Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)
der sie schützen kann.«
Elliot wurde rot. »Ihr seid nicht der Einzige hier, der mit einer Pistole umzugehen weiß.«
Marcus verschränkte die Arme und starrte Elliot an. »Ich bin Soldat. Ihr seid ein Kleiderständer.«
Elliot kniff die Augen zusammen. »Nur weil jemand etwas Stil hat …«
»Oh, hört auf damit!« Julia ließ den Kopf in übertriebener Verzweiflung auf die Schreibtischplatte sinken. »Ihr könnt beide bleiben. Ihr könnt eine Kreidelinie mitten durchs Haus ziehen und es zwischen Euch aufteilen, wenn Ihr das müsst, aber um Gottes willen hört auf damit, Euch zu streiten.«
»Wir können nicht beide bleiben«, stotterte Elliot. »Was sollen die Leute sagen?«
Julia seufzte. »Wenn Euch so viel am Gerede der Leute liegt - und ich kann mir gerade nichts vorstellen, das mir unwichtiger wäre -, können wir, wenn Ihr wollt, unsere Verlobung in aller Form bekannt geben. Ihr könnt dann behaupten, Marcus wäre Euer Cousin.«
Marcus gab einen protestierenden Laut von sich. Julia
schaute in seine Richtung, aber er verstummte und wandte den Blick ab. Zu seiner Überraschung schüttelte selbst Elliot den Kopf.
»Die Leute wären schockiert, wenn Ihr Euch so rasch wieder verloben würdet.«
Julia wedelte unwirsch mit den Händen. »Die Leute werden sowieso das Schlimmste von mir denken, ganz egal, was ich tue! Ich bin die junge Witwe eines reichen, alten Mannes - und somit sowieso bereits ein unermesslicher Quell des Skandals. Aber ich bin eine reiche Witwe, keine behütete Jungfrau, und mit ein bisschen Geld lässt sich jeder Skandal im Keim ersticken.«
Sie stützte die Fäuste auf die Hüfte und starrte die beiden Männer an. »Was glaubt Ihr, was das schlimmere Gerücht wäre: dass ich mich zu schnell wieder verlobe oder dass ich hier meine eigene, kleine Ménage-à-trois unterhalte?«
Elliot konnte darauf nichts erwidern, aber Marcus sah aus, als wollte er es. Ein Teil von ihr wünschte, er würde es tun. Der Teil von ihr, der ihm nicht zu widerstehen vermochte, wünschte sich sehnlichst, er würde von ihr verlangen, ihr Versprechen Elliot gegenüber zu brechen, und sie als die Seine reklamieren.
Was natürlich das Schrecklichste wäre, was passieren könnte. Und deshalb war sie froh, dass er es nicht tat.
Sehr froh. Gewiss.
Widerwillig ging Elliot davon, um die Vorbereitungen zur zweiten Wassereinholaktion zu organisieren, aber Marcus blieb noch ein bisschen, als er gegangen war.
»Ménage-à-trois?«
Sie unterdrückte ein Lächeln. »Keine Sorge. Ich werde niemandem erzählen, dass ich das gesagt habe.«
Er schüttelte den Kopf. »Die meisten Damen wissen nicht einmal, dass es so etwas gibt.«
Julia hob den Blick und schaute ihm fest in die Augen.
»Ich bin kürzlich aus dem »Die meisten Damen«-Klub ausgetreten, habt Ihr das nicht bemerkt?«
Er lachte. »Doch, doch. Ich glaube, der Löwe hat mich davon überzeugt. Oder vielleicht auch die jonglierenden Stallburschen.«
Sie blinzelte. »Das habt Ihr gesehen?«
Er zwinkerte ihr zu. »Keine Sorge. Ich werde niemandem erzählen, dass ich das gesehen habe.« Dann legte er den Kopf schief und musterte sie neugierig. »Euer Französisch ist ausgezeichnet.«
»Danke.« Sie senkte den Blick auf die Platte ihres Schreibtisches. »Eine Französin hat es mir beigebracht … als ich noch sehr jung war.«
»Hm.« Sein Blick ruhte weiterhin auf ihr. »Gibt es eigentlich nichts, was Ihr nicht könnt?«
»Singen«, erwiderte sie wie aus der Pistole geschossen und lächelte. »Ich treffe keine einzige Note. Papageien fliehen krächzend, wenn sie meine Stimme hören.«
Sie lächelte noch immer, während sein Gelächter ihm den Flur hinunterfolgte.
Elliot ließ Marcus nicht aus den Augen, während sie beide die letzten Anstrengungen dirigierten, den Brunnen zu säubern. Er hatte nicht mit Marcus’ Beharrlichkeit in seinem Werben um Julia gerechnet. Elliot zog eine Grimasse. Es war besorgniserregend, wie sehr sie sich von Minute zu Minute von ihm abzuwenden schien.
Igby, Igby und Igby hatten einander an der Zweimannpumpe abgewechselt, wobei sich immer einer von ihnen für kurze Zeit ausruhte. Julia hatte ihm gesagt, er solle sich nicht die Mühe machen, sie voneinander unterscheiden zu wollen. »Ich glaube, sie wissen es manchmal selbst nicht genau«, hatte sie lachend hinzugefügt.
Der glatzköpfige tätowierte Koch, Meg, hatte einen Wasserfilter
gebaut, eine Kiste mit sauberem Sand, sodass jeder Eimer voll Wasser noch an Ort und Stelle
Weitere Kostenlose Bücher