Verruchte Lady
»Mylord, ich denke wirklich -«
Plötzlich bewegte sich etwas in der Dunkelheit hinter Gabriel. Phoebe erstarrte, als sie Anthonys zornige Stimme hörte.
»Nehmen Sie Ihre dreckigen Hände von meiner Schwester, Wylde. Wie können Sie es wagen, sie anzufassen?«
Das Licht des Mondes fiel auf Gabriels kaltes Lächeln, als er sich langsam zu Anthony umdrehte. »Mir scheint, wir haben diese Szene schon einmal durchgespielt, Oaksley.«
»Und sie wird genauso enden wie beim letzten Mal.« Anthony blieb wenige Schritte vor ihm stehen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt.
»Ich glaube kaum«, sagte Gabriel viel zu sanft. »Dieses Mal sieht die Sache etwas anders aus.«
Phoebe war entsetzt. »Hört auf, alle beide. Anthony, Gabriel und ich sind Freunde. Ich erlaube dir nicht, ihn zu beleidigen.«
»Sei keine Närrin, Phoebe.« Anthony blickte sie nicht einmal an. »Er will dich irgendwie benutzen. Darauf kannst du Gift nehmen. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, daß er entweder auf Geld oder Rache aus ist. Wahrscheinlich beides.«
Aus der Dunkelheit drang Merediths besorgte Stimme zu ihnen herüber. »Anthony? Hast du sie gefunden?« Eine Sekunde später tauchte sie hinter einer Reihe von Ziersträuchern auf. Als sie Gabriel erblickte, blieb sie stehen. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen wider. »Großer Gott. Es stimmt also. Sie sind zurück.«
Gabriel sah sie an. »Dachten Sie, ich würde vielleicht nicht wiederkommen ?«
»Ich hatte es gehofft«, flüsterte Meredith mit gebrochener Stimme.
Phoebe wurde von Minute zu Minute ärgerlicher. »Dies alles ist ein Mißverständnis. Anthony, Meredith, ich bestehe darauf, daß ihr euch Gabriel gegenüber höflich benehmt.«
Meredith sah sie an. »Anthony hat recht, Phoebe. Wylde ist nur aus einem einzigen Grund hier. Er ist auf Rache aus.«
»Das glaube ich nicht«, erklärte Phoebe. Trotzig trat sie neben Gabriel. Mit gerunzelter Stirn blickte sie zu ihm auf. »Sie werden nicht über die Dinge sprechen, die sich vor acht Jahren ereignet haben, oder?«
»Niemand braucht sich deswegen ungebührliche Sorgen zu machen«, sagte Gabriel. Er wirkte amüsiert. »Ich habe nicht die Absicht, über alte Geschichten zu sprechen.« Sein Blick fiel auf Merediths Gesicht. »Vor allem nicht über derart langweilige alte Geschichten.«
Meredith rang nach Luft.
Anthony trat drohend einen Schritt vor. »Wollen Sie etwa meine Schwester beleidigen, Sir?«
»Kaum.« Gabriel lächelte höflich. »Ich habe mich lediglich auf Lady Trowbridges durch und durch tugendhaftes Benehmen bezogen. Damit kenne ich mich schließlich aus.«
Phoebe bedachte ihre Geschwister mit einem bösen Blick. Anthony sah zugleich enttäuscht und zornig aus. Meredith stand einfach da, die Hand an der Kehle, eine tragische Figur.
Phoebe hatte genug von all dem Theater. Sie stellte sich zwischen Gabriel und die beiden anderen. »Genug von diesem Unsinn. Hört ihr mich? Ich lasse es nicht zu, daß ihr euch wie die Kinder benehmt. Was vorbei ist, ist vorbei.«
»Halt du dich da raus, Phoebe.« Anthony blitzte sie wütend an. »Du hast bereits genug Ärger gemacht.«
Phoebe reckte trotzig das Kinn. »Gabriel hat uns sein Wort gegeben, daß er nicht über das, was vor acht Jahren passiert ist, sprechen wird, also Schluß damit. Von jetzt an werdet ihr ihn behandeln wie jedes andere ehrenwerte Mitglied der besseren Gesellschaft.«
»Den Teufel werde ich«, knurrte Anthony.
»Gütiger Himmel, was für eine Katastrophe«, flüsterte Meredith.
Gabriel lächelte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Lady Phoebe.« Er zog seine Handschuhe wieder an. »Sie brauchen mich nicht vor Ihrer Familie zu beschützen. Ich kann durchaus selbst auf mich aufpassen.«
Mit einem höflichen Kopfnicken, das allein ihr galt, wandte er sich um und verschwand in der Dunkelheit.
Kapitel 7
Topas.
Gabriel lächelte, als er die Zeitung aufschlug. Er verspürte eine eigenartige Zufriedenheit. Endlich hatte er die Antwort auf eine Frage, die ihn seit Tagen gequält hatte. Phoebes Augen hatten die warme, goldene Farbe von edlem Topas.
Sie erinnerte ihn an die schillernden Fische in den Lagunen der Südsee. Phoebe war ein Geschöpf leuchtender Farben und schimmernden Glanzes. Gestern abend war das Licht der Kronleuchter auf ihr dunkles Haar gefallen und hatte das rote Feuer darin zum Erglühen gebracht. Die fröhlichen Töne ihres Kleides hatten ihn an den Sonnenaufgang über den Inseln der Karibik erinnert. Und als er sie
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