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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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verbringt zahllose Nächte in der Hölle. Das reicht, um einen Menschen verrückt zu machen. Nur die stärksten von uns überleben.«
    »Sie haben überlebt.«
    »Ja«, flüsterte Alice. »Ich habe überlebt. Und eins der Dinge, die mich am Leben erhalten haben, war die Hoffnung, mich eines Tages an Neil Baxter rächen zu können. Er ist derjenige, der mich zu einem Leben in der Samthölle verdammt hat.«
    Phoebe starrte sie an. »Und was wollen Sie mit mir machen?«
    »Mit Ihnen?« Alice sah sie prüfend an. »Ich nehme an, es wäre recht amüsant für mich, den letzten Teil der Verwünschung für Sie ebenso wahr zu machen, wie er für mich wahr geworden ist.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Wie lautet der letzte Teil des Fluchs?« Alice beugte sich näher. »Irgendwas davon, daß man eine endlose Nacht in der Hölle verbringt, Lady Wylde. Eine Nacht an diesem Ort damit zu verbringen, meinen Kunden zu Willen zu sein, wäre für eine Frau wie Sie gewiß die Hölle.«
    Phoebe erwiderte nichts. Ihr Mund war wie ausgetrocknet. Sie hielt Alices wildem Blick stand, ohne die Augen abzuwenden.
    »Aber so sehr hasse ich Sie nicht«, fuhr Alice leise fort. »Sie sind nur ein Mittel zum Zweck.« Sie streckte die Hand aus, packte das dünne Oberteil von Phoebes leuchtendem Kleid und zerriß den zarten Seidenstoff bis zum Saum. Unter den Fetzen wurde Phoebes Petticoat sichtbar.
    »Warum haben Sie das getan?« fragte Phoebe wütend.
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Ich bezweifle zwar, daß es Ihnen gelingen wird, sich von Ihren Fesseln zu befreien, aber falls doch, wird Sie dieser Aufzug davon abhalten zu fliehen.«
    »Meinen Sie?«
    Alice bedachte sie mit einem kalten Lächeln. »Man kann nie wissen, wem man in den Fluren der Samthölle begegnet, Madam. Es besteht durchaus die Chance, daß Sie ein paar alten Freunden der Familie begegnen. Und Ihr Ehemann wird es Ihnen gewiß nicht danken, wenn Sie seine Ehre und Ihren eigenen Ruf in den Schmutz ziehen, indem Sie sich hier blicken lassen. Außerdem -was wollen Sie denn ohne Kleider machen, wenn Sie erst einmal auf der Straße sind?«
    Phoebe mußte zugeben, daß die Frau nicht ganz unrecht hatte. »Alice, hören Sie mir zu -«
    »Benutzen Sie Ihren Verstand. Bleiben Sie hier und machen Sie keine Schwierigkeiten, bis Ihr Mann Sie auslöst.«
    Alice ließ das zerfetzte Seidenkleid auf den Boden fallen und verließ das Zimmer. Sie machte leise die Tür zu, und Phoebe hörte, wie der Schlüssel im Schloß herumgedreht wurde.
    Sie wartete, bis sie sicher war, daß die Frau den Flur hinabgegangen war. Als alles ruhig war, setzte sie sich wieder auf. Sie drehte sich um und zerrte erneut an der Schublade des Tisch-
    chens. Einen Augenblick später schlossen sich ihre Finger um die kleine Laudanumflasche.
    Phoebe ließ die Flasche fallen, so daß sie in mehrere Teile zerbarst. Sie bückte sich, lehnte sich nach hinten und hob eine der Glasscherben auf.
    Es schien ewig zu dauern, und sie schnitt sich mehrere Male in die Hände, aber am Ende gelang es Phoebe, ihre Fesseln durchzuschneiden. Eilig löste sie das Seil an ihren Beinen und stand auf.
    Im Flur ertönte betrunkenes Gelächter. Phoebe erschauderte. Sie mußte so schnell wie möglich aus diesem Zimmer heraus, aber Alice hatte recht. Sie wagte nicht, sich in diesem Aufzug im Flur blicken zu lassen.
    In der Hoffnung, irgendein Kleidungsstück zu finden, öffnete sie die Tür des Kleiderschranks. Nichts.
    Also ging sie zum Fenster hinüber und blickte hinaus. Die dunkle Gasse lag tief unter ihr. Wenn sie versuchte zu springen, würde sie sich auf jeden Fall mindestens ein Bein brechen.
    Phoebe drehte sich um und sah sich in dem dunklen Zimmer um. Es gab nichts, was sie für ihre Flucht aus diesem gräßlichen Raum benutzen konnte.
    Außer den Bettlaken.
    Sie hechtete zum Bett hinüber.
    In weniger als zehn Minuten hatte sie zwei große Laken sicher zusammengeknotet. Ein Ende des selbstgemachten Seils band sie um den Bettpfosten, und das andere Ende warf sie aus dem Fenster.
    Sie kletterte auf den Sims, packte die Laken und begann, die Wand hinabzuklettern.
    »Phoebe.« Neil Baxters Stimme drang leise aus der Gasse zu ihr hinauf. »Um Himmels willen, paß auf, meine Liebe. Ich komme und hole dich.«
    Der Schock, den Neils Stimme bei Phoebe auslöste, führte beinahe dazu, daß sie die Bettücher losließ. Sie hielt mitten in der Bewegung inne und spähte hinab. »Neil? Bist du es?«
    »Ja. Halt aus. Ich werde dich sicher nach unten

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