Verruchte Lady
schlug die Faust des Angreifers zur Seite.
»Geh mir aus dem Weg, du Bastard. Ich habe die Droschke zuerst gesehen.«
»Den Teufel haben Sie.«
Der erste Mann machte erneut Gebrauch von seinen Fäusten, um seinem Anspruch auf das Gefährt Geltung zu verschaffen. Jemand anders schrie auf, als der Hieb des Mannes danebenging und einen Unbeteiligten traf. Ein vierter Mann fluchte.
Meredith runzelte die Stirn. »Wir gehen besser aus dem Weg. Ich wünschte mir, Anthony würde sich etwas beeilen.«
Phoebe begann, sich mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ins Foyer zurückzuziehen, aber inzwischen brach ein wildes Handgemenge aus. Phoebe wurde hin und her geschoben. Damen kreischten. Das Geräusch von zerreißender Seide veranlaßte Phoebe, über ihre Schulter zurückzublicken. Eine Frau schlug zornig auf zwei junge Rüpel ein, die das allgemeine Durcheinander nutzten, um sich unerlaubte Freiheiten herauszunehmen.
Phoebe ließ ihre Handtasche auf den Kopf des ihr am nächsten stehenden Dandys sausen. Sie traf ihr Ziel genau, und der Bursche schwankte. Mit einer erstaunlichen Behendigkeit schnappte er sich die Handtasche und versuchte wütend, sie ihr aus der Hand zu reißen.
Sie zerrte verzweifelt an den Griffen ihrer Handtasche, doch sie rissen durch, und der kleine Beutel verschwand auf Nimmerwiedersehen unter den Füßen der Leute.
Die Frau, die sich gegen die beiden Kerle zur Wehr gesetzt hatte, nutzte die momentane Verwirrung, um sich im Foyer in Sicherheit zu bringen.
Phoebe drehte sich um und stellte fest, daß die wogende Menge sich zwischen sie, ihre Schwester und ihre Mutter geschoben hatte. Sie sah sich ängstlich um. Die Menschenmasse hob und senkte sich wie Treibgut auf stürmischer See und machte es ihr unmöglich, irgend jemanden zu entdecken.
Ein betrunkener Bursche taumelte ihr entgegen, als sie gerade auf Zehenspitzen stand, um über die Köpfe der Leute zu blicken. Phoebes linkes Bein gab nach, und sie verlor das Gleichgewicht.
»Verdammt.« Phoebe stolperte, aber es gelang ihr, sich auf den Beinen zu halten. Sie raffte ihre Röcke und versuchte, sich in Richtung der Lichter des Foyers zu schieben.
Plötzlich legte sich ein Männerarm um ihre Taille.
Phoebe schrie empört auf und versuchte, sich freizumachen. »Lassen Sie mich los, Sie unverschämter Kerl.«
Der Mann erwiderte nichts. Statt dessen zerrte er Phoebe unbarmherzig durch die Menge. Phoebe schrie erneut auf, dieses Mal viel lauter. Um sie herum wimmelte es von Menschen, aber niemand achtete auf ihre Hilferufe. Alle waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich selbst vor der Menge zu schützen, die jederzeit in einen heftigen Tumult auszubrechen drohte.
Neben dem Kerl, der Phoebe festhielt, tauchte ein zweiter Mann auf.
»Biste dir auch sicher, daß das das richtige Mädchen is’?« zischte er, während er Phoebes fuchtelnden Arm packte.
»Das will ich doch wohl hoffen«, schnauzte der erste. »Sie hat ’n gelb-grünes Kleid an, genau wie man uns gesagt hat. Ich sage dir eins - ich geh’ bestimmt nich’ noch mal zurück, um irgend ’n anderes Mädchen zu suchen.«
Phoebe schlug verzweifelt um sich. Ihre Finger trafen auf die
unrasierte Wange eines der Kerle, und sie vergrub ihre Nägel so tief es ging in seiner Haut. Der Mann stöhnte wütend auf.
»Verdammte kleine Ziege.«
»Sie is’ ganz schön widerspenstig«, beschwerte sich sein Kumpan. »Is’ wenigstens die Kutsche da, wo sie sein soll?«
»Na klar. Verdammt.«
»Was is’ los?«
»Sie hat mich getreten.«
»Wir ham’s fast geschafft. Mach die Tür auf.« Der erste Mann hievte Phoebe hoch.
Phoebe klammerte sich an der offenen Kutschentür fest. Ihre Finger scharrten auf dem Holz. Sie setzte sich verzweifelt zur Wehr, aber der Versuch war vollkommen sinnlos.
Irgend jemand versetzte ihr einen Schlag zwischen die Schulterblätter und warf sie in die Kutsche. Sie landete auf dem Boden zwischen den mit Kissen versehenen Sitzen.
Der erste Mann schrie den Kutscher an und schwang sich dann selbst in das Fahrzeug. Der zweite Mann sprang hinterher.
Phoebe merkte, wie die Kutsche anfuhr. Sie schrie wütend auf und trat wild um sich, bis es irgendwelchen rauhen Händen gelang, ihre Handgelenke und ihre Beine zu fesseln. Ein Stück schmutzigen Stoffs, das in ihren Mund gestopft wurde, erstickte ihre Hilferufe.
»Himmel«, sagte einer der Männer, während er sich erschöpft in die Kissen fallen ließ. »Was für eine kleine Höllenkatze. Wenn die mir gehören
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