Verruchte Lady
es klappen wird«, warf Anthony nachdenklich ein. »Du kennst Wylde, Meredith. Er mag keinen Klatsch. Wenn er herausfindet, daß Lord Rantley diese Piratengeschichte herumerzählt, dann wird er ihn bestimmt nicht an seinem Unternehmen beteiligen.«
Meredith sah Anthony betroffen an. »Du hast vollkommen recht.« Dann wandte sie sich mit einem Ausdruck des Bedauerns an Lady Rantley. »Ich werde wohl leider mein Versprechen zurückziehen müssen. Unter diesen Umständen kann ich Trow-bridge schwerlich darum bitten, für Ihren Mann zu sprechen. Wylde wird zweifellos sehr böse auf jeden sein, der dieses Gerücht über seine Vergangenheit verbreitet.«
»Nein, warten Sie«, sagte Lady Rantley eilig. »Ich habe keine Ahnung, von wem diese Piratengeschichte stammt, aber ich werde alles unternehmen, um die Leute zum Schweigen zu bringen.«
»Das ist sehr vernünftig von dir, Eugenie.« Lydia ließ endlich ihr Opernglas sinken und schenkte Lady Rantley ein strahlendes Lächeln. »Es ist wirklich äußerst amüsant, so zu tun, als hätte man einen Piraten in der Familie, aber wir sind nicht sicher, ob Wylde diese Geschichte ebenso unterhaltsam findet wie wir. Und wenn Wylde verärgert ist, dann ist er nur sehr schwer zu besänftigen.«
»Und außerdem möchte ich nicht wissen, was Papa sagen würde, wenn er von den Gerüchten über seinen neuen Schwiegersohn erführe«, sagte Meredith mit besorgtem Blick. »Papa ist so kleinlich in solchen Dingen. Er könnte sich verpflichtet fühlen, nur noch mit Herren Geschäfte zu machen, von denen er sicher sein kann, daß sie derartige Geschichten nicht weitererzählen.«
»Da hast du recht«, murmelte Lydia. »Eugenie, ich glaube, Rantley hat erst vor kurzem Anteile an einer Mine von Clarington erworben, nicht wahr?«
»Ja, das hat er tatsächlich. Und wir hoffen, daß das Geschäft ein Erfolg wird«, gestand Lady Rantley vorsichtig.
»Es wäre wirklich bedauerlich, wenn Clarington zu dem Schluß käme, daß er keine Geschäfte mehr mit Rantley machen kann.«
Anthony blickte ernst zu Boden. »Sehr bedauerlich.«
»Ich verstehe.« Lady Rantley erhob sich majestätisch. »Sie können versichert sein, daß das Gerücht umgehend aus der Welt geschafft wird.« Sie segelte aus der Loge.
Phoebe lächelte ihre Mutter, ihren Bruder und ihre Schwester
glücklich an. »Ich wußte schon immer, daß all die langweiligen Wirtschaftssachen, mit denen ihr euch immer beschäftigt, zu irgend etwas gut sein müssen.«
»Ich weiß, daß du uns hin und wieder äußerst verknöchert und langweilig findest, Phoebe«, sagte Anthony. »Aber zumindest sind wir nicht dumm.«
»Ich habe auch niemals den Fehler gemacht, das anzunehmen«, versicherte ihm Phoebe. »Danke, daß ihr Wylde heute abend so unterstützt habt. Wißt ihr, so etwas kennt er gar nicht.«
Lydia sah zum ersten Mal durch ihr Opernglas auf die anderen Theaterbesucher. »Er wird sich daran gewöhnen. Schließlich gehört er jetzt zur Familie.«
Kapitel 20
»Himmel, was für ein Gedränge.« Die Menschenmenge vor dem Theater übertraf noch Phoebes schlimmste Erwartungen. »Ich hatte recht. Wir müssen bestimmt ewig auf unsere Kutsche warten.«
»Und außerdem regnet es«, rief Meredith. »Da wird alles noch länger dauern.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann, damit es etwas schneller geht«, sagte Anthony. »Ihr drei wartet hier. Ich suche einen der Pagen.«
Er verschwand in der Menge elegant gekleideter Theaterbesucher. Phoebe stand mit Lydia und Meredith unter dem Dach vor dem Eingang zum Foyer und beobachtete die wogende Menschenmenge vor dem Theater.
Die Straße war mit Kutschen verstopft, die alle um einen Platz kämpften. Die Stimmung war gereizt. Kutscher schrien einander an, während sie versuchten, ihre Fahrzeuge in eine bessere Position zu manövrieren. Neben Phoebe stritten zwei der Besucher.
»Also, Phoebe.« Lydia lächelte zufrieden. »Hat dir dein kurzer Ausflug aus dem Gefängnis gefallen?«
»Oh, sehr sogar. Ich bin dir wirklich sehr dankbar, daß du dich für mich eingesetzt hast, Mama.«
Meredith warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Um die Wahrheit zu sagen, hat es mich überrascht, daß Wylde dir heute abend gestattet hat, mit uns auszugehen.«
Phoebe grinste. »Mich auch. Aber Mama hat ihn überredet.«
In diesem Augenblick wurde der Streit in ihrer Nähe heftiger. Es erhob sich ein lautes Geschrei, und einer der Männer versetzte dem anderen einen Fausthieb. Der zweite Mann brüllte wütend los und
Weitere Kostenlose Bücher