Verruchte Lady
gewesen. Diese Art männlicher Stärke war gefährlich. Aber zugleich war sie unglaublich verführerisch. Phoebe atmete tief ein und versuchte, ihre Fassung wiederzuerlangen.
»Mylord«, sagte sie. »Ich muß Sie fragen, ob Sie heute abend hierhergekommen sind, weil Sie beschlossen haben, mir bei meinen Nachforschungen behilflich zu sein.«
»Ich glaube, Sie kennen die Antwort bereits.«
Phoebe starrte ihn an. Sie war vollkommen aufgeregt. »Das heißt also ja? Sie werden mir helfen, den mordlustigen Piraten zu finden, der Die Lady im Turm gestohlen hat?«
Gabriel verzog unmerklich das Gesicht. »Seien Sie versichert, Lady Phoebe, daß Sie noch vor Saisonende wissen werden, wem Ihr Buch jetzt gehört.«
»Ich wußte es.« Überglücklich schlang sie die Arme um Gabriels Hals. »Ich wußte, daß Sie der Versuchung, einen so verwegenen Auftrag anzunehmen, nicht widerstehen konnten. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll, Mylord.« Sie reckte sich und strich ihm sanft mit den Lippen über die Wange. Dann machte sie eilig einen Schritt zurück. Als ihr klar wurde, was sie getan hatte, spürte sie, wie sie heftig errötete.
Gabriel kniff die Augen zusammen. Er fuhr sich kurz mit der Hand über die Seite seines Gesichts. »Das ist schon ganz nett für den Anfang. Aber ich warne Sie. Wenn ich heutzutage ritterliche Taten vollbringe, sorge ich dafür, daß ich für meine Bemühungen angemessen entlohnt werde.«
»Ich verstehe. Sie sagten bereits, daß Sie sich Ihre Dienste
bezahlen lassen würden.« Phoebe straffte die Schultern. »Ich bin durchaus bereit, Sie angemessen zu bezahlen.«
»Ach, tatsächlich?«
»Wenn es im Bereich des Möglichen ist«, korrigierte Phoebe sich eilig.
»Es wird ganz bestimmt im Bereich des Möglichen liegen.«
Phoebe versuchte, irgendeine Regung in seinem Gesicht zu erkennen. »Welches ist Ihr Preis, Sir?«
»Ich habe ihn noch nicht ausgerechnet.«
»Ich verstehe.« Phoebe wußte nicht genau, was sie davon halten sollte. Sie räusperte sich vorsichtig. »Ich für meinen Teil hatte noch nie ein besonderes Talent für Zahlen und dergleichen.«
»Ich bin sehr, sehr gut darin«, versicherte er ihr leise.
»Oh. Tja, dann müssen Sie mir Bescheid sagen, sobald Sie einen Betrag errechnet haben. In der Zwischenzeit erteile ich Ihnen schon einmal ein paar Anweisungen.«
Gabriel starrte sie an. »Anweisungen?«
»Ja, natürlich. Die ganze Sache ist von großem Ernst, und ich möchte, daß Sie vorsichtig und vor allem diskret vorgehen.« Phoebe trat noch einen Schritt zurück und begann, vor ihm auf und ab zu gehen. Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Vor allem müssen wir die Sache geheimhalten.«
»Geheim.« Gabriel dachte einen Augenblick darüber nach. »Warum?«
»Seien Sie kein Dummkopf. Geheimhaltung ist wichtig, wenn wir den Mörder nicht warnen wollen.«
»Ah.«
Phoebe reckte die Hand nach oben und hob einen Finger. »Geheimhaltung ist das wichtigste. Niemand darf wissen, daß wir gemeinsam an der Sache arbeiten.« Sie hob noch einen Finger. »Zweitens müssen Sie mich immer über Ihre Nachforschungen auf dem laufenden halten.«
Gabriel zog eine Braue hoch. »Sie erwarten regelmäßige Berichte?«
»Ja. Auf die Art werde ich in der Lage sein, Ihre Arbeit zu lenken und zu koordinieren. Ich werde dafür sorgen, daß Sie allen möglichen Spuren nachgehen.«
»Sie trauen mir also nicht zu, all diese Spuren selbst zu finden?« fragte Gabriel.
»Nein, natürlich nicht. Sie waren acht Jahre lang fort, Mylord. Es gibt viele Dinge, von denen Sie nichts wissen. Ich werde in der Lage sein, Ihnen eine Menge wertvoller Hinweise über bestimmte Büchersammler und Buchhändler zu geben. Und dann können Sie diese Informationen bei Ihren Nachforschungen verwenden.«
»Phoebe, ich habe mich bereit erklärt, gewisse Nachforschungen für Sie anzustellen, aber lassen Sie sich gesagt sein, daß ich kein verdammter kleiner Schnüffler bin, den Sie ganz nach Ihren Wünschen herumkommandieren können.«
Sie blieb stehen und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Mir ist durchaus bewußt, daß Sie kein kleiner Schnüffler sind, Mylord. Diese Sache ist viel zu groß für einen kleinen Privatdetektiv. Sie sind ein wahrer Ritter. Mein Ritter. Und Sie werden für mich arbeiten, Mylord. Das verstehen Sie doch, nicht wahr?«
»Ich glaube, ich beginne zu begreifen, wie diese Partnerschaft Ihrer Meinung nach funktionieren soll. Aber ich glaube, Sie haben eine falsche Vorstellung davon,
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