Verruchte Lady
wie ein Ritter arbeitet.«
Sie blickte ihn überrascht an. »Was wollen Sie damit sagen, Mylord?«
»Ritter sind dafür berüchtigt, daß sie ihre Missionen auf eine Weise erfüllen, die ihnen beliebt.« Gabriel streifte langsam seine Handschuhe ab. Seine Augen glitzerten in der Dunkelheit, als er sich über sie beugte. »Mißverstehen Sie mich nicht. Sie sind ihren Damen gern zu Diensten, aber auf eine Art, die ihnen angemessen erscheint.«
Phoebe runzelte die Stirn. »Egal, Sie werden sehen, daß meine Führung durchaus sinnvoll und nötig ist, Mylord. Ich kann Ihnen nicht nur wertvolle Informationen geben, sondern Ihnen auch sämtliche Einladungen verschaffen, die Sie brauchen werden.«
»Hmmm. Dagegen kann ich wohl kaum etwas sagen«, räumte Gabriel ein. »Mit Ihren Kontakten können Sie dafür sorgen, daß ich auf denselben Bällen und Soireen eingeladen werde wie Sie.«
»Genau.« Sie bedachte ihn mit einem wohlwollenden Lächeln. »Und auch in anderen Dingen werden Sie feststellen, daß ich Ihnen sehr nützlich sein kann. Wissen Sie, Mylord, wir müssen einfach eng Zusammenarbeiten. Ich möchte zwar nicht darauf herumreiten, aber immerhin war es meine Idee, Nachforschungen über den Verbleib meines Buches anzustellen. Aus diesem Grund ist es nur vernünftig, wenn ich auch die Leitung der ganzen Sache übernehme.«
Gabriel umfaßte ihr Gesicht mit seinen Händen. »Eine innere Stimme sagt mir, daß Vernunft mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun hat.« Er neigte den Kopf.
Phoebe riß die Augen auf. »Mylord, was tun Sie da?«
»Ich werde Sie küssen.«
»Ich denke nicht, daß das vernünftig wäre.« Phoebe spürte, wie ihr Herz raste. Vor ihrem inneren Auge tauchte sein letzter erregender Kuß auf. »Ich glaube, Ritter bewundern die Dame ihres Herzens für gewöhnlich aus der Ferne.«
»Nun, da irren Sie sich.« Gabriels Mund strich quälend langsam über ihre Lippen. »Ritter tun alles, was in ihrer Macht steht, um der Dame ihres Herzens so nah wie möglich zu sein.«
»Trotzdem, es wäre vielleicht am besten, wenn wir -«
Der Rest von Phoebes Protest erstarb, als Gabriel begann, sie auf den Mund zu küssen. Sie umklammerte seine Schultern, gefesselt von der Intensität des Gefühls, das in ihr aufbrauste.
Als er sie das erste Mal geküßt hatte, hatte er Handschuhe getragen. Heute abend spürte sie die unerwartete Rauheit seiner Handflächen auf ihrer Haut. Dies waren nicht die Hände eines Gentleman , dachte sie. Großer Gott, dies waren die Hände eines Kriegers.
Gabriel verstärkte seinen Kuß. Sein Mund war leidenschaftlich und fordernd. Phoebe stellte überrascht fest, mit welch plötzlichem Verlangen sie darauf reagierte. Sie seufzte leise. Ihr Fächer fiel ihr aus der Hand, als sie ihre Arme um seinen Hals schlang.
Ihr war noch schwindliger und atemloser zumute als vorhin beim Tanzen. Gabriel verschlang sie, und zu gleicher Zeit weckte er einen ungekannten Hunger in ihr. Seine Lippen bewegten sich auf ihrem Mund und suchten eine Antwort. Phoebe zögerte. Sie war sich nicht sicher, wie sie mit dieser fremden und vollkommen überwältigenden Sinnlichkeit umgehen sollte, die er in ihr weckte.
Dann fühlte sie Gabriels harten Daumen in ihrem Mundwinkel. Er versuchte, ihre Lippen zu öffnen, und sie gehorchte ihm. Innerhalb eines Augenblicks war er in ihr. Er stöhnte laut, als er in ihre Weichheit eintauchte.
Phoebe war zuvor hin und wieder von einem wagemutigen Verehrer geküßt worden. Diese Zärtlichkeiten, die regelmäßig in irgendwelchen Gärten hinter irgendwelchen überfüllten Ballsälen ausgetauscht wurden, waren vollkommen uninteressant gewesen. Sie hatten in ihr immer nur den Wunsch geweckt, in den Ballsaal zurückzukehren. Auch Neil Baxter hatte sie ein-, zweimal geküßt, aber nie auf diese Weise. Neils Küsse waren unschuldig und höflich gewesen, und Phoebe hatte nie den Wunsch nach mehr verspürt.
Was sie mit Gabriel erlebte, war Leidenschaft. Dies war der Stoff, aus dem die Legenden gemacht wurden. Dies war das Gefühl, von dem sie immer gewußt hatte, daß sie es irgendwann mit dem richtigen Mann erleben würde.
Dies war außerordentlich gefährlich.
Gabriels Finger strichen sanft über ihre nackte Schulter und glitten unter den Rand ihres schmalen Ärmels und begannen, ihn hinunterzuschieben.
Phoebe erwachte vom Schock des Kusses. Ihr war immer noch schwindlig. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und versuchte, ihre Stimme wiederzufinden.
Weitere Kostenlose Bücher