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Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four)

Titel: Verruchte Nächte - One Night with a Spy (03 Royal-Four) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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stützte sich mit den Händen ab und stand unsicher auf, um der Kälte zu entkommen.
    Er schaute nach oben. Weit über sich sah er einen schwachen Lichtring, der ihm sagte, dass der Brunnendeckel fest an seinem Platz lag. »Hallo? Ha-llo?« Sein Rufen hallte von den engen Wänden wider und verursachte ihm solche Kopfschmerzen, dass er zusammenzuckte. Er bezweifelte jedoch, dass seine Stimme den schweren Deckel durchdrungen hatte.
    »So, das sieht nicht gut aus.« Er versuchte tief und ruhig gegen die aufsteigende Panik anzuatmen. Mit geschlossenen Augen versuchte er nachzudenken. Er war ein schlauer Bursche. Ihm würde schon etwas einfallen.
    Erstens: Wenn bis jetzt noch niemand herausgefunden hatte, wo er war, dann war es ziemlich unwahrscheinlich, dass es noch passieren würde. Zumindest rechtzeitig.

    Zweitens: Das Wasser im Brunnen stieg um etwa fünfzig Zentimeter pro Stunde, das hatten Beppo und er am Vortag errechnet. Wenn er nicht innerhalb der nächsten zwei Stunden gefunden wurde, musste er schwimmen.
    Drittens: Er schwamm nicht schlecht und würde sich wahrscheinlich ein paar Stunden über Wasser halten können, aber wie lange würde er der Kälte trotzen, die schon jetzt dazu führte, dass ihm die Knochen wehtaten?
    Oh, die Kälte galt wahrscheinlich als vierter Faktor. Oder nicht? Er rieb sich die Schläfen, aber das Pochen hörte nicht auf.
    Fünftens: Die glitschigen, fest aufeinandergefügten Steine boten ihm keinerlei Halt zum Klettern. Wenn das Wasser also so hoch gestiegen wäre, dass er den Deckel erreichen konnte, war er wahrscheinlich bereits vor Erschöpfung und Kälte gestorben.
    »Marcus, wenn Ihr mich umbringt, um die schöne Dame zu gewinnen, dann werde ich Euch als Geist erscheinen, bis Ihr ein sehr, sehr alter Mann seid.« Wahrscheinlich würde der Kerl dann immer noch besser aussehen als er jetzt.
    Für ihn sprach, dass die Dienstboten von Barrowby eine ganze Weile direkt aus dem Brunnen Wasser holen würden, denn das Rohr, das auf halber Höhe aus einer Wand ragte, wäre erst in einigen Stunden wieder zu nutzen.
    Jedoch, wenn er Igby wäre - oder Igby oder Igby -, würde er die letzten Reste von lauwarmem Seewasser verwenden, bevor er sich die Mühe machte, schwere Wassereimer aus zehn Meter Tiefe heraufzuholen.
    Das Wasser war ihm bis zum halben Oberschenkel gestiegen, während er über seine Lage nachgedacht hatte. Elliot starrte nach oben zu dem Lichtring und hoffte inständig, dass irgendjemand einen plötzlichen, unkontrollierbaren Durst auf klares, kühles Brunnenwasser entwickelte.

    Julia kam um die Ecke in die Empfangshalle und stieß fast mit Marcus zusammen. »Habt Ihr Elliot gesehen?«, fragte sie ihn ohne Umschweife.
    Er grinste sie an. »Elliot ist verschwunden? Egal, wohin er gegangen ist, er muss eine Schweißfahne hinter sich herziehen.«
    Sie erwiderte sein Lächeln nicht. »Ich mache mir Sorgen. Er hat versprochen, mir mit den Pferden zu helfen, wenn die Arbeit am Brunnen erledigt ist.«
    Marcus runzelte die Stirn. »Warum habt Ihr nicht mich um Hilfe gebeten?«
    Julia wandte den Blick ab. Wie konnte sie ihm erklären, dass sie sich nicht zutraute, irgendetwas mit ihm zu machen, da sie sich jedes Mal dabei ertappte, dass das Verlangen sie überkam, ihn … okay, Verlangen musste reichen, genauer wagte sie nicht einmal gegenüber sich selbst zu werden.
    »Das tut jetzt nichts zur Sache. Ich weiß, dass er es nicht vergessen hätte. Außerdem ist sein Pferd noch hier.«
    Marcus verschränkte die Arme und lehnte sich mit einer Schulter an die Wand. Er sah aus wie ein Lord.
    Sie blinzelte. Wie war sie denn auf diese Idee gekommen? Sie kannte den englischen Adel so gut wie ihren eigenen Stammbaum. Es gab keinen Marcus Blythe-Goodman im Oberhaus.
    »Ich weiß, dass Ihr Elliot mögt, Mylady«, sagte er. »Aber wir wissen beide, dass er nicht gerade zuverlässig ist.«
    Sie legte den Kopf schief. »So? Tun wir das? Und woher, wenn ich fragen darf?« Auch sie verschränkte die Arme, spiegelte seine Haltung. »Er hat so hart wie Ihr gearbeitet, als es darum ging, das Wasser zum Haus zu schaffen, er war an Eurer Seite während des Stallbrandes in der vergangenen Nacht, und er hat den ganzen Tag damit zugebracht, mit Euch den Brunnen zu säubern.«

    Er zog die Brauen zusammen. »Das stimmt. Ich frage mich, warum ich dann diesen Eindruck von ihm habe.«
    Sie zog eine Braue hoch. »Weil er sich große Mühe gibt, diesen Eindruck zu erwecken. Ich hatte gedacht, es wäre Euch

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