Verruchte Lady
Stellung eines Hausmädchens.«
»Eine ganze Menge mehr.« Alice lächelte dünn. »Eine Frau in meiner Position muß ihre Möglichkeiten nutzen.«
Phoebe beäugte sie argwöhnisch. »Und was haben Sie mit mir vor?«
»Ich hatte einen wirklich cleveren Plan ausgearbeitet.« Alice kam zum Bett herüber und blickte auf Phoebe hinab. »Aber ich fürchte, die Zeit wird knapp. Neil wird bald herausfinden, was passiert ist. Also muß ich meinen ursprünglichen Plan aufgeben und anders vorgehen.«
Phoebe rührte sich nicht. »Wovon sprechen Sie? Was für einen Plan hatten Sie?«
»Nun, ich wollte Sie derart in Angst versetzen, daß Sie das Buch verkaufen. Unter meinen Kunden hier in der Samthölle sind ein paar Sammler, und ich habe herausgefunden, daß sie ein wirklich exzentrischer, abergläubischer Haufen sind.«
»Sie haben versucht, den Fluch wahr zu machen, nicht wahr?«
»Ja. Wissen Sie, Neil hat mir alles darüber erzählt. Er hat ziemlich viel über dieses verdammte Buch gesprochen. Nachdem ich den zweiten Teil der Verwünschung inszeniert hatte, wollte ich Ihnen eigentlich eine Nachricht schicken. Ich wollte, daß Sie denken, ein anonymer Sammler wolle Die Lady im Turm kaufen. Ich dachte, bis dahin wären Sie froh, das Ding loszuwerden.«
»Waren Sie vor drei Jahren die Geliebte von Neil?«
»Oh, ja«, sagte Alice verbittert. »Die ganze Zeit über, während er Ihnen gegenüber den ergebenen Lancelot spielte. Er erzählte mir, er habe vor, Ihrem Vater eine Menge Geld abzu- knöpfen. Und außerdem sagte er, er würde mich heiraten, wenn er dieses Ziel erreicht hätte. Er behauptete, ich sei diejenige, die er liebte, nicht Sie. Und naiv wie ich war, habe ich ihm geglaubt.«
»Das ist alles so verwirrend«, flüsterte Phoebe. »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll, und was nicht. Woher wußten Sie etwas von den Katakomben?«
»Dienstbotenklatsch in dem kleinen Dorf in der Nähe von Ihrer Burg.« Alice setzte sich mit der Eleganz einer wahren Dame auf einen Stuhl. »Ich bin eine recht gute Schauspielerin. Es war ziemlich leicht, ein paar Tage die Rolle des Schankmädchens zu spielen. Dabei habe ich alles erfahren, was ich über die Burg wissen mußte.«
»Ich verstehe.«
»Zuerst hatte ich die Absicht, Sie über die Klippen ins Meer zu stürzen. Aber als ich von den Katakomben und dem Geheimgang hörte, reizte mich der Gedanke, statt dessen den Tunnel zu benutzen. Wissen Sie, ich wollte Sie eigentlich nicht umbringen. Nur erschrecken.«
»In der Nacht, als Sie mein Schlafzimmer in Brand gesetzt haben, hätte ich sterben können.«
»Das hielt ich für unwahrscheinlich.« Alice zuckte mit den Schultern. »Ich nahm an, daß Ihr Ehemann bei Ihnen wäre und daß Sie noch nicht schlafen würden. Schließlich sind Sie jung verheiratet, und es geht das Gerücht um, daß Wylde nicht genug bekommen kann von seiner Braut.«
»Und was haben Sie jetzt mit mir vor?« fragte Phoebe.
»Natürlich werde ich ein Lösegeld für Sie fordern. Ihr Mann wird eine Nachricht erhalten, in der steht, daß er Sie zurückbekommt, wenn er mir dafür das Buch gibt. Es ist etwas kompliziert so, aber ich habe wirklich keine andere Wahl. Wie gesagt, Neil hat von meinen Plänen Wind bekommen, und die Zeit wird knapp.«
Phoebe sah sie nachdenklich an. »Warum wollen Sie das Buch, Alice? Was ist so wichtig daran?«
»Ich weiß nicht«, sagte Alice einfach.
»Sie machen sich die ganze Mühe, und Sie wissen nicht einmal, weshalb?« fragte Phoebe ungläubig.
»Ich weiß nur, daß Neil Die Lady im Turm unbedingt zurückhaben will. Das reicht mir.« Alice umklammerte die Stuhllehne, und in ihren Augen blitzte kaum unterdrückte Wut. »Seit seiner Rückkehr hat er von nichts anderem gesprochen, als daß er dieses blöde Buch wiederhaben will. Nun, wenn er es haben will, wird er sich an mich wenden müssen, und ich werde einen sehr, sehr hohen Preis dafür verlangen.«
Phoebe fragte sich, ob sie es vielleicht wirklich mit einer Verrückten zu tun hatte. »Ich glaube, Neil will das Buch aus Sentimentalität zurückhaben.«
»Es muß mehr dahinterstecken«, sagte Alice. »Das kann nicht alles sein. Es ist vollkommen unmöglich, daß Neil eine derartig innige, unendliche Zuneigung für Sie empfindet. Er tut nur so, das weiß ich.«
»Alice, ich glaube, daß Ihr Wunsch, sich an Neil zu rächen, Sie verrückt gemacht hat«, sagte Phoebe sanft.
»Vielleicht.« Alice erhob sich und kam zum Bett hinüber. »Eine Frau mit meinem Beruf
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