen, schlurfte er aus dem Raum.
Nie zuvor in ihrem Leben hatte sich Kari derart allein gefühlt. Auf der Fahrt nach Hause überlegte sie, warum sie plötzlich deprimiert statt voller Freude war. Sie hatte McKee erneut geschlagen, aber da niemand den Sieg mit ihr zusammen hätte feiern wollen, hatte sie auch selber keinen Spaß daran.
Sie schloss die Tür ihres Apartments auf, betrat den Flur, warf ihre Handtasche auf einen Stuhl, betätigte den Lichtschalter. Und blieb plötzlich stocksteif stehen.
In einem der Sessel in ihrem Wohnzimmer lungerte Hunter McKee. Das Blitzen seiner graugrünen Augen
machte deutlich, wie sehr es ihn befriedigte, dass sein Opfer derart arglos in die Falle gelaufen war.
Sein Mantel lag über der Rückenlehne ihrer Couch. Die Weste und die obersten beiden Knöpfe seines Hemds hatte er aufgemacht, den Knoten der Krawatte gelockert und die Ärmel bis zu seinen Ellenbogen hochgerollt. Die bequeme Pose machte deutlich, dass er schon seit einer ganzen Weile hier in ihrer Wohnung war. Sein Haar war noch zerzauster als gewöhnlich, und in einer Hand hielt er ein halb geleertes Glas.
Ohne den Blick von ihr zu lösen, stand er auf, trank den Rest von seinem Drink und stellte das Glas auf dem Couchtisch ab. Dann trat er hinter dem Tisch hervor und auf sie zu.
»Wie sind Sie hier hereingekommen?«, fragte sie ihn atemlos. Auf einmal empfand sie seinen entschlossenen Gesichtsausdruck und die einschüchternde Kraft seines muskulösen Körpers als beängstigend. Sie hatte seinen maskulinen Zorn geweckt und würde ihn ganz sicher nicht so leicht beschwichtigen.
»Ich habe meinen Abschluss in Kriminologie gemacht.«
»Aber die Alarmanlage …«
»Habe ich ausgeschaltet.«
»Ist sie so leicht zu manipulieren?«
»Es ist sogar ein sehr ausgeklügeltes System.«
»Doch Sie haben es trotzdem geschafft, sie lahmzulegen.«
»Ja. Aber jetzt ist sie wieder angestellt.«
Inzwischen war er ihr sehr nahe. Viel zu nahe, dachte sie. Sie spürte die Hitze seines Körpers, schmeckte seinen
Whiskey-Atem, der auf ihr Gesicht und in den Ausschnitt ihres Kleides traf, roch den leichten Zitrusduft seines Rasierwassers.
Ihr Herz fing an zu rasen.
»Was wollen Sie, Mr McKee?«
»Sie sind ganz schön förmlich. Glauben Sie nicht auch, dass Sie mich duzen sollten, wenn Sie mich schon mit einer solchen Inbrunst hassen? Los, nennen Sie mich bei meinem Vornamen«, stieß er so wütend aus, dass sie erschreckt zusammenfuhr.
In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie einen derart erbosten Mann gesehen. An seiner Schläfe pochte eine Ader. Er hatte gesagt, er hätte seinen Abschluss in Kriminologie gemacht. Vielleicht wusste er ja auch, wie man den perfekten Mord beging.
Allerdings hatte sie nicht wirklich Angst, dass er sie körperlich angreifen würde. Die Art der Gefahr, die von ihm ausging, hatte sie bisher noch nie erlebt.
»Sagen Sie meinen Namen, Kari«, raunte er ihr zu, während er noch näher trat.
»Nein.«
Er umfasste ihr Gesicht unsanft mit beiden Händen und zwang sie, ihn anzusehen, während er mit einem Daumen über ihre Unterlippe strich. »Sagen Sie meinen Namen«,
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